Mülheim. . Luftbildauswertung von 185 Satellitenbildern kürte Deutschlands grünste Großstadt mit über 100.000 Einwohnern. Mülheim kam insgesamt auf Rang 33.

Laut Statistik steht man in Mülheim ganz schön oft im Wald. Denn der Anteil an Grün im Stadtgebiet beläuft sich auf 72,6 Prozent. Das geht aus einer Erhebung der Berliner Morgenpost hervor, die Satellitenbilder ausgewertet hat, um Deutschlands grünste Stadt mit über 100.000 Einwohnern zu ermitteln. Mülheim kommt mit diesem Ergebnis auf Rang 33 von 79. Im Ruhrgebiet ist nur Bottrop grüner – um läppische 0,3 Prozent.

Die (selbst gewählten) Titel von Städten ließen das Team der Berliner Morgenpost aufhorchen, wirbt doch etwa Hannover für sich als grünste Großstadt Deutschlands – und Halle an der Saale auch. Beides ist nur irreführende Werbung: Hannover kommt nur auf Platz 54 (Grünanteil 65,2 Prozent), Halle auf Rang 75 (49 Prozent).

Mülheim wirbt mit Natur

Ermittelt wurden die Zahlen laut der Hauptstadtzeitung durch die Auswertung von 185 Satellitenbildern, die „zu einem detaillierten Bild zusammengesetzt“ und verglichen wurden. Mülheim kommt so auf rund 70 Quadratkilometer Grünfläche; macht etwa 400 Quadratmeter pro Einwohner.

Bei der Stadtverwaltung fühlt man sich von dem Ergebnis bestätigt, denn auch Mülheim wirbt mit Natur. „Die grüne Lunge im Ruhrgebiet“ nennt Stadtsprecher Volker Wiebels beispielhaft als Slogan und verweist auf die Ruhrauen, die diversen Naturschutzgebiete und die grünen Hinterhöfe in der Innenstadt, denn auch die zählten bei der Auswertung. Ebenso wie das Straßenbegleitgrün, das „bereits in den Achtzigerjahren bewusst mitgeplant“ wurde. „Das haben andere nicht gemacht“, sagt Wiebels und kann sich – mit Blick auf Ruhrgebietssieger Bottrop – den Hinweis nicht verkneifen, dass bei der Luftbildauswertung die ländlichen Bereiche drumrum den Städten zugeschlagen wurden. Da hat Mülheim schlechte Karten: In Essen (Rang 52, 68 Prozent), Oberhausen (64, 58,9 Prozent) und Duisburg (68, 56,8 Prozent) ist eben vergleichsweise wenig Grün zu holen.

Pläne für Neubauten

Den 33. Platz will man in Mülheim aber wohl verteidigen. So heißt es aus dem Umweltdezernat: „Der Versiegelungsgrad steigt in Mülheim deutlich langsamer als noch vor zehn Jahren.“ Grund dafür ist laut Volker Wiebels ein Paradigmenwechsel. Noch in den Neunzigerjahren wurde die Grünfläche auf der Saarner Kuppe zum Neubaugebiet umgewandelt. Heute würden eher alt-industrielle Flächen genutzt, wie bei der Hauptfeuerwache und der Hochschule Ruhr West. Zudem setze man auf „Innenraumverdichtung“, wie in der Heimaterde.

All das sagt Wiebels im Wissen, dass zuletzt Pläne für Neubauten im Grünen auf Widerstand stießen. Jüngstes Beispiel sind die Pläne für das Rumbaum-Gelände in Selbeck, aber nicht das einzige: „Die Mendener Straße ist an wertvoller Natur gescheitert und der Schlippenweg-Plan ist zurückgestellt.“ Letzter großer Bebauungsplan „auf der grünen Wiese“ war der Markscheiderhof in Selbeck; beschlossen wurde er im Jahr 2000.