Gladbeck. Der „Runde Tisch“ und das Quartiersmanagement luden zum Umweltspaziergang durch Rentfort-Nord ein. Themen waren Photovoltaik und Dachbegrünung.
Hui und Pfui liegen in Rentfort-Nord Tür an Tür. Das führte ein Umweltspaziergang des „Runden Tischs“ und des Awo-Quartiersmanagements Bürgern vor Augen. Welche Fortschritte macht das Projekt Innovation City in dem Quartier? Welche Projekte für Umwelt- und Klimaschutz haben Vorbildcharakter? Fachleute aus der Stadtverwaltung Gladbeck führten den Teilnehmern des Rundgangs positive Beispiele vor Augen – ohne das Negative links liegen zu lassen. Schlagwort: Schrottimmobilie „Schwechater 38“.
Der steinerne Schandfleck „Schwechater 38“ treibt Gladbecker seit Jahren um
Das Thema treibt die Bevölkerung dauerhaft um. Und zwar nicht nur vor Ort in Rentfort-Nord, sondern auch im gesamten Gladbeck, wie Katharina Adamowicz bemerkte. Doch die Expertin vom Amt für Städtebau und Stadtentwicklung sieht Licht am Ende des Tunnels, wird doch der Düsseldorfer Projektentwickler Implementum – Erbauer des kürzlich eröffneten Geschäftshauses Hoch10 in der Gladbecker Innenstadt – das verrottete Hochhaus übernehmen. An dessen Platz soll ein Geschäftszentrum mit u.a. Super- und Drogeriemarkt sowie eventuell eine Apotheke kommen. „Auch ein Geschäft im Bekleidungsbereich ist denkbar“, sagte Katharina Adamowicz.
Allerdings: Die Pläne sind nicht in Stein gemeißelt. Wann ein gepflegter Neubau an Stelle des maroden Hochhauses errichtet wird, das seit 13 Jahren leer steht und Stadtplanern Kopfzerbrechen bereitet? Das vermochte die städtische Expertin nicht zu beantworten. Sind doch noch einige Brocken aus dem Weg zu räumen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Wenn wir Ende des des Jahres mit der Entrümpelung beginnen können, wäre das gut“, räumte Adamowicz ein. Immerhin „haben einige Bewohner die Räume voll möbliert verlassen“. Bleibt noch der mit fünf Millionen Euro veranschlagte Rückbau des mit diversen Schadstoffen belasteten Objektes. Claudia Braczko vom „Runden Tisch Rentfort-Nord“ stellte in Aussicht: „Wenn es losgeht, laden wir zur Abrissparty ein.“
Die Expertin Sophia Sprang sieht ein großes Potenzial in Rentfort-Nord für Dachbegrünung und Photovoltaik-Technik
In der Nähe dieses steinernen Sorgenkindes hat Rolf Schenk ein grünes Vorzeigeprojekt angelegt. Ohne tief ins Portemonnaie greifen oder großen Aufwand betreiben zu müssen. Der 81-Jährige, der an der Paul-Loebe-Straße zu Hause ist, hat vor drei Jahren sein Garagendach bepflanzt. „Das war ganz einfach herzustellen“, warb Schenk für die Begrünung in luftiger Höhe. Robuste Sedanpflanzen gedeihen dort. Man müsse mit Kosten von etwa 40 Euro pro Quadratmeter rechnen. Pflegeaufwand gleich Null, beteuerte der Senior, der sein Wohnhaus auch energetisch saniert hat: So wurden unter anderem neue Fenster eingebaut. Die Dachbegrünung sei nicht nur gut für das Klima, erläuterte Sophia Sprang, die in der städtischen Umweltabteilung die Expertin für Innovation City ist: „Sie hat auch den positiven Effekt, dass Flachdächer länger halten.“ In Rentfort-Nord sieht sie großes Potenzial, wurden hier doch etliche Bungalows errichtet. Sprang: „Aber auch auf Satteldächern ist eine Begrünung möglich, aber sie ist aufwendiger.“
Ein paar Schritte weiter konnten die Spaziergänger auf einer Baustelle sehen, was an energetischer Gebäudesanierung möglich ist, zum Beispiel die Erneuerung von Fenstern und Hausfassade. Den Austausch der Heizungsanlage und eine Dämmung der Kellerdecke führte Sophia Sprang ebenfalls an, die Ansprechpartnerin für Interessenten ist – unter anderem, wenn es um die finanzielle Förderung von Maßnahmen geht.
Unter welchen Voraussetzungen rechnet sich eine energetische Maßnahme?
Zu den denkbaren Projekten zählen auch Photovoltaik-Anlagen. Die größte im Gladbecker Stadtgebiet befindet sich auf dem Dach der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, ebenfalls im Quartier. Sophia Sprang kalkulierte beispielhaft vor, wann sich die Installation dieser Technik rechnet und welche Bedingungen gegeben sein sollten. Optimal sei die Ausrichtung gen Süden, „Ost und West gehen aber auch“. Bei einer starken Verschattung lohne sich eine Photovoltaik-Anlage nicht. 7000 bis 8000 Euro müssten in der Regel investiert werden. Sprang: „Nach zehn bis 13 Jahren hat sich die Installation amortisiert.“ Flachdächer seien optimal – und davon gibt es in Rentfort-Nord ja etliche.