Mülheim. Die Immobilienpreise in Mülheim steigen deutlich. Die Nachfrage wird durch Corona sogar noch befeuert. Worauf Hauskäufer achten sollten.
Niedrige Zinsen und der durch Corona verstärkte Wunsch nach ausreichend Wohnraum lassen die Preise für Eigentum steigen – auch in Mülheim. Von rund zehn Prozent Preiserhöhung im Neubaubereich in den vergangenen zwei Jahren spricht Andreas Weymanns, Immobilienexperte der Sparkasse. Er erklärt, worauf Käufer achten sollten und wo in Mülheim Potenzial für neuen Wohnraum bestehe.
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„Ich habe deutlich mehr Interessenten als Objekte“, sagt Weymanns. Vor allem die niedrigen Zinsen ließen Familien viel früher die Entscheidung treffen, Eigentum zu erwerben. Viele können sich bereits mit geringem Eigenkapital eine relativ hohe Finanzierung mit einer überschaubaren Belastung leisten.
Corona hat die Nachfrage nach Eigentum in Mülheim gesteigert
Die Corona-Pandemie hat der Nachfrage keinen Abbruch getan, im Gegenteil: „Die Menschen brauchen mehr Raum.“ Eltern im Homeoffice, Kinder im Teilzeit-Homeschooling – da werde der Wunsch nach mehr Platz größer. Die Nachfrage am Mülheimer Immobilienmarkt bestehe vor allem im Einfamilienhaus-Bereich: vom frei stehenden Haus über das Reihenhaus bis zur Doppelhaushälfte.
Ebenfalls sehr gefragt seien Eigentumswohnungen für „Best Ager“: Die Kinder sind aus dem Haus, der große Garten wird nicht mehr gebraucht und so orientieren sich einige kurz vor und rund um den Renteneintritt noch einmal neu in Richtung Wohnung, bevorzugt in attraktiven Neubauprojekten.
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Doch gerade da gehen die Preise in die Höhe: Um rund fünf Prozent seien die Grundstückspreise im vergangenen Jahr gestiegen, bei der Wohnfläche sind Kosten von über 4000 Euro pro Quadratmetern keine Seltenheit mehr, bei exklusiven Objekten sogar von über 5000 Euro.
Immobilien in Mülheim: Preise steigen jährlich an
Sucht man im Internet nach Durchschnittspreisen von Immobilien, findet man eine breite Spanne. Weymanns sagt, er sei kein Freund dieser Durchschnittspreise, da der Wert einer Immobilie von sehr vielen Faktoren abhänge: Lage, Größe, Zustand der Bausubstanz etc.
Eine Orientierung bieten die Internetportale trotzdem: So liegt 2021 laut Immowelt der Durchschnittspreis für ein Haus in Mülheim bei 2959 Euro pro Quadratmeter. Das ist eine Steigerung von 13 Prozent zum Vorjahr, in dem die Preise bereits um zehn Prozent gegenüber 2019 gestiegen waren.
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Im Immobilien-Portal Homeday sind aktuell Quadratmeterpreise von 2750 Euro für Häuser gelistet. Immobilienscout errechnet für das erste Quartal 2021 sogar einen Durchschnittspreis von 3102 Euro pro Quadratmeter. Auch eine Erhebung des Maklers Engel & Völkers zum Thema Mehrfamilienhäuser, die auf den Zeitraum 2019 im Vergleich zu 2018 blickt, zeigt: Das Transaktionsvolumen hat in Mülheim um 70 Prozent zugenommen.
Größtes Interesse an den südlichen Mülheimer Stadtteilen rund um die Ruhr
Immobilien-Experte Weymanns erlebt das größte Interesse an den südlichen Stadtteilen rund um die Ruhr: Saarn, Holthausen, Menden, Raadt seien besonders gefragt. „Aber es gibt hier nicht so ein großes Nord-Süd-Gefälle wie zum Beispiel in Duisburg oder Essen.“ Auch Dümpten gewinne an Attraktivität, vor allem, weil dort die Preise noch etwas niedriger sind. Weymanns wirbt auch für das deutlich günstigere Styrum: „Es gibt in jeden Stadtteil schöne Straßen, auch in Styrum.“
Das größte Potenzial sieht Andreas Weymanns derzeit auf dem Lindgens-Areal am Kassenberg, wo rund 300 Wohnungen entstehen sollen. „Dort kann vermutlich nächstes Jahr die Vermarktung starten.“ Weitere Großprojekte sind das ehemalige Tengelmann-Areal sowie eine mögliche Bebauung am Flughafen, wo Wohnraum für bis zu 6000 Menschen geschaffen werden könnte. „Ansonsten kann man in Mülheim nicht weit ins Grüne rein, da sind Sie schnell im Landschaftsschutzgebiet.“
Keine Sorge vor einer Blase
Auch wenn das Alter der Käufer sinkt und Familien heute größere Beträge finanzieren, befürchtet Andreas Weymanns keine Immobilienblase. „Die Banken sind vorsichtig.“
Es werde nichts gebaut, was nicht gekauft wird. Mülheim sei ein guter Standort für einen Hauskauf. „Hier gibt es ein hohes, aber immer noch einigermaßen gesundes Preisniveau.“
Doch es sind nicht nur die Neubauten, die gefragt sind. Da Mülheim eine relativ alte Stadt ist, finde vielerorts derzeit ein Generationenwechsel in den Immobilien statt.
Geduld bei der Suche nach der passenden Immobilie
Wer derzeit auf der Immobiliensuche ist, solle vor allem Geduld mitbringen und sich umfangreich beraten lassen. Wichtig sei die Lage, um eine Wertstabilität zu haben. „Nicht jeder Wunsch ist in einem halben Jahr zu erfüllen.“ Gewisse Kompromisse seien in der Regel nicht zu vermeiden, aber sie sollten nicht zu groß werden. „Das ist ja meist eine Einmal-im-Leben-Entscheidung.“