Gladbeck. Eine 73-Jährige aus Gladbeck ist auf einem kaputten Gehweg aus dem Rollstuhl gestürzt. Noch heute hat sie Schmerzen. Ärger über defekte Straßen.

Neslihan Akpinar hat noch immer Angst, wenn sie in ihrem Rollstuhl auf den Straßen unterwegs ist. Angst davor, wieder aus ihrem Gefährt heraus zu fallen. So wie schon einmal, als sie auf der Landstraße unterwegs war, und über eine defekte Stelle auf dem Gehweg stürzte. „Sie wurde auch schon mal an einer Fußgängerkreuzung angefahren und nach dem Vorfall mit dem Rollstuhl-Sturz ist die Angst noch größer“, berichtet ihr Sohn Bünyamin Akpinar.

Es war in den Abendstunden, schon dunkel, als die 73-Jährige noch einmal schnell zum Discounter fahren wollte. Zufällig kam ihr Sohn gerade mit dem Auto auf der Landstraße angefahren, sah seine Mutter mit dem umgestürzten Rollstuhl halb auf der Straße liegen. Schnell sperrte er die Unfallstelle notdürftig mit seinem Auto ab, alarmierte die Polizei.

Noch heute leidet die Gladbeckerin unter Schmerzen im Bein

Auch einige Autofahrer hielten an, halfen der Verletzten, sich wieder in ihren Rollstuhl zu setzen. Prellungen und Schürfwunden stellte ein Arzt am nächsten Tag fest, noch heute leidet die Gladbeckerin unter Schmerzen im Bein. Posttraumatische Narben habe sie dort, berichtet ihr Sohn.

Er suchte einen Anwalt auf, nach langem Hin und Her sollte die Familie 500 Euro Schadensgeld bekommen. Doch der Sohn lehnte ab. „Ich möchte nicht mehr Geld, sondern, dass die Straße gemacht wird“, sagt er. Die Stelle auf dem Gehweg wurde zwar schnell ausgebessert, aber das reicht Akpinar nicht: Er möchte sich Gehör verschaffen und erreichen, dass nicht weitere Menschen über Schäden auf den Gehwegen stürzen. „Die gesamte Straße ist kaputt. Hier gehen täglich viele Menschen her. Und es gibt auch viele Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Jeder wird mal alt“, so Bünyamin Akpinar.

Stadt Gladbeck gab 2023 rund 1,2 Millionen Euro für die Straßenunterhaltung aus

„Alle Schäden, die die Verkehrssicherung betreffen, werden repariert. Dies kann je nach Umfang sofort, oder auch innerhalb eines halben Jahres erfolgen“, so Stadtsprecher David Hennig. Generell gebe es auch in diesem Jahr witterungsbedingt viele Schlaglöcher, vergleichbar allerdings mit den Vorjahren.

Die Verwaltung hat im vergangenen Jahr rund 1,2 Millionen Euro für die Straßenunterhaltung ausgegeben und rechnet auch in diesem Jahr mit vergleichbaren Kosten. Jährlich werden ca. 9500 Straßenlöcher geflickt. Insgesamt sei der Zustand der Straßen in einem durchschnittlichen Zustand. Straßenbegeher kontrollierten den Zustand regelmäßig. Jede Straße werde alle 14 Tage auf Schäden gesichtet.

170 Beschwerden über Straßen- und Gehwegschäden gingen im vergangenen Jahr bei der Stadt Gladbeck ein

Im vergangenen Jahr gingen 170 Meldungen bzw. Beschwerden über Straßen- und Gehwegschäden bei der Verwaltung ein, 2024 sind es bisher 88. „Bei Verkehrsgefährdung wird der Bereich kenntlich gemacht oder im Bedarfsfall abgesperrt.“ Die Frage nach der Haftung bei Gehweg- oder Schlaglochschäden müsse im Einzelfall geprüft werden, so Hennig weiter. Allein aus der Tatsache, dass die Straße ein Schlagloch aufweist, ergebe sich nicht gleich ein Schadensersatzanspruch gegenüber der Stadt. Im vergangenen Jahr gab es keine Klagen. Es gab im vergangenen Jahr 14 Schadensanzeigen, die an die Versicherung weitergeleitet wurden: zwölf Schäden an Fahrzeugen, zwei Gehwegstürze. Dazu dürfte auch der Sturz von Neslihan Akpinar zählen.

Die Meldungen leitet die Verwaltung zur Prüfung an ihre Versicherung weiter. „In der Regel ist die Aussicht auf Erfolg in diesen Fällen aber eher gering. Um Ansprüche geltend zu machen, müssen Geschädigte der Stadt ein Verschulden nachweisen. Außerdem ist auch bei einem durch ein Schlagloch verursachten Schaden die aufgrund des Betriebes des Fahrzeugs stets vorhandene sogenannte Betriebsgefahr zu beachten“, stellt Hennig klar. „Betriebsgefahr“ bedeute, dass jedes Fahrzeug durch seinen Betrieb in sich die Gefahr mit sich bringt, Schäden zu verursachen.

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