Mülheim. Am 15. Mai stehen in NRW Landtagswahlen an. Christian Mangen (FDP) möchte seinen Sitz im Landtag verteidigen. Wie der Mülheimer tickt.

Seit 2017 sitzt er im Landtag, für ihn ein „wahnsinniges Gefühl, diesen unglaublich verantwortungsvollen Job zu machen“ – den er nun für weitere fünf Jahre übernehmen will: Christian Mangen kandidiert bei den anstehenden Landtagswahlen am 15. Mai erneut für Mülheimer FDP.

Der 50-jährige selbstständige Rechtsanwalt fungiert für seine Landtagsfraktion derzeit als Sprecher für Rechtspolitik und Haushaltskontrolle. Außerdem ist er Mitglied des NRW-Innenausschusses. Wer ihn nach seinem Herzensthema fragt, muss daher nicht lange auf eine Antwort warten: „Innere Sicherheit.“

Angsträume in NRW: Keine No-go-Areas in Mülheim

Er habe sich unter anderem dafür eingesetzt, die Ausbildungsquote bei Polizistinnen und Polizisten zu erhöhen und es Realschülerinnen und Realschülern zu ermöglichen, in den Polizeidienst einzusteigen. Auch, um mögliche Angsträume in NRW zu bekämpfen – von denen es in Mülheim aus Mangens Sicht allerdings keine gebe: „Wir haben das große Glück, dass wir keine No-go-Area in der Stadt haben.“

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Pech hätten die Mülheimerinnen und Mülheimer allerdings mit dem öffentlichen Personennahverkehr. „Er ist der schlechteste und teuerste, den ich kenne“, kritisiert Mangen, der von 2009 bis kurz nach seinem Einzug in den Landtag als Stadtrat für die FDP aktiv war und daher die Lokalpolitik gut kennt.

FDP-Landtagskandidat kritisiert ÖPNV in Mülheim

Seiner Meinung nach muss vor allem die Auslastung der Straßenbahn- und Buslinien überprüft werden. Rund um den Kahlenberg würden beispielsweise zwei Bahnen und ein Bus fast dieselbe Strecke abdecken – trotz geringer Auslastung. „Viele finden, es sei grotesk, darüber nachzudenken, dass man Straßenbahnlinien abschafft. Aber nein, so ist das nicht. In Wesel fahren zum Beispiel nur Busse. Und das sogar kostendeckend.“

Letzteres ist ein wichtiger Punkt für Mangen. Denn obwohl er den ÖPNV in Mülheim als „viel zu teuer“ kritisiert, hält er nichts vom kostenlosen Bus- und Bahnfahren. „Das klingt erst mal so schön. Aber wollen wir auch kostenloses Brot verteilen, wie es in der DDR gemacht wurde?“, so Mangen. „Wenn ich etwas nutze, das etwas kostet, muss ich eine Leistung dafür zahlen. Der Fahrradfahrer zahlt sein Fahrrad schließlich auch.“

Mülheimer Landtagskandidat gegen kostenlosen Nahverkehr

Ein kostenloser ÖPNV würde „wahnsinnig viel Geld kosten“. Das könne sich Mülheim, dessen Verschuldung bei über zwei Milliarden Euro liegt, schlichtweg nicht leisten. Vielmehr müsse die Stadt sparen, auch beim Personal. „Mülheim leistet sich unheimlich viele Mitarbeiter. Ich denke, man sollte die Aufgaben besser strukturieren“, so Mangen. Seine Forderung: „Es muss in Mülheim eine Schuldenbremse geben.“

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Im Gegensatz zum ÖPNV zum Nulltarif könne sich die Stadt hingegen kostenfreie Parkplätze leisten. „Wenn wir das Autofahren schwer machen wollen, dann hat Mülheim alles geschafft, was menschenmöglich ist. Und wenn wir darüber reden, wie wir die Stadt wieder attraktiver machen, müssen wir hinterfragen, ob das richtig war. Ich glaube nicht“, sagt Mangen.

Landtagskandidat Christian Mangen fordert kostenlose Parkplätze statt kostenlosen ÖPNV in Mülheim.
Landtagskandidat Christian Mangen fordert kostenlose Parkplätze statt kostenlosen ÖPNV in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Innenstadt als „Nahversorgungszentrum“ neu denken

Er selbst sei zwar vor allem zu Fuß oder mit Bus und Bahn unterwegs, erwarte dies aber nicht von anderen Bürgerinnen und Bürgern. In der Schaffung besserer Parkmöglichkeiten sieht er daher die Chance, die Innenstadt zu beleben. Dies werde schließlich zu einer immer größeren Herausforderung: „Durch die Corona-Zeit haben selbst Männer im fortgeschrittenen Alter wie ich gelernt, wie man online shoppt. Das macht es der Stadt nicht unbedingt leichter.“

Mangen plädiert dafür, das Konzept Innenstadt neu zu denken: Als „Nahversorgungszentrum“ sollten sich künftig neben Geschäften vermehrt Dienstleisterinnen und Dienstleister im Zentrum ansiedeln, wie Ärzte, Architekten oder Rechtsanwälte.

FDP-Landtagskandidat hält an Präsenzunterricht fest – trotz Kritik

Aufholbedarf sieht der Landtagskandidat auch bei der Digitalisierung, insbesondere an den Schulen. In Pandemiezeiten sei eine gute Ausstattung die Chance, um Unterrichtsausfall verhindern. Daher müssten die Schulen etwa mit mehr iPads ausgestattet werden.

Generell hält er jedoch an der Forderung seiner Partei – die mit Yvonne Gebauer derzeit die Schulministerin stellt – nach Präsenzunterricht fest, obwohl diese oft in der Kritik stand. „Ich habe empörte Anrufe von Nachhilfelehrern und Nachhilfelehrerinnen erhalten, wie schlimm es sei, dass man Kinder in die Schule zwingt“, berichtet Mangen. „Aber ich denke eher an die Kinder, die sich einen Nachhilfelehrer nicht leisten können. Für sie ist Schule ein wesentlicher Rückzugsort.“

Landtagskandidat der FDP: „Ich glaube, dass ich gute Chancen habe“

Mangen selbst machte 1991 an der Otto-Pankok-Schule sein Abitur, studierte anschließend Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Während des Studiums sei er immer wieder mit der zunehmenden Politikverdrossenheit konfrontiert worden – und entschied sich daher, einer Partei beizutreten.

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„Obwohl meine beiden Eltern FDP-Mitglieder sind, bin ich auch zur CDU und SPD gegangen, um mich zu informieren. Im Gespräch mit der FDP ging es dann um Selbstbestimmung und Freiheit. Das sind die Themen, die mich bis heute packen.“

Mittlerweile ist er seit mehr als zehn Jahren Vorsitzender der Mülheimer FDP. 2009 trat er gar als OB-Kandidat an, kam dabei auf 11,5 Prozent der Stimmen. Im dritten Anlauf nach 2005 und 2012 schaffte er es über die Landesliste seiner Partei 2017 in den Landtag. „In diesem Jahr bin ich wie beim vergangenen Wahlkampf auf Listenplatz 23 “, so Mangen. „Ich glaube, dass ich wieder gute Chancen habe.“

Wahlhelfer in Mülheim gesucht

Die Stadt Mülheim sucht für die Landtagswahl am 15. Mai noch freiwillige Helferinnen und Helfer. Diese können am Wahltag verschiedene Funktionen übernehmen – und werden dafür auch belohnt. Die Entschädigung für den Einsatz bei der Bundestagswahl liegt je nach Funktion im Wahl- bzw. Briefwahlvorstand zwischen 55 Euro und 70 Euro bzw. 40 Euro und 55 Euro.

Die Anmeldung als Wahlhelferin oder Wahlhelfer erfolgt online. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Stadt Mülheim unter dem Suchbegriff „Wahlhelfende zur Landtagswahl 2022“.