Mülheim. An Mülheims Ruhrufer steht das nächste Bauprojekt an. Investor Bonava will auf altem Wasserwerksgelände bauen. Das bleibt nicht ohne Kritik.

Gegen die Stimmen der MBI hat der Planungsausschuss das Baurechtsverfahren für den angedachten hochwertigen Wohnungsbau auf altem Wasserkraftwerksgelände zwischen Dohne und Ruhr an den Start gebracht. Unumstritten ist das Projekt damit aber längst nicht.

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Im vergangenen November war der Siegerentwurf aus dem städtebaulichen Wettbewerb des Architekturbüros Rotterdam Dakowski aus Leverkusen gekürt und darauf aufsetzend ein Bebauungsplanverfahren für das Projekt von Investor Bonava vorbereitet worden. Nun hat der Planungsausschuss das Verfahren bei einer Gegenstimme der MBI in Gang gesetzt.

An Mülheims Ruhrufer sollen 80 hochwertige Wohnungen entstehen

Das Wasserwerk an der Dohne hat die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft bereits aufgegeben und das Grundstück verkauft. Investor Bonava will dort zehn Wohnanlagen bauen.
Das Wasserwerk an der Dohne hat die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft bereits aufgegeben und das Grundstück verkauft. Investor Bonava will dort zehn Wohnanlagen bauen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Entwurf für die 1a-Ruhrlage sieht eine Bebauung des Areals mit zehn Mehrfamilienhäusern vor – direkt am Leinpfad sind drei Voll- und ein Staffelgeschoss vorgesehen. Ihre lockere Anordnung sieht einen Quartiersplatz vor, ebenso einen öffentlichen Spielplatz direkt am Leinpfad und einen öffentlichen Gehweg durch das Quartier. Jene „Wasserachse“ (eine Treppenanlage) soll in Verlängerung der Wasserstraße einen direkten Zugang vom Kahlenberg zur Ruhr ermöglichen. 80 Wohneinheiten mit insgesamt 6800 Quadratmetern Wohnfläche sind skizziert, die meisten von 112 Stellplätzen sollen in einer Tiefgarage Platz finden.

Schon vor dem Start des Baurechtsverfahrens hatte die Stadt in einer Bürgerversammlung im Februar Anregungen und Kritik aufgenommen. Das Protokoll hat die Verwaltung aber bis heute nicht vorgelegt, es fehle noch die Unterschrift des Bezirksbürgermeisters, heißt es dazu. Planungsamtsleiter Felix Blasch versprach nun vor der Politik, alle Punkte aus der Bürgerversammlung mit dem Investor durchzusprechen. Kritik dürfte insbesondere aus der Nachbarschaft kommen, die Sichteinschränkungen und zusätzlichen Verkehr fürchten.

SPD und Grüne wünschen sich weniger massive Bauten an der Dohne

SPD fordert Anteil für öffentlich geförderte Wohnungen

Mit den zahlreichen Wünschen von Bürgern und der Politik nach Grün, alternativer Mobilität und öffentlichen Raum scheint das Anliegen der SPD nach sozialem Wohnen hinten rüberzufallen. Sowohl SPD-Bezirksvertreter Oskar Obarowski als auch der planungspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Claus Schindler, fordern dies aber ein, um „eine ausgewogene Sozialstruktur“ zu gewährleisten. Ursprünglich war einmal ein Anteil von 20 Prozent angedacht worden.

Stadtplaner Blasch sagte in der BV zwar zu, mit Bonova über den Punkt zu sprechen, deutete jedoch an, dass das Grundstück wohl zu teuer verkauft worden sei, als dass sich dies für Bonova rechnen könne. Auf welcher Grundlage man die Forderung stellen könnte, ist zudem unklar. Bislang hat es die Politik offenbar versäumt, klare Richtlinien für sozialen Wohnraum bei Neubauprojekten festzulegen, mit denen eine Verwaltung gut verhandeln könnte.

Ein „Bündnis für Wohnen“ mit Akteuren der Wohnungswirtschaft ist nach Hamburger Vorbild zwar eingerichtet worden, über den Bedarf an welchen Wohnformen oder gar eine Quote ist die Politik sich jedoch noch nicht einig geworden.

Planungsamtsleiter Felix Blasch aber sieht grundsätzlich Qualität im Entwurf. Besondere Pluspunkte seien die vorgesehenen Flächen für die Öffentlichkeit, auch die neue Verbindung zum Kahlenberg. Die Bauhöhe sei gut an das Gelände angepasst und nur wenig höher als der Wasserwerksbau aktuell.

Lob gibt es auch aus der Politik. „Eigentlich moderat“ sei die Bebauung, so Ursula Schröder (CDU). Claus Schindler (SPD) regt aber im Einklang mit den Grünen an zu überdenken, ob die Häuser an der Dohne nicht weniger massiv ausfallen könnten. FDP-Fraktionschef Peter Beitz sieht das anders: Wenn weniger massiv gebaut werden könne, würden die Preise am Ende noch höher für spätere Bewohner. Man solle in dieser Sache „aufpassen, dass es nicht zu teuer wird“.

Vorsicht mahnt Architekt Klaus Ruppin als sachkundiger Bürger hinsichtlich der Zuwegung über die „Wasserachse“ zur Ruhr an. Die öffentliche Nutzung solle sich die Stadt vertraglich zusichern lassen, äußert er die Sorge, „dass irgendwann doch ein Törchen davor kommt“, wie es seinerzeit an der ehemaligen Jugendherberge passiert ist. Ursula Schröder fordert einen barrierefreien Weg statt Treppen.

Bezirksvertreter appellieren: Erhaltenswerte Bäume schützen

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Schon in der Bezirksvertretung 1 waren auch die Bestandsbäume Thema. Die Stadt will mit dem Investor Bonava über den Erhalt einer Jahrzehnte alten Blutbuche und weitere Bäume verhandeln. „Wir wollen gucken, was man von dem wenigen Grün noch retten kann“, sagte Blasch zu. Etliche Mülheimer hatten zur Bürgerbeteiligung im Februar offenbar davor gewarnt, den alten Baumbestand am Leinpfad für die geplante Wohnbebauung zu opfern.

Bezirksbürgermeister Peter Pickert (SPD) hatte den Bürgerwunsch mit politischem Nachdruck bekräftigt. Die Kritik scheint somit angekommen zu sein. Allerdings müsste der Investor den aktuellen Plänen nach auf das Haus 1 gegenüber der Wasserstraße verzichten oder aber es deutlich kleiner ausfallen lassen. Zudem müsste wohl die Wegführung zur neuen Tiefgarage verändert werden und somit werden sich manche Gebäude weiter verschieben.

In dieser Form soll das Areal zwischen Dohne und Leinpfad bebaut werden.
In dieser Form soll das Areal zwischen Dohne und Leinpfad bebaut werden. © Repro: Steffen Richters | Rotterdam Dakowski GmbH