Mülheim. Die Stadt Mülheim will das Ruhrufer der Mendener Straße freihalten von neuer, allzu üppiger Bebauung. Dafür geht sie nun einen weiteren Schritt.
Mit neuem Baurecht will die Stadt das Ruhrufer an der Mendener Straße vor Investoren schützen, die dort in großem Stil neue Wohnhäuser bauen wollen. Dazu bringt die Verwaltung nun Pläne für ein neues Bauleitplanverfahren in die politische Diskussion.
Baupläne zwischen Dohne und Leinpfad
Auch in Innenstadt-Nähe gibt es Bauvorhaben an der Ruhr. Ein großes Projekt ist der geplante Bau von 80 hochwertigen Wohnungen auf dem Areal des alten RWW-Wasserwerks zwischen Leinpfad und Dohne. Ein Bebauungsplanverfahren ist nach einem städtebaulichem Wettbewerb im Mai 2020 gestartet. Im ersten Quartal 2021 soll es laut Stadtverwaltung zur Offenlage der Pläne kommen. Dann können Bürger nochmals ihre Kritik und Anregungen zu dem Projekt des Investors Bonava anbringen.
Für den Planungsausschuss am 8. Dezember wollen die Mülheimer Bürgerinitiativen von der Stadtverwaltung Fragen zu Bauvorhaben am Ruhrufer zwischen Innenstadt und Menden beantwortet sehen. Die MBI beklagen, dass die Verwaltung die Politik über mutmaßlich weitere Bauprojekte bislang nicht informiert habe. Die MBI sehen die Gefahr deutlicher Verdichtung und von „Wildwuchs“, aber auch Verkehrsprobleme auf die Ruhrufer-Bereiche zukommen.
Wuchtige Neubaupläne am Wasserwerksstandort an der Dohne, dazu allerlei Begehrlichkeiten für das weiter südwärts verlaufende Ruhrufer: Mit einem weiteren Verfahren will Mülheims Verwaltung jetzt aktuelle Baugesuche an der Mendener Straße in die Schranken weisen. Für das Areal zwischen Mendener Brücke und alter Jugendherberge soll nun im beschleunigten Verfahren ein neuer Bebauungsplan her, der üppiges Bauen an dieser Stelle ausschließt.
Aktuelles Baurecht setzt einer groß angelegten Nachverdichtung kaum Grenzen
An besagter Stelle ist das Ruhrufer aktuell geprägt durch Mehrfamilien-, Reihen- und frei stehende, mitunter denkmalgeschützte Stadtvillen. Allerdings sind auf mitunter großen Grundstücken im grünen, mit vielen Bäumen bewachsenen Gürtel zur Ruhr größere Flächen vorhanden, die nach jetzigem Baurecht zusätzlich bebaut werden könnten.
Entsprechende Begehrlichkeiten sieht die Stadtverwaltung kritisch; sie will einer Verdichtung, etwa auch mit großen Mehrfamilienhäusern, Einhalt gewähren. Sie verweist dabei auf ein aktuelles Baugesuch vor Ort, für das ein Investor im abschüssigen Gelände gar noch Boden abgraben wolle, um ein Grundstück optimal ausnutzen zu können. Zu massiv würde jene Bebauung, so die Wertung im Planungsamt.
Planungsamt will die Zahl möglicher Wohneinheiten beschränken
Nun will das Amt mit einem neuen Bebauungsplan seine Sichtweise durchsetzen. Der Planungsausschuss soll das Verfahren in der kommenden Woche auf den Weg bringen. Ziel ist es, die Zahl möglicher neuer Wohneinheiten zu beschränken, Vorgaben zu zulässigen Abgrabungen oder zur Dachgestaltung zu machen, die sich am Umfeld orientieren. Nachverdichtungen sollen möglich bleiben, aber „auf ein verträgliches Maß beschränkt“ werden.
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Bereits vor zwei Jahren hatte die Stadtverwaltung, nachdem insbesondere Grünen-Ratsfrau Brigitte Erd dies eingefordert hatte, für das südlich der Mendener Brücke gelegene Ruhrufer ein Bebauungsplanverfahren vorbereitet. In den Jahren zuvor hatte es mächtig Streit um ein Bauvorhaben auf dem Grundstück von Haus Jugendgroschen und im Hinterland der Mendener Straße 90 bis 100 gegeben.
Auch die Verhältnisse südlich der Mendener Brücke sollen geordnet werden
Auf letztgenanntem Areal in unmittelbarer Nachbarschschaft des Seniorenheims „Haus Ruhrgarten“ hatte ein Investor für 5,5 Millionen Euro einen dreigeschossigen Bau samt Tiefgarage bauen lassen, sehr zum Verdruss der unmittelbaren Nachbarn an der Mendener Straße, denen ab sofort die freie Sicht auf die Ruhr genommen war.
Zwischen Hahnenfähre im Süden und Mendener Brücke im Norden will die Stadt ebenfalls Versäumtes nachholen und mit neuem Baurecht für geordnete Verhältnisse sorgen. Dabei sollen auch vorhandene Freiflächen vor einer zukünftigen Bebauung geschützt werden.
Das im April 2018 gestartete Bebauungsplanverfahren läuft, wohl auch wegen des Personalmangels im Planungsamt, schleppend. Im zweiten Quartal soll der Bebauungsplanentwurf in die Offenlage gehen, damit Bürger noch einmal Anregungen und Kritik anbringen können. Gutachten seien teilweise noch in Bearbeitung, so Planungsamtsleiter Felix Blasch zum aktuellen Stand.