Herne. Welche Grünflächen in Herne sollen geschützt werden? Und wie? Das soll ein neuer Landschaftsplan zeigen. Ein Passus sorgt im Vorfeld für Streit.

Die Stadt Herne will einen neuen Landschaftsplan aufstellen. Das teilt das Rathaus der Politik mit. In Landschaftsplänen legen Kommunen die Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie Freiräume fest und listen Naturschutzmaßnahmen auf. Der aktuelle Plan, sagt Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl, sei über 20 Jahre alt und überholt – trotz zahlreicher Ergänzungen. „Die Zeit“, fügt er an, „ist nicht stehen geblieben“. Ob ein neuer Plan aufgestellt wird, muss die Politik entscheiden.

Zuallererst: der Klimawandel. Die Gegenmaßnahmen der Stadt fänden im Landschaftsplan keine Berücksichtigung, erklärte Heinz-Jürgen Kuhl. So seien in den vergangenen Jahren unter anderem eine Stadtklimakarte, eine Starkregengefahrenkarte sowie eine „Roadmap“ gegen den Klimawandel entwickelt worden, sagte er im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung. Sie seien nicht eingearbeitet: „Das ist ein riesiges Defizit.“ Außerdem seien die Landschaftsplan-Karten früher per Hand gezeichnet und erst nachträglich digitalisiert worden. Dadurch habe es „Ungenauigkeiten bei der Übertragung“ gegeben. Nicht zuletzt müssten viele Informationen aktualisiert werden, etwa zu geologischen Verhältnissen, Gewässern oder Klima. Kurzum: Eine Aktualisierung reiche nicht, ein völlig neues Papier müsse her.

Herne: Neuer Plan dauert drei bis fünf Jahre

Wirbt für einen neuen Landschaftsplan: Heinz-Jürgen Kuhl, Leiter des städtischen Fachbereichs Stadtgrün.
Wirbt für einen neuen Landschaftsplan: Heinz-Jürgen Kuhl, Leiter des städtischen Fachbereichs Stadtgrün. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Das sei aber nicht billig und brauche seine Zeit, erklärte der Stadtgrün-Chef den Ausschussmitgliedern. In Sachen Geld hatte er eine gute Nachricht. Für die Erstellung eines neuen Landschaftsplans winkten Fördermittel der Höheren Naturschutzbehörde in Höhe von rund 80 Prozent. Dadurch könne ein externes Büro beauftragt werden, die Verwaltung müsse diese Arbeit also nicht auch noch schultern. Außerdem sei ein Blick von außen sinnvoll. Die Gesamtkosten bezifferte Heinz-Jürgen Kuhl auf rund 130.000 Euro. Zum Zeitplan: Sollte der Förderbescheid 2024 eintreffen, könnten die Experten mit der Neuaufstellung beginnen. Drei bis fünf Jahre seien sie damit beschäftigt, anschließend könne die Politik über das Papier diskutieren, zuletzt würde es verabschiedet – mit oder ohne Änderungen.

Zentraler Bestandteil des Landschaftsplans sollen weitere Entwicklungsziele für Freiflächen sein. Nur wenn diese vorlägen, so der Stadtgrün-Chef, könnten dafür auch Fördermittel beantragt und in Anspruch genommen werden. Nicht zuletzt soll bei der Neuaufstellung auch geschaut werden, ob weitere Flächen in Herne unter Natur- oder Landschaftsschutz gestellt werden können und sollen. Möglich sei aber auch, dass Flächen aus Schutzgebieten herausgenommen werden, etwa, weil sie dort nicht oder nicht mehr hineingehörten.

+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++

Gerade dieser Punkt stört den Landschaftsbeirat, der ebenfalls über die geplante Neuaufstellung informiert wurde. Das Gremium fordert, dass schon bei der Erarbeitung des neuen Papiers festgelegt wird, dass keine weiteren geschützten Flächen aufgegeben werden dürfen. Der Beirat, bekennt Mitglied Rolf Reinholz gegenüber der WAZ, habe ein „gewisses Misstrauen“ gegenüber der Verwaltung. Eine solche Festlegung lehnt Stadtgrün-Chef Kuhl ab: „Das wäre sehr fahrlässig“, sagte er im Ausschuss. So gebe es geschützte Flächen, über die man „trefflich streiten“ könne, außerdem weitere, die „nicht rechtssicher“ seien.

Unter Naturschutz steht auch die Halde Pluto.
Unter Naturschutz steht auch die Halde Pluto. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

So sieht das auch der Planungsausschuss, darunter die Grünen. Auf Antrag von CDU-Ratsfrau Barbara Merten entschied sich das Gremium aber dafür, festzuschreiben, dass „möglichst“ keine weiteren geschützten Flächen aufgegeben werden sollen. Ansonsten gab es nur Lob für den geplanten Schritt. Ein Landschaftsplan sei „ein Meilenstein für den Naturschutz“, sagte etwa Rolf Ahrens (Grüne), nötig sei nun aber ein zeitgemäßer Plan, der auch die Entwicklungspotenziale der Flächen definiert. Elisabeth Majchrzak-Frensel (SPD) hob hervor, dass es im Zuge der Diskussionen über den Plan noch genügend Raum und Zeit gebe, um über einzelne Flächen zu diskutieren – etwa auch darüber, ob sie unter Schutz gestellt gehören oder nicht. Damit kann Rolf Reinholz vom Naturschutzbeirat leben. Es sei wichtig, dass bei der Neuaufstellung ein deutliches Zeichen gesetzt werde, dass Flächen geschützt werden müssen, sagte er zur WAZ.

Über die Neuaufstellung des Naturschutzplanes entscheidet im Frühjahr der Rat.