Mülheim.. . Ein potenzieller Investor hat dem Gestaltungsbeirat Ideen für mehrgeschossige Wohnhäuser auf dem Grundstück von Haus Jugendgroschen präsentiert.

Vor eineinhalb Wochen erst feierten Bauherr Norbert Terodde und die Geno Bank als spätere Vermieterin das Richtfest für ein umstrittenes Wohnbauprojekt auf grüner Wiese, gegenüber vom Haus Ruhrgarten. Schon ist für den nächsten Aufreger in der seit Jahren andauernden Mendener Bauland-Diskussion gesorgt: Ein Investor hat im städtischen Gestaltungsbeirat seine Idee präsentiert, das Haus Jugendgroschen, derzeit noch im Besitz der Evangelischen Kirche und von Flüchtlingen bewohnt, abzureißen und stattdessen vier exklusive Mehrfamilienhäuser zu bauen, dreieinhalb Geschosse hoch. Der Gestaltungsbeirat tagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit – und doch sind einzelne Lokalpolitiker schon auf der Palme: „Wenn das um sich greift“, sagt einer, gibt es am Ruhrufer kein Halten mehr.“

Fakt ist – und das ist nicht neu: Die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde will das Areal von Haus Jugendgroschen vermarkten. Die Gemeinde hatte früher schon einmal eigene Pläne für eine Bebauung mit Einfamilienhäusern, auch für eine fremdsprachige Kita in Kooperation mit den Max-Planck-Instituten. Geworden war daraus aber nichts. Aktuell schwebt ihr laut dem Presbyteriumsvorsitzenden Justus Cohen vor, das Grundstück in Erbpacht an einen Investor abzutreten. Mit den Pachteinnahmen will die Gemeinde bei künftig nur mehr drei Pfarrstellen eine Diakon-Stelle für ihre Seniorenarbeit finanzieren.

„Wir möchten keinen Klotz“

Rund eineinhalb Jahre noch ist das Haus Jugendgroschen für die Flüchtlingsunterbringung an die Stadt vermietet. In Richtung 2020 könnte ein Investor vor Ort eigene Pläne verwirklichen. „Wir möchten da eine ansprechende Bebauung, keinen Klotz“, gibt Cohen die Wünsche der Gemeinde wieder.

Ein möglicher Bauherr steht mit Unternehmer Michael Vogel parat. Er wohnt in direkter Nachbarschaft am Mulhofs Kamp und sagt, es sei schon in seinem eigenen Interesse, sich und seinen Nachbarn vor der eigenen Nase kein wuchtiges Bauprojekt zu setzen. Ihm sei daran gelegen, eine Bebauung luftig und den Grünflächenanteil groß zu halten.

Weniger Flächenversiegelung als heute vorhanden

Dem Gestaltungsbeirat präsentierte Vogel nun seine Idee der „Green Fingers“ (grüne Finger): vier modern anmutende, einem Schiffskorpus ähnelnde, schmale Gebäude, die sich von der Ruhr aus terrassenförmig zurückstaffeln. Vogel reklamiert für den Entwurf der Kettwiger Kirchner Architekten, dass er weniger Flächenversiegelung vorsehe als heute am Haus Jugendgroschen vorhanden. Auch ragten die dachbegrünten Gebäude weniger in die Höhe als das ehemalige Jugendfreizeitheim mit Spitzdach. Vogel redet von einem „ökologisch sinnvollen Konzept“.

„Wir haben keine monetären Interessen“, sagt er. Es gehe ihm allein darum, eben auch aus Eigeninteresse etwas zu bauen, was einerseits das nicht von der Hand zu weisende Vermarktungsinteresse der Kirchengemeinde befriedige, andererseits für sich selbst und seine Nachbarn das naturbelassene Umfeld erhalte. „Uns wäre es am liebsten, wenn es so bleibt, wie es ist“, sagt der Geschäftsmann, der früher Großraumdiskotheken gebaut und betrieben hat und heute in Duisburg sein Geld mit Auto-Leasinggeschäften macht. Es gebe auch Überlegungen, das Haus Jugendgroschen selbst zu sanieren und anzubauen, sagt Vogel. Er hat aber Zweifel, ob die Bausubstanz es hergibt.

Bebauungsplan soll regulierend eingreifen

„Das Letzte, was ich möchte, sind Diskussionen“, so Vogel. Und doch sind sie nun da. Aus der Politik ist zu hören, dass das gesamte Mendener Ruhrufer Gefahr laufe, nahe der Schutzgebiete dicht bebaut zu werden; die Stadt hatte es in der Vergangenheit schließlich versäumt, mit einem Bebauungsplan regulierend einzugreifen. Das soll nun aber noch geschehen. . .