Mülheim. Mülheim will sich für die Unterbringung weiterer 800 Ukraine-Flüchtlinge wappnen. Die Stadt plant ein weiteres, besonders großes Flüchtlingsdorf.
Während vom Bund weiter keine Prognosen zu Flüchtlingsströmen in die deutschen Städte und Gemeinden angestellt werden, will sich die Stadt Mülheim für den Notfall wappnen, um nicht kurzerhand Turnhallen als Notunterkünfte in Beschlag nehmen zu müssen. Neben dem Ukraine-Dorf auf dem Saarner Kirmesplatz hat die Stadt eine andere Großimmobilie in den Blick genommen, in der gar 800 Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf bekommen könnten.
Der Hauptausschuss soll an diesem Donnerstag vorberaten, der Stadtrat am 27. April den Weg freimachen für eine Anmietung der Container-Hochschule an der Dümptener Straße in Styrum. Die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW nutzte den 2012 ursprünglich zum Aufbau der Hochschule Ruhr West errichteten Container-Campus für Jahre, zieht aber absehbar aus, um in einem Neubau in Duisburg weiterzumachen.
Stadt Mülheim will verhindern, Sporthallen zweckentfremden zu müssen
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Ab dem 1. September könnte die Stadt jene Container an der Dümptener Straße anmieten, sollte sie sich handelseinig werden sowohl mit dem örtlichen Immobilienentwickler Imoba als Herr über die am Markt heiß begehrten Container als auch Aurelis als Grundstückseigentümerin. Nickt der Stadtrat ab, könnte die Verwaltung um Kämmerer Frank Mendack den Mietvertrag in trockene Tücher bringen.
Die Stadtverwaltung setzt starke Hoffnungen in den Deal, der Platz schaffen würde, um weitere 800 Menschen unterzubringen und zu versorgen. Sorge man hier nicht vor, müsse die Stadt womöglich kurzfristig Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen freiräumen, so das Argument. Das wolle man insbesondere der corona-geplagten Jugend nicht antun; auch biete die Container-Lösung geflüchteten Menschen mit ihren traumatischen Erfahrungen private Rückzugsmöglichkeiten.
Stadt: Große Wohneinrichtungen haben wirtschaftliche Vorteile
Eine Großeinrichtung wie an der Dümptener Straße hielte die Stadt auch für wirtschaftlicher, weil sie die Möglichkeit böte, dass sich später Bewohner dort selbst verpflegen könnten und die Stadt nicht zusätzlich Dienstleister dafür einkaufen müsste. Laut Rechnung der Stadt ließen sich rund 4,5 Millionen Euro einsparen, sollte man nicht auf externe Verpflegung zurückgreifen müssen (Basis ist ein Tagessatz von 25 Euro pro Person).
Die Stadtverwaltung peilt an, die Container in Styrum für fünf Jahre anzumieten mit einer zweimaligen Option zur Verlängerung des Vertrags um je ein Jahr. Mitgedacht hat die Verwaltung auch den Fall, sollte sie die Container-Hochschule nicht über die komplette Mietdauer für die Flüchtlingsunterbringung benötigen.
800 Flüchtlinge könnten in Dümpten unterkommen – oder 120 Schulklassen
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So hatte die Bildungsentwicklungsplanung zuletzt aufgezeigt, dass Mülheim aufgrund steigender Schülerzahlen auf Jahre mehr Schulräume benötigen wird. Denkbar für die Stadt ist, die Hochschul-Container womöglich auch für schulische Zwecke (inklusive OGS-Angebot) zu nutzen – teilweise oder sogar ganz, je nach Entwicklung der Flüchtlingszahlen.
Circa 120 Klassenräume stünden im Maximum an der Dümptener Straße zur Verfügung, heißt es dazu. Das könne insbesondere den ausgemachten Raumbedarf im Sekundarbereich I decken. Sollten fachraumspezifische Umbauten etwa für naturwissenschaftlichen Unterricht nötig sein, habe man diesbezüglich schon gute Erfahrungen damit im Schulzentrum Broich gemacht.
Container könnten auch abgebaut und anderswo in Mülheim wieder aufgebaut werden
Es gibt noch eine Variante B: Sollte Grundstückseigentümerin Aurelis einer Nutzung an der Dümptener Straße aufgrund eigener Entwicklungsziele auf dem Gewerbeareal nicht zustimmen, könnte die Stadt die Container auch anmieten und für Flüchtlinge oder Schulerweiterungen an anderen Orten in der Stadt aufstellen. 2023 etwa gebe es wohl schon Bedarf zur Erweiterung von Gymnasien. Im Zuge der Sanierung am Otto-Pankok-Gymnasium werde überdies im Sommer 2023 ohnehin mit der Auslagerung von 14 weiteren Klassen gerechnet.
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Diese Überlegungen sind noch nicht das Ende der Fahnenstange, an die die Stadtverwaltung weithin sichtbar für die Politik die Fahne mit der Aufschrift „Bitte zustimmen“ hängt. Noch zwei weitere mögliche Verwendungszwecke listet die Beschlussvorlage von Sozialamtsleiter Thomas Konietzka und dem obersten Immobilienverwalter der Stadt, Frank Buchwald, auf: a) Auch andere Städte hätten schon jetzt Interesse bekundet, einen Teil der Container gegen Kostenübernahme zu nutzen, sollte Mülheim sie nicht brauchen. b) Die Stadt könnte die Container auch nutzen, um andere Standorte der Flüchtlingsunterbringung endlich aufgeben zu können, etwa jene an der Oberheidstraße, wo die Flüchtlingsunterkunft eine Entwicklung als Gewerbegebiet blockiert.
Die finanziellen Auswirkungen zur Anmietung der Dümptener Container sind bis dato unklar. Hierzu werden die Politiker am Donnerstag nur in vertraulicher Runde, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, informiert.