Herne. An einigen Schulen in Herne gibt es kostenlose Tampons und Slipeinlagen aus dem Spender. Wie das Pilotprojekt der Stadt an den Schulen läuft.

  • Die Ratsfraktion der Grünen hat sich im Juni 2020 für kostenlose Menstruationsartikel an Herner Schulen ausgesprochen.
  • Nachdem der Rat fast einstimmig zugestimmt hat, führt die Stadt Herne jetzt ein Pilotprojekt dazu durch.
  • Die WAZ-Redaktion hat bei den Schulen nachgefragt, wie der Test bisher läuft.

In einigen Herner Schulen gibt es kostenlose Tampons und Slipeinlagen aus dem Automaten. Die Stadt Herne führt zurzeit ein Pilotprojekt durch und stellt Menstruationsartikel auf Mädchen- und Damentoiletten kostenfrei zur Verfügung. Bis Anfang 2023 will die Stadt Erkenntnisse aus der Testphase sammeln. Die WAZ hat bei der Stadt und bei einigen der teilnehmenden Schulen nach ersten Erfahrungen gefragt.

Stadt Herne bekommt gemischte Reaktionen von den Schulen

Die Ratsfraktion der Grünen hat sich im Juni 2020 für kostenlose Periodenprodukte an Herner Schulen eingesetzt. Dabei bezogen sich die Grünen auf ein ähnliches Projekt in Hamm. Daraufhin stimmte der Herner Rat dem Vorstoß fast einstimmig zu – nur die AfD und ihre Abspaltung WfH stimmten damals gegen die Testphase. Finanziert werde das Projekt mit 4000 Euro aus dem Etat des Fachbereichs Schule und Weiterbildung, wie die Stadt Herne auf Anfrage der WAZ mitteilt.

„Die Spender werden offensichtlich genutzt“, sagt Nina-Maria Haupt, Sprecherin der Stadt Herne. „Die Rückmeldungen der teilnehmenden Schulen fallen bislang gemischt aus.“ Unter anderem habe es von einer Schule die Rückmeldung gegeben, dass es Probleme im Umgang mit den Spendern gebe. Die Hygieneprodukte würden in den Toiletten und auf dem Schulhof landen, so Haupt.

Für ein eindeutiges Zwischenfazit werde der Fachbereich Schule und Weiterbildung in nächster Zeit weiteres Feedback einholen. Sobald genug Erfahrungen vorliegen, werde das Projekt gemeinsam mit den Schulen bewertet. Dann mache der Fachbereich mit den bürgerschaftlichen Gremien einen Vorschlag zum weiteren Verfahren, heißt es von der Stadt.

Haranni-Gymnasium: „Spender sind ein zusätzliches Serviceangebot“

Das Haranni-Gymnasium ist eine der Herner Schulen, die an dem Test teilnehmen. Dort sei die Benutzung der Spender noch relativ verhalten, sagt Schulleiterin Nicole Nowak. „Die Slipeinlagen werden deutlich genutzt. Tampons werden bisher wesentlich weniger angenommen“, so Nowak. Ein Nachfüllen der Spender sei bisher noch nicht nötig gewesen.

Konkretes Feedback der Schülerschaft habe das Herner Gymnasium noch nicht bekommen. Die Schülerinnen seien es jedoch gewohnt, im Sekretariat Hilfe zu bekommen, berichtet die Schulleiterin. Bislang sei die Schule auch ohne die Spender ausgekommen: „Sie stellen sicherlich ein zusätzliches Serviceangebot dar. Für Notfälle würden wir aber auch weiterhin im Sekretariat aushelfen“, betont Nowak. Das Haranni-Gymnasium habe bisher keine schlechten Erfahrungen im Umgang mit den Spendern gemacht.

An der Hans-Tilkowski-Schule steht der Spender seit vergangener Woche zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung. „Wir können noch nicht sagen, wie das Projekt bei uns anläuft. Dafür ist es noch zu früh. Aber wir haben im Vorfeld mit der Schülervertretung darüber gesprochen, damit es keine Probleme im Umgang mit den Hygieneartikeln gibt“, sagt Schulleiter Lothar Heistermann.

Laut Heistermann befürworte die Schülervertretung (SV) der Hans-Tilkowski-Schule das Projekt. „Wir hoffen, dass der Test kein Fehlversuch wird und wir danach noch kostenlose Menstruationsprodukte in den Mädchentoiletten zur Verfügung stellen können“, sagt Heistermann.

Pilotprojekt sorgt an einigen Herner Schulen für Probleme

Das Emschertal Berufskolleg hat bisher auch schlechte Erfahrungen mit dem Pilotprojekt machen müssen. Dort wurden die Spender in den Sommerferien angebracht. „Das Projekt wird von unseren Schülerinnen angenommen. Je nach Bildungsbereich haben wir es aber auch mit Vandalismus zu tun“, sagt Schulleiter Ralf Sagorny. Daher müsse Aufklärungsarbeit geleistet werden. Dennoch befürworte er das Projekt: „Viele Schülerinnen in Herne müssen ansonsten an Periodenprodukten sparen.“

Die Schulleiterin der Realschule Crange, Wiltrud Zimmermann, weist darauf hin, dass die Produkte in den Spendern zum Teil nicht der Klientel der Schülerschaft entsprechen: „Muslimische Schülerinnen benutzen keine Tampons, und mit Slipeinlagen kommen einige Mädchen nicht aus.“ Im Sekretariat und in Lernräumen gebe es deswegen schon seit Jahren kostenlose Perioden-Sets mit dickeren Binden. „Dieses Angebot ist auch schon früher genutzt worden“, sagt Zimmermann.

Zwar sei das Projekt an der Realschule Crange so gut angenommen worden, dass am ersten Tag knapp 160 Tampons weg waren, dennoch habe die Realschule ebenfalls schlechte Erfahrungen mit dem Test machen müssen. „Slipeinlagen wurden an die Decke geklebt, und Tampons sind in der Toilette gelandet“, erzählt die Schulleiterin. Diese Probleme habe es vorher nicht gegeben.

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SPD-Landtagsfraktion fordert kostenlose Menstruationsartikel in ganz NRW

Vergangene Woche hatte die SPD-Landtagsfraktion die Landesregierung in einem Antrag dazu aufgefordert, kostenlose Menstruationsprodukte in allen öffentlichen Gebäuden in NRW zur Verfügung zu stellen. Dabei beruft sich die Fraktion auf ein Gesetz, das Mitte August in Schottland in Kraft getreten ist. Das schottische Gesetz schreibt das kostenlose Bereitstellen von Menstruationsprodukten in öffentlichen Gebäuden vor. Dieses Gesetz sei weltweit das erste dieser Art, heißt es im Antrag der SPD-Fraktion.

Konkret fordert die SPD von der Landesregierung, sich mit bereits vorhandenen Initiativen und Projekten aus NRW zu ihren Erfahrungen auszutauschen. Dazu soll ein Förderprogramm aufgelegt werden, das weitere Initiativen an Schulen, Hochschulen und Kommunen mit kostenlosen Periodenprodukten unterstützt.

Des Weiteren fordert die SPD-Fraktion, ein Gesetz nach schottischem Vorbild zu entwickeln. Kostenlose Periodenprodukte sollen demnach auch in öffentlichen Gebäuden in NRW verpflichtend sein. Zusätzlich soll es nach dem Antrag der SPD eine Aufklärungs- und Informationskampagne sowie eine wissenschaftliche Studie zum Thema geben. Die SPD wolle mit ihren Forderungen gegen Periodenarmut in NRW vorgehen, heißt es im Antrag.