Mülheim. Die ersten Geflüchteten aus der Ukraine sorgen für einen spürbaren Anstieg bei der Mülheimer Tafel. Wie die Verantwortlichen damit umgehen.
Die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben auch bei der Mülheimer Tafel für einen deutlichen Zuwachs gesorgt. Für die kommenden Wochen wird sogar noch eine weitere Steigerung erwartet.
„Es werden täglich mehr“, sagt Dominic Schreyer, Geschäftsführer des Diakoniewerks. Vor knapp drei Wochen seien die allerersten Flüchtlinge angekommen, seitdem nehme die Nachfrage stetig zu. „Seit letzter Woche ist ein spürbarer Anstieg zu verzeichnen“, sagt Schreyer. Allein am Dienstag seien 25 neue Personen hinzugekommen. Der Experte ist überzeugt davon, dass neben den 514 offiziellen Flüchtlingen schon weitaus mehr Ukrainerinnen und Ukrainer den Weg nach Mülheim gefunden haben.
Angebot der Tafel spricht sich per Mundpropaganda herum
Bis vor zwei Wochen seien wöchentlich 500 Lebensmitteltaschen vor Ort nach Anmeldung ausgegeben worden, hinzu kamen 200 ausgelieferte Exemplare. Die Zahl, glaubt Schreyer, werde in den kommenden Tagen bereits steigen, weil sich das Angebot in den Flüchtlingsunterkünften, aber auch über Privatpersonen sehr schnell herumspreche. Das Diakoniewerk verfügt auch über ukrainische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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„Die Menschen stammen nicht unbedingt aus ärmlichen Verhältnissen, aber sie kommen einfach nicht an ihr Geld“, weiß Schreyer um die Situation der Menschen, die aus der Ukraine nach Mülheim kommen. In erster Linie würden die Flüchtlinge mit Kleidung versorgt, und sie bekommen Gutscheine für einen Discounter, um sich mit dem Nötigsten einzudecken.
Unbürokratische Hilfe ist das Markenzeichen der Mülheimer Tafel
Die neuen Mülheimerinnen und Mülheimer bekommen damit unbürokratisch Hilfe, denn die hiesige Tafel verzichtet auf das Vorlegen von Bescheinigungen. „Das ist unser Markenzeichen, dass wir eine Tafel ohne Bürokratie sind. Damit geben wir den Leuten ein Stück ihrer Würde zurück, und genauso machen wir das jetzt auch bei den Menschen aus der Ukraine“, erläutert der Geschäftsführer.
Zu Interessenkonflikten könnte es allerdings zwischen den verschiedenen Flüchtlingsgruppen kommen, schließlich leben weiterhin viele Menschen aus Syrien oder Afghanistan in Mülheim. „Bisher ist aber alles friedlich, und es gibt auch keinen Ärger zwischen Ukrainern und Russen“, weiß Schreyer zu berichten.
Tafeln werden bald mehr Ware benötigen
Noch ist für die Tafel der neue Aufwand zu bewältigen. „Von der Lage und von den Leuten her sind wir gut aufgestellt. Aber die Frage ist, wie schnell die Steigerung eintritt“, erklärt Schreyer. Das Diakoniewerk beginnt bereits neue Spender aufzunehmen, da mehr Ware benötigt wird. Schreyer: „Es ist immer so, dass die Krisen der Welt hier zeitverzögert durchschlagen.“