Mülheim. Beim Erhalt des Kahlenberg-Astes liegen Tramvia, Jusos und SPD auf einem Nenner. Was für eine echte Verkehrswende in Mülheim nötig sein könnte.
Der auf der Streichliste stehende Kahlenberg-Ast bleibt einer der Streitpunkte in der Mülheimer ÖPNV-Debatte. Dass neue Konzepte vor Ort zum Erhalt solcher Straßenbahnstrecken wahrscheinlich nicht ausreichen, diskutierten nun die Jusos, SPD samt Landtagskandidat Rodion Bakum und die Initiative Tramvia.
Letztere war auf die Forderung der jungen Sozialdemokraten aufmerksam geworden, den Straßenbahnabschnitt der 104 zwischen Stadtmitte und Oppspring zu erhalten. „Es ist immer gut, wenn man mit seinen Ideen nicht ganz alleine dasteht“, sagte Tramvia-Sprecher Thomas Kirchner.
Tramvia zur Kappung des Kahlenberg-Astes: „Schlimmster Schritt zur falschen Zeit“
Seiner Meinung nach wäre das Kürzen des Straßenbahnangebots „der schlimmste Schritt zur falschen Zeit“. Kirchner glaubt, dass die Zahl der potenziellen Fahrgäste in den nächsten Jahren durch die wachsende Zahl an Flüchtlingen steigen werde. „Anstelle der Bahn müsste man dann das Bus-Angebot verdoppeln“, sieht der Experte auch die Klimaziele in Gefahr.
Nach dem Abschnitt zwischen Hauptfriedhof und Flughafen sowie der Strecke zum Bahnhof Styrum wäre der Kahlenbergast bereits die dritte Strecke, die gekappt werden würde. Für Tramvia dürfe die Verkehrspolitik nicht immer nur vom Sparzwang getrieben sein. „Das aktuelle System laugt die Städte aus“, sagt Thomas Kirchner und schlägt neue Fördermöglichkeiten vor. Landes- oder Bundesmittel sollten nicht nur in Bauvorhaben fließen, sondern in Fahrleistungen, sodass sich Taktverdichtungen für die örtlichen Verkehrsbetriebe wieder lohnen würden.
Rodion Bakum (SPD): „Verkehrswende nicht ohne Finanzwende“
Eine ähnliche Sicht vertritt auch Rodion Bakum als Landtagskandidat der SPD. Seiner Meinung nach funktioniere eine Verkehrswende nur mit einer Finanzwende. Seine langfristige Vision ist ein umlagefinanzierter, ticketloser ÖPNV. „Aber dafür brauchen wir eine Gesamtkonzeption. Mülheim allein bekommt das nicht hin“, sagt Bakum.
Die Zusammenarbeit mit anderen Städten ist ohnehin immer wieder ein Thema in der ÖPNV-Debatte. TramVia ist zum Beispiel mit Ratingen im engeren Austausch. „Es macht keinen Sinn nur von Wabe zu Wabe zu fahren“, findet Bakum. Die Kompetenz müsse von den Städten und Kreisen auf eine höhere Ebene gehoben werden. „Der RVR hat alle Pläne dafür in der Tasche“, weiß Bakum – wohlwissend, dass es für solche Vorhaben dicke Bretter zu bohren gilt.