Gladbeck. Kratzer, Dellen oder gar Totalschaden – regelmäßig kracht es auf Gladbecks Straßen und Verursacher flüchten. Das sagen Geschädigte und Polizei.
- Vor zwei Wochen wurde der Mercedes von Suat Bajramovski auf der Horster Straße beschädigt und der Verursacher fuhr einfach weiter, ohne sich um den Schaden zu kümmern
- Der Gladbecker hofft, dass Zeugen und Videoaufnahmen helfen, den Fahrer zu überführen.
- Die Polizei berichtet, dass sie gerade in solchen Fällen auf Zeugen angewiesen ist.
Die Beschädigungen sind nicht zu übersehen. Die Türen an der Fahrerseite eingebeult und zerkratzt, wer genau hinschaut, dem fällt auch auf, dass das Hinterrad an dieser Seite merkwürdig schief steht. Es drückt an die Verkleidung des Radkastens, und es ist klar: Fahrtüchtig ist die silberne Mercedes E-Klasse nicht mehr. Suat Bajramovski zeigt die Schäden, berichtet von kaputten Koppelstangen und Querlenkern – all das zu reparieren würde rund 12.000 Euro kosten. Am Ende bliebe all das an ihm hängen, denn der Verursacher hat sich einfach aus dem Staub gemacht.
Das kommt im Jahr hundertfach vor in Gladbeck, für 2022 etwa hat die Polizei in ihrer Unfallstatistik 561 Fälle aufgezählt. Die Schäden reichen von einigen Hundert Euro bis in den fünfstelligen Bereich. In Gladbeck lag sie 2022 im Schnitt bei 1746 Euro, so die Polizei im August gegenüber dieser Redaktion. Regelmäßig suchen die Ermittler nach Zeugen, in der Hoffnung, so den Verursacher ermitteln zu können, und regelmäßig veröffentlicht die Lokalredaktion diese Meldungen. Doch was da nie eine Rolle spielt: Was bedeutet das eigentlich für die Geschädigten?
Gladbecker hat Sorgen, weil die Versicherung in solchen Fällen nicht zahlt
Da ist zunächst einmal der finanzielle Schaden. Der Mercedes von Suat Bajramovski ist elf Jahre alt, macht äußerlich einen top-gepflegten Eindruck. Und doch muss man sich die Frage stellen, ob sich eine so aufwändige und teure Reparatur bei einem Fahrzeug dieses Alters noch lohnt. Und: Die Teilkasko-Versicherung zahlt in solchen Fällen nicht. Der Unfall auf der Horster Straße in Höhe der Hausnummer 200 hat sich irgendwann im Zeitraum zwischen Samstag, 14. Oktober, 22 Uhr und Sonntag, 13 Uhr ereignet. Die Straße sei an der Stelle recht eng, sagt Bajramovski. „Außerdem wird hier immer gerast, besonders nachts ist es die reinste Rennpiste.“
Gleichzeitig ist Suat Bajramovski auf den Wagen angewiesen, muss zur Arbeit kommen – und er ist nicht der einzige. Auch sein Vater habe den Wagen immer wieder genutzt. Der ist selbstständiger Übersetzer und Dolmetscher, in ganz NRW unterwegs, legt weite Strecken zurück. Zwar gebe es noch ein zweites Auto, doch was, wenn beide einen Wagen benötigen? „Mein Vater musste zuletzt deswegen auch immer wieder schon Aufträge absagen“, erklärt Bajramovski die Bredouille, in der die Familie nun steckt.
Abdeckkappe eines Außenspiegels liefert der Polizei wichtige Hinweise
Er hofft, dass die Polizei den Fall aufklären kann, zumal es tatsächlich Zeugen gibt. Außerdem habe am Unfallort die Abdeckkappe eines Außenspiegels gelegen. Suat Bajramovski und seine Familie gehen davon aus, dass die von dem anderen Unfallfahrzeug kommt. Auch für die Polizei sei das ein wichtiger Hinweis, bestätigt Sprecherin Corinna Kutschke. Nur müssten die Ermittler sauber vorgehen, dürften nicht einfach voraussetzen, dass der Außenspiegel tatsächlich wegen des Unfalls dort gelegen habe. Denn theoretisch seien eben auch andere Gründe denkbar. „Wir müssen grundsätzlich in alle Richtungen ermitteln.“
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Fahrzeugteile, wie etwa das des Rückspiegels ließen Rückschlüsse auf Hersteller und Modell zu. Selbst Scherben etwa von Bremslichtern könnten dafür ausreichen, weil sie mit Seriennummern versehen seien, erläutert Corinna Kutschke allgemein die Ermittlungsansätze der Polizei. Mit Klebefolien etwa würden Lackpartikel vom Unfallfahrzeug aufgenommen, die wiederum auch Rückschlüsse auf Hersteller und Modell des Verursacherfahrzeugs zulassen. Doch gibt es die meisten Modelle eben auch zigtausendfach auf deutschen Straßen.
Fahrerflucht ist eine Straftat, die Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Polizei arbeitet da in Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft, denn Fahrerflucht ist eine Straftat. Da reicht es nach einem Unfall auch nicht, einfach einen Zettel mit Kontaktdaten zu hinterlassen. Und um Verursacher zu ermitteln, seien Zeugen eben immer noch besonders wichtig. „Die geben zumindest Anhaltspunkte zu dem Fahrzeug.“ Und so komme es auch immer mal wieder vor, dass Zeugenaufrufe erneut veröffentlicht würden, ergänzt um neuere Erkenntnisse.
Ein weiterer Ermittlungsansatz: Gibt es Überwachungskameras im Umfeld, die so einen Unfall möglicherweise gefilmt hat? „Dieser Frage gehen die Kollegen in dem Fall auch immer nach“, erklärt Corinna Kutschke. Suat Bajramovski hofft, dass es auf diesem Wege gelingt, den Verursacher zu schnappen. Denn im Umfeld des Unfallortes gibt es einige Imbissbetriebe, Wettlokale und andere Geschäfte, die gemeinhin auf Videoüberwachung setzen.
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Gleichzeitig haben er und seine Familien auch versucht, selbst Hinweise zu finden. „Wir haben in Werkstätten nachgefragt, ob da vielleicht ein Auto repariert wird, bei dem die Schäden zu dem Unfall passen“, erläutert er. Auch Schrottplätze hätten sie aufgesucht. Außerdem seien nach dem Unfall auf der Fahrbahn Kratzspuren gewesen, denen seien sie gefolgt – die Polizei übrigens auch. Doch bisher habe sich nichts Konkretes ergeben. Doch man wolle eben nichts unversucht lassen, schildert er den Drang, selbst aktiv zu werden, in der Hoffnung, bei all dem Ärger nicht auch noch auf dem finanziellen Schaden sitzenzubleiben.
Wer etwas in dem konkreten Fall an der Horster Straße beobachtet hat oder auch andere Fälle von Unfallflucht wird gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Die nimmt die entsprechenden Hinweise entgegen unter: 0800 2361 111