Mülheim. Nicht nur die Geldautomaten-Sprengung rüttelt das Marktcenter Mülheim-Styrum wach. Ein Umbau steht bevor, neue Geschäfte sollen dort eröffnen.
Samstagnacht hat es am Styrumer Marktcenter mächtig geknallt. Unbekannte sprengten den Geldautomaten der Sparkasse zu Schrott und schreckten die Nachbarschaft auf. Zeugen sahen dann noch Autos in Richtung A 40-Auffahrt entschwinden. Vielleicht hatte der eine oder die andere ein Déjà-Vu...
Schon im Mai 2017 hat es eine ähnliche Attacke gegeben: Damals mit hohem Sachschaden, null Beute und Berichten über einen schwarzen Wagen, der in Richtung A 40 flüchtete. Knapp ein halbes Jahr vorher, im Dezember 2016, hatten maskierte Männer eine Sprengung bereits vorbereitet, hantierten hektisch am Automaten, als ihnen ein nächtlicher Bankkunde in die Quere kam und die Tat vereitelte. Die Männer rasten mit einem Kombi weg – in Richtung A 40. Die gute Autobahnanbindung des Styrumer Marktcenters fordert ihren Preis.
Stadt Mülheim hat Umbau des Marktcenters kürzlich genehmigt
Doch abgesehen von diesen kriminellen Zwischenfällen ist im Center in den vergangenen Jahren wenig passiert. Wenig positive Impulse waren spürbar, wie sie sich manche Kunden wünschen würden. Eigentümer des Marktcenters ist seit 2015 die Sigma Grundstücksverwaltung Weimar GmbH, ein europaweit tätiges Immobilienunternehmen. Jetzt will Sigma offenbar in das Styrumer Center investieren, einen größeren Umbau angehen. Einer der Geschäftsleute vor Ort sagt: „Im Sommer soll es losgehen. Die Baugenehmigung ist durch.“ Die Stadt Mülheim bestätigt auf Anfrage, dass am 17. Februar 2022 die erforderliche Baugenehmigung erteilt worden sei.
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Das Hauptgebäude an der Steinkampstraße 49 werde intern umgebaut, heißt es aus der zuständigen Fachverwaltung. „Unter anderem wird auch ein Discounter einziehen.“ Außerdem werde für einen Bäcker separat gebaut. Allerdings: Sowohl einen Lebensmitteldiscounter (Netto) als auch eine Bäckereifiliale (Horsthemke) gibt es an diesem Standort schon.
Tengelmann-Supermarkt schloss 2015 in Mülheim – Lücke blieb
Ende April 2015 wurde an dieser Stelle der Tengelmann-Supermarkt geschlossen – die Umsätze stimmten nicht, hieß es zur Begründung von Seiten des Mülheimer Familienkonzerns. Einige Menschen im Stadtteil hatten damals sehr bedauert, dass diese Nahversorgungsmöglichkeit wegfiel.
Auch Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon hatte das Tengelmann-Aus im Marktcenter seinerzeit als „Verlust für den Stadtteil“ bezeichnet und die Hoffnung geäußert, dass ein anderer Einzelhändler die vorhandene Lücke schließen werde. Doch bis heute ist niemand auf die verwaiste Tengelmann-Fläche gezogen, der Leerstand gegenüber der Bäckerei Horsthemke wurde lediglich mit provisorischen Wänden kaschiert. Ansonsten hat das Center noch eine Filiale von KiK, eine Lottoannahmestelle und einen Rossmann-Drogeriemarkt zu bieten.
Kundin findet das Mülheimer Center „etwas öde, nicht ansprechend“
Rossmann sei ihr wichtigster Anlaufpunkt, sagt eine Kundin, die wir am Dienstagvormittag im Marktcenter antreffen und nach ihrer Meinung zum Shoppingangebot fragen. „Ansonsten finde ich das Center etwas öde, nicht ansprechend, den Lebensmittelmarkt nicht empfehlenswert.“ Bei Tengelmann habe sie dagegen früher häufiger gekauft. „Und der Bäcker ist gut.“
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Zu den Kunden der ersten Stunde gehört Friedhelm Sievers, der regelmäßig aus Oberdümpten nach Styrum fährt, obwohl er es doch wesentlich näher zum Heifeskamp hätte. „Hier am Marktcenter kriegt man einen vernünftigen Parkplatz.“ Den alten Tengelmann-Supermarkt vermisse er persönlich nicht, sagt der 75-Jährige, der sei recht teuer gewesen. Schon eher fehlt ihm der Baumarkt, der sich früher auf der Fläche befand, den heute der Kik-Textildiscounter einnimmt.
Parken nur noch drei Stunden gratis, danach kostet es 20 Euro aufwärts
Tatsächlich zeichnet sich das Marktcenter durch großzügige Parkflächen aus. Bis vor kurzem konnte man diese noch kostenlos, zeitlich unbegrenzt, nutzen. Neuerdings ist der Bereich als „Privatparkplatz“ blau beschildert, die kostenfreie Höchstparkdauer auf drei Stunden limitiert, danach kostet es „mindestens 20 Euro“. Ohne Parkscheibe soll dies funktionieren, mit automatischer Erfassung per Sensor.
Ob der Geldautomat am Marktcenter noch einmal aufgebaut wird, kann Sparkassen-Sprecher Frank Hötzel aktuell noch nicht sagen. Bezirksbürgermeister Czeczatka-Simon wäre froh, wenn sich die Sparkasse eine Alternative überlegen würde. Er nennt es „unverantwortlich“, weiter auf diese Form der Bargeldversorgung zu setzen. Lieber sollte die Sparkasse flächendeckend, auch im Styrumer Center, mit Einzelhandelsketten zusammenarbeiten, so dass sich die Kundinnen und Kunden an der Kasse Bares auszahlen lassen können.
„Alle Bankautomaten sollten abgeschafft werden“, meint der SPD-Politiker. „Hier steht die Bequemlichkeit in keinem Verhältnis mehr zu den Risiken.“