Gelsenkirchen / Gladbeck. Das Tierheim in Gelsenkirchen ist voll belegt. Das hat Konsequenzen für private Abgabetiere. Tierschützer in Gladbeck haben ähnliche Probleme.
„Wir sind dicht“ – mit wenigen Worten beschreibt Heike Reddig die aktuelle Situation im Gelsenkirchener Tierheim. Und die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins fügt noch hinzu: „Wir können keine Hunde und Katzen von Dritten mehr annehmen.“ Das bedeutet nichts anderes als einen Aufnahmestopp für Abgabetiere aus privater Hand. Mittlerweile sogar schon seit Anfang des Jahres. Zur Erinnerung: Die extrem angespannte Situation im Tierheim der Nachbarstadt hat auch Auswirkungen auf Gladbeck, denn seit etlichen Jahren schon zahlt die Stadt jährlich dafür, dass das Tierheim an der Willy-Brandt-Allee Fundtiere aus Gladbeck aufnimmt.
Die Zwinger im Tierheim sind alle belegt
Die Gründe für den Aufnahmestopp in Gelsenkirchen liegen zum einen an den räumlichen Grenzen. Denn auch der Platz im Tierheim ist bei allem Wohlwollen endlich. „Wohin mit den Tieren?“, fragt Heike Reddig, wenn die Zwinger schon voll sind. Und sie führt als Beispiel die Haltung der Hunde an, die nicht wie Katzen oder andere Kleintiere gemeinsam gehalten werden können, sondern in einzelnen Zwingern untergebracht werden müssen.
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Auch vom Personal her stoße das Tierheim an Grenzen – „das ist ein Rattenschwanz ohne Ende“, weiß Heike Reddig. Über 100 Hunde leben momentan im städtischen Tierheim, mittlerweile sind es Vierbeiner mit den unterschiedlichsten Vorgeschichten. Da sind die von offizieller Seite beschlagnahmten Tiere, das Tierheim nimmt hier die kommunalen Pflichten wahr, indem es diese Tiere aufnimmt.
Tierschützerin: Wer sich ein Tier anschaffen möchte, sollte vorher genau nachdenken
Dann gibt es aber auch die Vierbeiner, die zum Beispiel aus dem Auslandstierschutz stammen und ihre Halterinnen und Halter in der neuen Heimat dann vor Probleme stellen. Häufig traumatisiert kommen die Hunde aus Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Griechenland oftmals schlecht mit den hiesigen Bedingungen klar – an einen „normalen Alltag“ mit dem Hund, oder an ein normales Zusammenleben ist deshalb zum Start so manches Mal kaum zu denken.
Heike Reddig rät generell zu einer wohlüberlegten Entscheidung für ein Tier, egal ob es nun aus dem Ausland komme oder aus der Nähe. Denn: Vielfach treffen künftige Hundebesitzer ihre Entscheidung leichtfertig. Reddig weiß: „Es sind ja ein Leben lang Folgekosten, das wird oft wirklich nicht bedacht.“ Sie regt an, genau zu überdenken: „Was kostet mich der Hund im Monat?“ Darüber hinaus komme es auch darauf an: „Welchen Vierbeiner schaffe ich mir an, welcher Hund passt zu mir und meinem Leben?“
Tierarzt, Hundeerziehung – das kostet
Ein Punkt ist der erfahrenen Tierschützerin wichtig: „Hat der Hund Probleme, muss ich auch das Geld haben, um mir Hilfe zu holen“, sagt sie. Wenn die finanziellen Mittel fehlen, rät sie von der Anschaffung ab. Denn es gehe schließlich nicht nur um mögliche Tierarzt-Kosten, sondern beispielsweise auch um die Erziehung des Vierbeiners mithilfe eines Besuchs einer Hundeschule.
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Von den Problemen des Tierheims in der Nachbarstadt wissen natürlich auch die Tierschützer in Gladbeck, also der Tierschutzverein und die Tierhilfe „Recht auf Leben“. Die Mitglieder beider Organisationen sehen sich ebenfalls immer mehr Herausforderungen gegenüber, stoßen bei der Hilfe für vernachlässigte Hunde und Katzen oft an ihre Grenzen. Steigende Kosten, immer mehr Streuner in Not, die untergebracht werden müssen, das belastet.
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Von dem Gedanken an ein eigenes Tierheim für Gladbeck haben sich die im Tierschutz aktiven Ehrenamtlichen schon seit langem verabschiedet. Jetzt gibt es allerdings die Hoffnung, mit Unterstützung durch die Stadt zumindest ein Asyl für Streunerkatzen und Not-Felle auf die Beine zu stellen. Ein geeignetes Gebäude dafür gibt es noch nicht, aber es soll weitergesucht werden. Das würde zumindest die Platznot mindern, die die Tierschützer bei der Unterbringung von Nottieren immer wieder haben.