Mülheim. Ein Investor plant den Bau von knapp 70 Wohnungen am Dickswall und an der Brückstraße in Mülheim. Eine Villa verschwindet dabei im Hinterhof.
Die Oberhausener Immobilien-Gesellschaft IPM will an zwei Stellen der Stadt groß investieren. In beiden Fällen muss aber erst Baurecht geschaffen werden.
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Auf Kosten des Investors sind unlängst vom Planungsausschuss zwei Bebauungsplanverfahren in Gang gesetzt worden, die die zwei Vorhaben grob skizzieren. Das eine liegt am Dickswall in der Innenstadt, das andere am Rande von Eppinghofen, zwischen Brück- und Körnerstraße.
IPM will 3700 Quadratmeter am Dickswall für Wohnen und Gewerbe entwickeln
Am Dickswall hat IPM ein insgesamt 3700 Quadratmeter großes Areal in Besitz genommen und plant dort, zwischen Pitstop-Werkstatt und alter Europcar-Filiale eine Neuentwicklung. Einzig die im Hinterland stehende Villa („Haus HuMy“), die jungen Frauen in einer Wohngemeinschaft Zuflucht bietet, soll erhalten bleiben. Ringsum aber will IPM den Gebäudebestand abreißen und neu bauen, so dass die Villa nicht mehr als Blickfang an der T-Kreuzung Tourainer Ring/Dickswall sichtbar sein würde.
Direkt am Dickswall plant der Investor eine durchgängige Bebauung mit Zufahrt zu einer ebenerdigen Tiefgarage. Im Mittelteil soll ein fünfgeschossiger Bau entstehen, angrenzend zur Bebauung auf den Nachbargrundstücken sind schmale dreigeschossige Bauten geplant. Darüber hinaus soll u-förmig ins Hinterland hinein dreigeschossig gebaut werden, so dass ein grüner Innenhof entsteht, auf den künftige Bewohner von Balkonen und Loggien aus blicken. Eine Seite des U reicht bis an den Muhrenkamp heran und nimmt dort die Bauhöhe des dortigen Nachbargebäudes auf. Sechs Geschosse zeigt die Animation. Die Gestaltung der Fassaden werden laut IPM zurzeit „stark überarbeitet“.
780 Quadratmeter für Büros sowie 42 Mietwohnungen sollen entstehen
Der Investor plant in den Bauten mit 780 Quadratmetern Büroflächen und 42 Mietwohnungen, 60 bis 115 Quadratmeter groß. Das Bauprojekt umfasst an den Grundstücksgrenzen zwei öffentlich zugängliche Passagen, jeweils als Fußweg zwischen Dickswall und Muhrenkamp angelegt.
Planungsamtsleiter Felix Blasch sieht in dem Entwurf „eine gute Lösung gefunden“, um die unternutzte Innenstadt-Fläche zu „reaktivieren und ordnen“. Die Bauhöhe am Dickswall bleibe unter den Gebäudehöhen am sieben Meter höher liegenden Muhrenkamp. Der Bauriegel am viel befahrenen Dickswall werde Lärmemissionen vom Muhrenkamp fernhalten.
Kritik von einem Mülheimer Architekten: „Ein städtebaulicher Fauxpas“
Kritik äußerten seinerzeit im Planungsausschuss der mittlerweile ausgeschiedene Ratsherr Jochen Hartmann und Architekt Klaus Ruppin, der für die SPD als sachkundiger Bürger im Gremium aktiv ist. Ruppin nannte den Entwurf einen „städtebaulichen Fauxpas“, weil er die Villa im Hinterhof unsichtbar mache und vom Dickswall aus nur noch „ein Schuhkarton, wie überall“, zu sehen sei.
Bei diesem wie auch beim weiteren Investitionsprojekt von IPM zwischen Körner- und Brückstraße vermisst Grünen-Planungspolitikerin Brigitte Erd Festlegungen zu ökologisch zukunftsweisendem Bauen. Passivhäuser, mehr Dachbegrünung, alternative Energieversorgung – all dies werde sicher in zehn Jahren Standard sein, fragt sich Erd wiederholt, warum die Stadt solche Vorgaben nicht schon heute macht. Gegenüber dieser Redaktion erklärte Investor IPM am Dienstag, darüber nachzudenken: „Es sollen keine Zwischenlösungen zur Energieversorgung gebaut werden, sondern auf lange Sicht vernünftige Alternativen“, so Theo van den Bongard.
Auf Areal einer alten Maschinenfabrik sollen 26 Mietwohnungen gebaut werden
Zwischen Körner- und Brückstraße soll ein alter Gewerbebau, der bis 1995 eine Maschinenfabrik und später eine Kfz-Werkstatt beheimatete, abgerissen werden für den Neubau von sechs Mehrfamilienhäusern mit rund 26 Mietwohnungen sowie einer Tiefgarage.
Der Entwurf sieht an der Brückstraße, Ecke Von-Graefe-Straße, ein dreigeschossiges Wohnhaus vor, an das sich nach hinten ein zweigeschossiger Anbau anschließt. Im Hinterland sollen vier „Punkthäuser“ mit quadratischer Grundform entstehen – mit jeweils zwei Geschossen plus einem zurückversetzten Staffelgeschoss. Alle Gebäude sollen über die Treppenhäuser mit der Tiefgarage verbunden sein.
Früherer Investor weigerte sich, Gutachter-Kosten selbst zu tragen
Vor sieben Jahren hatte die Stadt schon einmal Ärger mit einem Neusser Investor, der sich das 3000 Quadratmeter große Grundstück seinerzeit bei einer Zwangsversteigerung gesichert hatte und es als Bauland für eine autofreie Mini-Siedlung weiterverkaufen wollte. Der Investor hatte sich im Gegensatz zum aktuellen Eigentümer geweigert, in ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren einzusteigen, in dem er dann die Kosten für allerlei nötige Gutachten (etwa zur Altlastenfrage) selbst hätte tragen müssen. IPM hat nach eigener Auskunft alle notwendigen Gutachten bereits in Auftrag gegeben.
Der Investor reichte damals gar eine Klage beim Verwaltungsgericht ein, ist heute aber von der Bildfläche verschwunden. Für das Gelände, das sich seit Jahren im Dornröschenschlaf befindet, tut sich nun eine neue Perspektive auf.