Gladbeck. Suche nach Räumen für ein Tierasyl in Gladbeck gestaltet sich schwierig. Tierschutzverein und Tierhilfe suchen nun getrennt. Was die Stadt sagt.
Mit dem Gladbecker Tierschutzverein und der Tierhilfe „Recht auf Leben“ kümmern sich in Gladbeck die Teams von gleich zwei Vereinen um notleidende Tiere. Ausgesetzte Hunde und Katzen, herumstreunernde Samtpfoten, mit und ohne Nachwuchs, kranke Tiere, deren Menschen zu arm sind, um sich die Behandlungskosten beim Tierarzt leisten zu können: Ist das Elend auch noch so groß, die Ehrenamtlichen versuchen Hilfe zu leisten. Dabei geraten beide Vereine allerdings immer mehr selber in die Bredouille: Das Geld reicht vorne und hinten nicht, die räumlichen Möglichkeiten zur Unterbringung der tierischen Notfälle sind ausgeschöpft.
Vereine: In Gladbeck gibt es viele tierische Notfälle, die versorgt werden müssen
Beide Vereine sagen übereinstimmend: So schlimm wie aktuell war die Lage noch nie, es benötigen aktuell einfach zu viele Tiere Hilfe. „Wir engagieren uns alle ehrenamtlich, sind mehr oder weniger Tag und Nacht im Einsatz. Gäbe es beide Vereine nicht, würde es schlimm aussehen auf Gladbecks Straßen“, bringt es Patrizia Wahl auf den Punkt. Die Gladbeckerin ist Vorsitzende der Tierhilfe „Recht auf Leben“ (RaL), die sich vor allem um Streunerkatzen in der Stadt kümmert. Die brenzlige Lage bestätigt auch Tanja Zimmer, Vorsitzende des Gladbecker Tierschutzvereins.
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Ein wenig Hoffnung geschöpft haben beide Vereine nach einem Gespräch im Rathaus Ende vergangenen Jahres, in dem von Seiten der Verwaltung Unterstützung bei der Suche und Anmietung geeigneter Räume für die Unterbringung von kranken und ausgesetzten Tieren in Aussicht gestellt wurde. Im Anschluss bot die Stadt dann auch tatsächlich zwei Immobilien an, die aber beide aus mehreren Gründen nicht infrage kamen, weil beide ungeeignet, beziehungsweise viel zu baufällig waren.
Gemeinsame Räume lehnen der Tierschutzverein und die Tierhilfe ab
Vom Tisch ist auch der Vorschlag der Stadt Gladbeck, die beiden Vereine sollten sich die Räume doch teilen, wenn dann eine geeignete Immobilie gefunden ist. „Das kann aber nicht funktionieren“, sagen die beiden Vorstandsfrauen übereinstimmend. Tierschutzverein und Tierhilfe würden sich zwar gut verstehen, bei besonders großen Notfällen auch immer mal wieder zusammen agieren, sich unterstützen. Eine gemeinsame Immobilie für beide würde allerdings allein schon an der internen Vereinsarbeit mit den anstehenden Sitzungen und Treffen scheitern. „Es käme ja auch niemand auf die Idee, dass sich zwei Tierheime auf diese Weise zusammentun sollten“, sagt Patrizia Wahl.
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Und wie geht es nun weiter? Beide Vereine warten aktuell dringend auf neue Signale von der Stadt. Die aber ließe nichts mehr von sich hören. Die Tierschützer um Tanja Zimmer haben sich selber auf die Suche nach geeigneten Räumen gemacht – und sind tatsächlich fündig geworden. An der Hegestraße habe man eine gute Immobilie entdeckt. „Das haben wir auch der Stadt mitgeteilt und gefragt, inwieweit und in welcher Höhe wir mit Unterstützung rechnen können“, berichtet Tanja Zimmer. Eine Antwort habe sie leider nicht erhalten und so die Räume auch nicht anmieten können.
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Aktuell ist es so, dass der Tierschutzverein jährlich 6000 Euro von der Stadt erhält. Diese Summe geht aber komplett für andere dringende Aufgaben im Tierschutz drauf. „Genauso dringend brauchen wir aber auch mehr Platz zur Unterbringung von kranken und ausgesetzten Tieren, sonst können wir nicht mehr lange helfen. Wir sind platzmäßig eigentlich jetzt schon am Ende“, schildert Tanja Zimmer die Probleme.
Die Tierhilfe benötigt mehr Platz zur Unterbringung von Streunerkatzen
Auch die Tierhilfe benötigt dringend mehr Platz für die Unterbringung von Streunerkatzen. Eine finanzielle Unterstützung von der Stadt Gladbeck erhält sie nicht, ist also komplett auf Spenden und Aktivitäten wie beispielsweise den Verkauf von Waffeln angewiesen, um mit der Arbeit fortfahren zu können. Immer mehr Streunerkatzen, davon viele auch mit Kitten, gelte es zu versorgen, sagt Patrizia Wahl. Platzmäßig stößt aber auch die Tierhilfe dabei schon lange an ihre Grenzen. Also würde sich auch Patrizia Wahl gerne so schnell wie möglich auf die Suche nach zusätzlichen Räumen machen. „Aber wie denn, ohne ein Signal von der Stadt, wie eine Unterstützung aussehen könnte!“
Sorgen bereitet beiden ehrenamtlichen Tierschutzorganisationen zudem die Lage im Gelsenkirchener Tierheim. Dort werden auch die Fundtiere aus Gladbeck betreut. Dafür zahlt die Stadt jährlich eine große Summe. Doch auch das Tierheim hat große Sorgen, musste vor kurzem bereits aus Platzgründen einen Aufnahmestopp für private Abgabetiere verhängen. Was ist, wenn auch die Gladbecker Nottiere dort keine Aufnahme mehr finden? Auch aus diesem Grund hoffen die Gladbecker Tierschützer beider Vereine dringend auf Hilfe von Seiten der Stadt, damit das Tierelend in Gladbeck nicht noch größere Dimensionen annimmt.
Das sagt die Stadt Gladbeck zu einer Unterstützung beider Tierschutzgruppen
Auch Christiane Schmidt, Kommunikationschefin der Verwaltung, führt die beiden Immobilien an, die den Vereinen zur Unterbringung von tierischen Notfällen angeboten worden sind. Beide seien von den Vereinen abgelehnt worden. „Bei der nun ins Spiel gebrachten Immobilie an der Hegestraße ist es so, dass die Miete das Budget des Tierschutzvereins sprengt, allerdings sollten dort auch andere Aktivitäten des Vereins wie Veranstaltungen, etc. stattfinden.“ Sie sei also nicht allein zur Unterbringung von Tieren gedacht gewesen.
Zur finanziellen Hilfestellung für den Tierschutzverein und die Tierhilfe sagt Christiane Schmidt: „Im aktuellen Haushalt besteht da keine Möglichkeit.“ Es bleibe also erst einmal bei der Summe, die an den Tierschutz geht. Es sei aber durchaus denkbar, dass bei den Beratungen für den kommenden städtischen Etat neu nachgedacht werde. Große Sprünge schloss Christiane Schmidt dabei allerdings aus aufgrund der desolaten Stadtfinanzen. Aber eine Aufstockung der Summe für die Tierschützer und einen kleinen Obolus auch für die Tierhilfe, das könne durchaus denkbar sein. Zudem, so Schmidt weiter, ein solcher Vorschlag könnte ja auch von Seiten der Politik kommen.
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