Mülheim. An einer Mülheimer Grundschule konnte mit Fördermitteln der Schulhof von Beton befreit werden. 280 Schüler freuen sich über mehr Spielraum.
Das neue Klettergerüst auf dem Schulhof der Grundschule Filchnerstraße bringt nicht nur die Kinder in Bewegung. Sondern ist auch gut fürs Klima: Etwa 250 Quadratmeter des Pausenhofs wurden entsiegelt, teilweise begrünt und mit einer neuen, hölzernen Kletterlandschaft ausgestattet. Weitere Betonflächen sollen bald aufgebrochen und neu gestaltet werden. Ein Vorbild für zahlreiche Schulen der Stadt, die ebenfalls Bedarf haben.
Der Pausenhof der Heißener Grundschule an der Filchnerstraße ist eine typische Betonwüste, wie sie in den Siebziger Jahren gebaut wurde. Rund 3000 Quadratmeter Fläche, die zum Großteil aus Asphalt besteht. Die meisten Schulhöfe der Stadt sind so angelegt – nicht nur eine bewegungsfeindliche Umgebung für die Kinder, sondern auch schädlich fürs Klima. Denn versiegelte Flächen verhindern eine Versickerung des Regenwassers, das stattdessen in den Abwasserkanal geleitet und aufwendig aufbereitet werden muss. Auf der neuen Fläche im hinteren Teil des Schulhofs ist nun ein naturnahes Areal mit einem neuen Kletter- und Balancierspielgerät entstanden. Mit Quadersteinen zum Sitzen und Hecken als Abgrenzung zum asphaltierten Teil des Schulhofs. Auf den Holzschnipseln und der Wiese lässt es sich besser spielen und das Wasser kann im Boden und ins Grundwasser versickern.
Kinder sammelten in Projektwoche Ideen zur Umgestaltung des Schulhofes
Schulleiterin Sigrid Graf freut sich, dass ihre Schüler nun endlich mehr weiche Fläche haben, um klettern und toben zu können. Immerhin sind bereits vier Jahre seit der Antragstellung und den ersten Planungen vergangen. „Damals sind wir gestartet mit in einer Projektwoche, in der die Kinder erste Ideen für die Umgestaltung des Schulhofes gesammelt haben“, erinnert sie sich. „Die Asphalt-Fläche war langweilig für die Kinder, da musste mehr passieren, auch um sie sportlich zu aktivieren.“
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Die Schule wandte sich an den Mülheimer Sportbund (MSS), der wiederum ein Gestaltungskonzept mit der Schule und einem externen Büro, „Stadtkinder“ aus Dortmund, entwickelte. Neben der Kletteranlage wurden zudem noch ein Fußballtor, ein Fang- und ein Basketballkorb auf dem Hof installiert. Auf Grundlage dieses Konzeptes konnten Fördermittel aus unterschiedlichen Töpfen akquiriert werden. Federführend stand der Schule die Emschergenossenschaft mit der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ bei der Planung, Finanzierung und Umsetzung zur Seite.
Maßnahmen zum besseren Umgang mit Wasser
Nicht erst die Hochwasserkatastrophe hat gezeigt, dass es notwendig ist, die Abwasserkanäle zu entlasten. In Zeiten des Klimawandels, von Starkregen und Sturzfluten müssen Städte zwangsläufig darüber nachdenken, wie man anders und besser mit Wasser umgeht. Daher hat sich Mülheim 2018 der Zukunftsinitiative der Emschergenossenschaft angeschlossen.
Mit der 2014 gegründeten Zukunftsinitiative (ZI) „Wasser in der Stadt von morgen“ arbeitet die Emschergenossenschaft zusammen mit den Städten an Maßnahmen für die Verbesserung des Stadtklimas. Dafür stehen den Städten im RVR-Gebiet bis 2030 rund 250 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2040 sollen 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt werden und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden.
Die Genossenschaft und das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes NRW steuerten 26.000 Euro zu der insgesamt 65.000 Euro teuren Maßnahme bei. Der Rest wurde aus anderen Fördertöpfen, etwa aus dem des Bundes zum Ausbau des Offenen Ganztages, aus Sponsoren- und Stiftungsgeldern finanziert.
Kommunen unterstützen, um möglichst viele Flächen zu entsiegeln und begrünen
Die Initiative der Emschergenossenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, Kommunen dabei zu unterstützen, möglichst viele Flächen zu entsiegeln. „Wir setzen uns dafür ein, dass weniger Wasser in die Kanäle fließt“, erklärt Andreas Giga, Leiter der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ von Emschergenossenschaft und Städten, zu denen auch Mülheim gehört. „Ein Baustein davon ist die Entsiegelung von Flächen. Hier konnten wir 250 Quadratmeter von der Kanalisation abkoppeln und ins Grundwasser bringen.“
Gesamtstädtisch gesehen zähle jede Fläche, um das im Mülheimer Klimaanpassungskonzept geforderte Ziel, langfristig Treibhausgase zu senken, zu erreichen, so Ulrike Marx, Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz bei der Stadt. Zudem sei Heißen seit drei Jahren Sanierungsquartier und der Schulhof werde häufig von den vielen Kindern aus der Nachbarschaft als Spielplatz genutzt. Gerade in Coronazeiten ein wichtiger Ort, um Kinder in Bewegung zu bringen. Gerne würden die Beteiligten noch viel mehr Schulhöfe derartig umgestalten und von Beton befreien. Doch dafür fehlt es bei der Stadt vor allem an personellen und finanziellen Kapazitäten.