Herne. Fängt Schule in Herne künftig erst um 9 Uhr an? Die neue Schulministerin machts möglich. Die HCR würde es begrüßen. Das sagen Herner Schulleiter.

  • NRW-Schulministerin ermöglicht Schulen einen späteren Start um 9 Uhr.
  • Verkehrsunternehmen HCR begrüßt den Vorschlag.
  • Herner Schulen sind skeptisch.

Die neue NRW-Schulministerin macht möglich, wovon viele Langschläfer seit langem träumen: einen späteren Schulstart. Demnach können Schulen in Herne, sofern die Schulkonferenz zustimmt, in Rücksprache mit der Kommune und den Verkehrsunternehmen den Unterrichtsbeginn bis um 9 Uhr nach hinten verschieben. Zumindest das hiesige Verkehrsunternehmen, die HCR, begrüßt diesen Vorschlag ausdrücklich.

„Das würden wir absolut begrüßen“, sagt HCR-Sprecher Dirk Rogalla auf WAZ-Anfrage. Zwar müsste die HCR, wenn einzelne Schulen ihren Unterrichtsbeginn nach hinten verschieben, den Fahrplan ändern. „Das ist für uns ein sehr großer Aufwand, aber den würden wir zum Wohle unserer Fahrgäste gerne auf uns nehmen.“ Denn bereits eine Verschiebung des Schulstartes um eine halbe Stunde führe dazu, dass die HCR ihre Busse zur Haupt-Stoßzeit zweimal die Runde fahren lassen könne, erklärt Rogalla. Und das bedeute halb so volle Busse.

„Herner Modell“ mit gestaffeltem Schulstart galt während Pandemie als Vorbild

Bereits während der Pandemie hatte die HCR im Schulterschluss mit den Schulen und der Stadt einen gestaffelten Unterrichtsbeginn der Schulen unterstützt, um überfüllte Busse und ein hohes Ansteckungsrisiko zu reduzieren. „Das hat sehr, sehr gut funktioniert.“ Die HCR sei jederzeit bereit, mit Schulen dazu in Dialog zu treten, betont Rogalla.

Dirk Rogalla, Sprecher der HCR, würde es befürworten, wenn einige Schulen ihren Unterrichtsbeginn nach hinten legen würden.
Dirk Rogalla, Sprecher der HCR, würde es befürworten, wenn einige Schulen ihren Unterrichtsbeginn nach hinten legen würden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Schulleiter vor Ort teilen die positive Bewertung des HCR-Sprechers jedoch nicht. „Solange nicht die passenden gesellschaftlichen Strukturen geschaffen werden, denken wir darüber nicht nach“, sagt etwa Antje Fehrholz, Schulleiterin des Gymnasiums Eickel. Sie fürchte Betreuungsprobleme bei den Eltern. „Zudem kann es durch die Kooperation mit anderen Schulen keine Entscheidung für nur eine Schule sein“, betont sie. Fehrholz findet es „nicht angebracht“ dieses „zusätzliche Fass“ aufzumachen, bevor die bestehenden Probleme vernünftig gelöst worden seien.

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Genauso sieht es Schulformsprecherin Nicole Nowak: „Ich würde das nicht befürworten.“ Für ihre Schule, das Haranni-Gymnasium, bedeute das als Ganztagsschule, dass sich der Unterricht noch später in den Nachmittag ziehe. Zwar kenne auch sie die Studien, wonach Kinder - vor allem in der Pubertät - erst später am Morgen ihre volle Leistungsfähigkeit abrufen könnten. „Aber der Mehrwert wiegt die damit verbundenen Folgen nicht auf.“

Auch Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Mont-Cenis brauchen gar nicht erst auf längeres Ausschlafen hoffen: „Das wird es bei uns nicht geben. Wir bleiben definitiv bei unserem Modell“, sagt Schulleiterin Sylke Reimann-Pérez. „Ich bin froh, wenn wir mal ein wenig mehr Ruhe haben.“