Gladbeck. Die Stadtverwaltung Gladbeck forciert die Begrünung von Dächern. Für Privatleute gibt es viele Informationen und finanzielle Anreize.
Fachleute melden immer neue Rekorde: trockenster Sommer, wärmster Monat, die wenigsten Niederschläge seit dem Jahr xy. Fast schon haben wir uns an diese Nachrichten gewöhnt; es sei denn, wir bekommen die Wetter-Entwicklungen am eigenen Leibe zu spüren. So macht vielen Menschen in der stark versiegelten Stadt Hitze zu schaffen. Im Rathaus Gladbeck sinnt man auf Lösungen. Eine davon heißt: Dachbegrünung. Ein Weg, der auch für Privatleute gangbar ist. Die Verwaltung will Anreize geben.
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Jürgen Harks, Leiter der städtischen Umweltabteilung, betont: „Wir wollen private Eigentümer auf diesem Gebiet fördern.“ Das bedeutet zunächst einmal Information. Der Experte: „Es gibt den Bedarf, wir haben immer wieder Anfragen. Dann übernehmen wir die Erstberatung und stellen Informationen bereit.“ Es werde auf die Möglichkeit der Dachbegrünung verstärkt unter anderem in Beratungsgesprächen der Stadtplanung sowie in der Umwelt- und der Entwässerungsabteilung hingewiesen. Außerdem sind Informationsveranstaltungen vorgesehen.
Die Stadtverwaltung Gladbeck will private Vorhaben zur Dachbegrünung unterstützen
Interessierte sollen Antworten auf Fragen bekommen wie zuvörderst: Auf welchen Dächern ist überhaupt eine Begrünung realisierbar? Harks erklärt: „Bis zu einer Neigung von 15 Prozent gibt’s eigentlich keine Probleme. Theoretisch ist alles möglich, aber je steiler das Dach, desto größer der technische Aufwand.“ Dass eine Dachbegrünung nicht für ‘nen Appel und ‘nen Ei zu haben ist, liegt auf der Hand. Doch es gibt Finanzspritzen.
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„Wir haben 2021/2022 als Stadt über Landesmittel mehr als 20 Dachbegrünungen mit einer Fläche von gut 1200 Quadratmetern gefördert“, bilanziert Harks. Das einzelne Projekt könne mit wenigen tausend Euro zu Buche schlagen, ein anderes mit einem niedrigen fünfstelligen Betrag. Der Preis hängt von Größe und Qualität der Begrünung ab.
Der Fachmann bedauert: „Bisher gab es eine Landesförderung, aber das Programm ist erst einmal ausgelaufen. Die Konditionen in der neuen Förderung sind nicht so attraktiv, da sie nur eine kurze Laufzeit hat.“ Doch die Stadt Gladbeck plant, im Jahr 2023 in die Bresche zu springen.
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Private Immobilieneigentümer sollen die Möglichkeit erhalten, anteilig Fördermittel für die Errichtung eines Gründachs zu nutzen. Außerdem will die Stadtverwaltung den Zugang zu einem weiteren Förderprogramm herstellen. In Kooperation mit der Emschergenossenschaft werden im Zusammenhang mit der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ Klimafonds für Projekte im Emscherraum zur Verfügung stehen.
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„Die Stadt Gladbeck wird hierzu ein Programm zusammenstellen, um private Vorhaben zur Dachbegrünung in Gewerbe-, Industrie-, Innenstadt- und Stadtrandklimatopen finanziell zu fördern. Beabsichtigt wird ein Fördersatz von maximal 80 Prozent der Kosten. Mit der neu gegründeten Serviceorganisation wird ein entsprechendes Förderprogramm mit einem möglichst niederschwelligen Antragsverfahren erarbeitet“, heißt es aus dem Rathaus. Mit der Entwässerungsgebührensatzung wird überdies geregelt, dass bei begrünten Dachflächen mit einem flächendeckenden Substrat von mindestens 20 Zentimetern Stärke oder ähnlichem und einem Anschluss an die öffentlichen Abwasseranlage nur die Hälfte der angeschlossenen Flächen gebührenmäßig berücksichtigt wird.
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In der Dachbegrünung sehen Fachleute wie Harks einen Baustein zur Klimaanpassung: „Damit leistet jeder einzelne einen Beitrag, um die Stadt kühl zu halten.“ Oder um sie kühler zu machen. Haben doch die Hitze-Sommer der vergangenen Jahre gezeigt, welche enorme Temperatur-Belastung von Stein und Beton ausgeht.
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Ist erst einmal die Entscheidung für ein „grünes Dach“ gefallen, bleibt zu klären: Welche Pflanzen sollen hoch droben Wurzeln schlagen? „Da es sich um magere Böden handelt, sind beispielsweise anspruchslose Gräser und Moose notwendig“, erläutert der Fachmann. Nächste Frage: Wer setzt den Plan um? Ein Dachdecker? Ein Gärtner? Harks weiß: „Da hat sich ein neues Gewerk gebildet, einige Unternehmen sind auf Dachbegrünung spezialisiert.“
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In den Köpfen der Rathaus-Experten ist das Thema längst verankert. So können Bebauungspläne aufgestellt werden, die Dachbegrünung für Flachdächer und flachgeneigte Hauptdächer festsetzen. Harks berichtet: „Bei der städtischen Entwicklung neuer Gebäude werden Dachbegrünung und Photovoltaik von vornherein berücksichtigt.“ Das kann unter anderem die Dachform und Optik eines Objektes beeinflussen. Stadtsprecher David Hennig sagt: „Das Potenzial zukünftiger Dachbegrünung bezeichnen unsere Fachleute als hoch.“
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Über das Gründachkataster des Regionalverbands Ruhr (RVR) können Interessierte ersehen, wie hoch die Eignung ihres Gebäudes für ein Gründach ist: www.rvr.ruhr/themen/oekologie-umwelt/startseiteklima/gruendachkataster