Mülheim. Am 15. Mai stehen in Mülheim Landtagswahlen an. Kathrin Rose kandidiert für die Grünen und ist die einzige Frau auf der Liste. Was macht sie aus?
Unter den Menschen, die für Mülheim in den Landtag einziehen wollen, fällt sie direkt auf. Schon allein deshalb, weil sie die einzige Frau unter den vielen Kandidaten ist: Kathrin Rose. Darauf sei sie schon ein bisschen stolz, sagt die Politikerin. Rose wurde 1980 in Duisburg geboren, wuchs aber in Mülheim auf und lebt heute in Styrum.
Schon in ihrer Kindheit stand das Thema Politik auf der Tagesordnung, ihre Eltern waren beide in einer Partei in Mülheim engagiert. Auch ihr Job ist politisch, sie ist persönliche Referentin der Paderborner Grünen-Politikerin Sigrid Beer im Landtag, die sie auch als ihre Mentorin sieht. „30 Stunden in der Woche arbeite ich in Düsseldorf und etwa genauso viele Stunden gehen in mein Ehrenamt als Sprecherin der Grünen in Mülheim.“ Und nun die Kandidatur für den Landtag.
Rose: „Meine Motivation ist meine Heimatstadt Mülheim.“
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Für Roses persönliches, politisches Engagement gab es vor allem zwei Gründe. „Als die AfD 2017 in Mülheim groß wurde, war für mich klar, dass ich meine politischen Werte deutlich machen muss.“ Außerdem habe die Mutterrolle - ihre Tochter ist jetzt in der zweiten Klasse - ihren Blick auf die Politik und die Belange Mülheims verändert, sagt sie. „Meine Motivation für die Kandidatur ist einfach meine Heimatstadt Mülheim. Um die Bedingungen für die Menschen hier zu verbessern.“
Doch in Mülheim gibt es viele verschiedene Bedürfnisse, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Ob neue Straßen, eine Bushaltestelle in der Nähe oder die OGS. „Man kann nicht alle Wünsche erfüllen, aber mein Ziel wird es immer sein, die gesamte Gesellschaft bestmöglich zu berücksichtigen.“
Mülheimerin will sich für Kinder und Jugendliche einsetzen
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Auf die Frage nach ihren Kernthemen antwortet Kathrin Rose schnell. Kinder und Jugend - insgesamt die Familienpolitik - liegen ihr besonders am Herzen. Auch etwas, das ihr in die Wiege gelegt wurde. „Meine Mutter hat damals die erste große Elterninitiative gegründet“, blickt Rose zurück.
Auf Landesebene wünscht sich Rose unter anderem eine bessere Förderung der offenen Ganztagsschulen. Nach Roses Ansicht sollten einheitliche Qualitätsstandards, Personalschlüssel und Raumausstattung klar definiert werden. „Im Moment macht jede Kommune, was sie will.“
Rose: „Mülheim kann nur so viel ausgeben, wie es hat“
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Und hier vermengt sich die soziale Frage mit ihrem zweiten wichtigen Punkt. Die Stadtfinanzen. „In der Finanzierung der Kindertagesstätten ist noch Geld vorhanden. In der Grundschule wird es plötzlich viel weniger, und die Stadt muss mehr Eigenleistung erbringen. Gleichzeitig kann in der offenen Ganztagsschule viel soziale Gerechtigkeit erreicht werden.“
Nicht alle Familien wären in der Lage, ihren Kindern zu Hause Nachhilfe zu geben, Schularbeiten nachzuholen oder gesunde Mahlzeiten bereitzustellen (zu können). „Eine schlechte Schulbildung kann auch zu einem schlechteren Arbeitsplatz führen“, sagte Rose. Doch um die Finanzen der Stadt Mülheim ist es nicht gut bestellt. „Man kann immer nur so viel ausgeben, wie man hat. So einfach erkläre ich es meiner Tochter.“ Erneute Steuererhöhungen solle es aber definitiv nicht geben.
Mülheimer A40 Ausbau macht für Rose keinen Sinn
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In den vergangenen Jahrzehnten seien einige ungünstige finanzielle Entscheidungen getroffen worden, sagt sie und erwähnt kurz den Verkauf der ehemaligen Jugendherberge. „Was wir heute entscheiden, hat immer Auswirkungen auf die nächste Generation.“ Ein passendes Beispiel ist für Rose auch der umstrittene Ausbau der A40. „Ich polarisiere die Menschen mit meiner Kritik daran“, so die Politikerin.
„Oft hört man: Die Grünen wollen das Auto verbieten. Darüber kann ich nur lachen.“ Um zur Arbeit zu kommen, nutzt sie die S-Bahn. „Innerhalb einer halben Stunde bin ich von Styrum aus in Düsseldorf. Aber wenn ich innerhalb von Mülheim nach Dümpten fahren will, brauche ich länger.“ Für manche Fahrten in der Stadt nimmt sie aber auch das Auto, gibt Rose offen zu. „Gerade als Mutter sind mir manche Radwege zu unsicher.“ Für sie geht es bei der Petition nicht nur um die Klimabelastung an sich. „Der Ausbau macht einfach keinen Sinn.“
Mülheimer Wahlbeteiligung soll steigen
Schließlich gehe es nur darum, die Fahrspuren um ein paar Kilometer zu erweitern. „In Essen wird es dann wieder eng und es entsteht der gleiche Stau.“ In die Nachbarschaft einzugreifen und dafür viel Geld zu investieren, sei nicht nachhaltig. „Die Anwohner kämpfen seit Jahren für eine Lärmschutzwand, und die sollten sie auch bekommen“, aber darüber hinaus wäre das Geld besser in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, neue Fahrbahnbeläge oder sichere Radwege investiert. „Für uns Grüne geht es nicht darum, Dinge zu verbieten. Es geht darum, Wahlfreiheit zu ermöglichen.“
Ein weiteres Herzensanliegen ist die politische Partizipation. „Die Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen ist meist niedrig. Dabei ist es ganz einfach. Einer der Kandidaten wird Mülheim so oder so im Landtag vertreten. Mit der eigenen Stimme kann man direkt etwas bewirken“, sagt Rose mit Nachdruck.
Kurze Wahlkampfpause - eine Woche Familienzeit
Und was ist das Besondere am aktuellen Wahlkampf? „Dass man explizit viel Zeit hat, mit vielen tollen Menschen in Kontakt zu kommen und einfach mit den Bürgerinnen und Bürgern zu reden.“ Während des Formats „Gang ins Grüne“ wurde Rose von Mülheimern an schöne Orte mitgenommen. „Obwohl ich hier aufgewachsen bin, gab es vieles, was ich nicht kannte. Das hat mir wieder gezeigt, dass die Lebensqualität in Mülheim sehr hoch ist, vor allem, wenn es um Grünflächen geht!“
In der kommenden Woche legt Kathrin Rose jedoch eine Wahlkampfpause ein. In der Woche vor Ostern steht Familienzeit auf dem Programm. „Mein Mann und meine Tochter müssen oft zurückstecken“, sagt sie, deshalb ist die Quality-Time vor der Landtagswahl im Mai besonders wichtig.