Herne. Seit 2021 ist der Uferweg am Rhein-Herne-Kanal dicht. Grund ist eine Baustelle, auf der nicht gebaut wird. Die Sperrung bleibt – noch lange.
Seit Sommer 2021 ist der von jährlich Zehntausenden Ausflüglern genutzte Uferweg am Rhein-Herne-Kanal in Höhe der Künstlerzeche Unser Fritz auf einer Länge von gerade mal 150 Metern dicht. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (Duisburg) will dort Arbeiten durchführen lassen. Eigentlich. Passiert ist aber noch immer – nichts. Und ein Ende der Baustelle, auf der nicht gebaut wird, nicht in Sicht: Der Weg, so kommt jetzt heraus, soll wohl mindestens für zweieinhalb weitere Jahre gesperrt bleiben. Wannes Bezirksbürgermeister Uwe Purwin (SPD) schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: „Das ist unglaublich.“
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Anwohnerinnen und Anwohner im Stadtteil Unser Fritz, aber auch die Menschen, die den Weg an der Stadtgrenze Herne/Gelsenkirchen zum Spazieren gehen, Joggen und Radfahren nutzen, sind zunehmend genervt. Nur ein Bau- und ein Abfallcontainer stehen zwischen den Absperrungen neben dem Weg im Grün, daneben liegen ein paar Säcke, so genannte Big Bags. Der Weg selbst ist frei. Wer nicht umkehren will, kann der offiziellen Ausweichroute folgen, die es in sich hat: Sie führt weiträumig durch den Stadtteil, über die Wiedehopfstraße, vorbei an Gut Steinhausen, über den Weg zwischen Emscher und Resser Wäldchen, vorbei an der Zentraldeponie Emscherbruch, und dann, endlich, zurück zum Kanal. Viele Menschen nutzen diesen Weg nicht (dazu später mehr).
Herne: Probleme mit Erneuerung der Spundwände
Warum ist der Weg dicht? Man weiß es nicht. Spundwände müssten erneuert werden, hieß es anfangs. Ein paar Monate müsse der Weg deshalb gesperrt werden. Dann wurde die Baustelle, die noch gar keine war, stillgelegt. Nur für ein paar Monate, es müsse weiter geplant werden, teilte die Stadt Herne mit. Zuständig ist sie nicht, sie bittet aber immer dann beim Wasser- und Schifffahrtsamt um Antworten, wenn die Politik nachfragt. Und das macht sie oft. In der Bezirksvertretung Wanne ist die Sperrung ein Dauerbrenner. Wann geht’s endlich los? Wann soll alles fertig sein? Diese Fragen werden gebetsmühlenartig wiederholt.
Die geplanten Arbeiten an den Spundwänden sind nicht so einfach, zusätzliche Verankerungen und damit weitere Planungen nötig, so ist zu hören. Kann man dann nicht bitte, bitte die Absperrungen so lange zur Seite stellen, bis die Maschinen anrücken? Nein, heißt es aus Duisburg. Im vergangenen Sommer scheiterte auch ein Versuch, den Weg zumindest während der Cranger Kirmes zu öffnen, wenn Heerscharen mit dem Rad aus Richtung Gelsenkirchen zum Rummel anrücken. Sogar die Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering (SPD) wurde dazu ins Boot geholt. Vergeblich.
Am Dienstag nun gab es endlich einmal eine richtige Antwort aus Duisburg. Die aber wurde zur Hiobsbotschaft. Turnusgemäß hatte die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Wanne nach dem Stand der Dinge gefragt. Heinz-Jürgen Kuhl, der Chef von Stadtgrün, verlas die ernüchternde Antwort des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Wann die Arbeiten aufgenommen werden, sei nicht bekannt. Dafür aber das Ende: Fertig gestellt werden sollen die Arbeiten im vierten Quartal 2025 – „nach einem Grobentwurf der ausführenden Firma“.
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Mindestens zweieinhalb weitere Jahre Sperrung? Der Wanner Bezirksverordnete Yücel Yilmaz, der in der Sitzung nachgehakt hatte, reagierte sprachlos: „Ich bin schockiert, mir fehlen die Worte.“ Um doch noch anzufügen: „Das kann man dem Bürger nicht mehr erklären.“ Ungläubig, ja wütend reagierten auch die Vertreterinnen und Vertreter der anderen Fraktionen, ebenso der Bezirksbürgermeister. Und auch Heinz-Jürgen Kuhl, der Chef von Stadtgrün war nicht amüsiert. „Für uns als Verwaltung ist das genauso unbefriedigend“, stellte er klar. Machen könne man aber nichts. Das könne nur Duisburg.
Hernes SPD-Ratsherr Michael Zyweck, Verkehrsexperte seiner Fraktion und Anwohner, ist ebenfalls bedient. Er fordert nun, dass die Umleitungsstrecke auf den Prüfstand gestellt wird. Viel zu lang und viel zu gefährlich, sagt er zur WAZ. Die Wiedehopfstraße sei auch Zubringer für die Deponie, entsprechend viele Lastwagen kämen den Menschen auf der Route in die Quere. Viele nutzten die Umleitung sowieso nicht. Sie schlängelten sich verbotenerweise an der Absperrung vorbei und nutzten den Kanalweg wie eh und je oder, schlimmer, sie führen über die nahe Dorstener Straße, die B 226. Dort aber gelte Tempo 70, Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer dürften das Teilstück gar nicht benutzen – und machten es trotzdem. Weitere zweieinhalb Jahre, warnt er, gehe das womöglich nicht gut. Unfälle seien programmiert.