Gladbeck. Der Zentrale Betriebshof Gladbeck legt seine Tarifplanung für das Jahr 2024 vor. Einiges wird günstiger, anderes teurer. Das soll sich ändern.

Das Bestattungswesen in Gladbeck steht in Konkurrenz zu den Anbietern in Nachbarkommunen oder noch weiter entfernt. Da muss sich der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG), zuständig für die drei städtischen Friedhöfe – in der Stadtmitte Rentfort und Brauck – schon etwas einfallen lassen, damit er auf dem Markt nicht untergeht. Unterschiedliche Strategien sollen diese Sparte zukunftssicher machen. Manches soll günstiger werden, manches teurer. Das ändert sich.

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René Hilgner räumt mit Blick auf die Konkurrenz ein: „Bestattungen sind in Gladbeck noch ziemlich teuer.“ Der erste Betriebsleiter des Zentralen Betriebshofs vergleicht mit Blick auf die Nachbarschaft: „Bottrop hat seine Tarife seit 2019 nicht erhöht.“ Allerdings dürfte der ZBG allein durch ein Unterbieten wohl kaum auf Dauer den Wettbewerb für sich entscheiden können. Spielen doch Faktoren wie demografische Entwicklung und Kundenwünsche neben dem lieben Geld zentrale Rollen für eine Kalkulation.

Bestattungen in Gladbeck: Manches wird günstiger, anderes teurer

„Wir hatten mal mehr als 850 Bestattungen im Jahr. Dahin werden wir nicht mehr kommen. Wir müssen uns über Demografie unterhalten. Und viele Menschen wollen sich nicht mehr bestatten lassen“, sagt Hilgner. Bei der Kalkulation habe der ZBG auch die Tarife anderer Kommunen in den Blick genommen. Dann „haben wir nachgesteuert“.

Die Zeiten der Familiengruften und allgemein üblichen Erdbestattungen sind passé. Urnenbeisetzungen und alternative Beisetzungsformen sind gefragt – sei es nun eine anonyme Beerdigung oder eine naturnahe letzte Ruhestätte. Daher führt der ZBG im Jahr 2024 zwei neue Grabarten ein. Im Angebot sind dann das Urnen-Baumwahlgrab und das anonyme Urnen-Gemeinschaftsgrab. Neben den vergleichsweise niedrigen Kosten kommt ein weiterer Aspekt der Kundschaft entgegen: Sie müssen die Gräber nicht pflegen. Das ist in Zeiten, in denen Angehörige weit entfernt vom Friedhof wohnen oder aus anderen Gründen nicht eigenhändig pflanzen und Unkraut zupfen, in den Augen vieler ein großer Vorteil.

Für das Jahr 2023 waren 691 Bestattungen und ein Gebührenaufkommen von rund 2.230 T Euro geplant. „Auf der Grundlage der statistischen Daten zum 30. September können zum jetzigen Zeitpunkt am Jahresende etwa 720 Bestattungen und ein Gebührenaufkommen von rund 100 T Euro bis 130 T Euro über Plan erwartet werden.“ Diese sich abzeichnende positive Entwicklung gelte es längerfristig zu sichern.

Entwickelt wurde eine Gebührensatzberechnung 2024 mit einem Gesamt-Gebührenbedarf von 2.290.247 Euro, das sind 60.463 Euro mehr als für 2023. Ziel sind kostendeckende Gebühreneinnahmen aufgrund bemessener Fallzahlen.

René Hilgner, Betriebsleiter des ZBG, will sich im Bestattungswesen gegenüber der Konkurrenz aus anderen Städten behaupten.
René Hilgner, Betriebsleiter des ZBG, will sich im Bestattungswesen gegenüber der Konkurrenz aus anderen Städten behaupten. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

So ist beispielsweise die Beisetzung von zwei bis drei Tot- und Fehlgeburten angenommen. Bei den Gebühren für die Benutzung der städtischen Friedhöfe und ihrer Einrichtungen waren in diesem Jahr 306 Euro angesetzt. „Aus Pietätsgründen“, so Hilgner, soll dieser Satz entfallen. „Für die Bestattung von Tot- und Fehlgeburten wird vorgeschlagen, die dafür ermittelten Kosten in Höhe von 319,02 Euro je Bestattung aus dem Stadtkostenanteil zu finanzieren.“

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Um einer Abwanderung in andere Städte entgegenzuwirken, schlägt der ZBG vor: „Die Tarife für das neue anonyme Urnen-Gemeinschaftsgrab sowie für das Urnen-Reihengrab sind als ,Grund-Tarife’ gestaltet, die eine Entscheidung zugunsten einer Bestattung in Gladbeck an Stelle außerorts erleichtern sollen. Damit wird eine Bestattung auf einem städtischen Friedhof möglich ab 416 Euro (anonym) bzw. ab 601 Euro, zuzüglich jeweils 276 Euro für die Grabbereitung, wenn die Trauerhalle nicht in Anspruch genommen wird.“

Die Gebührentarife für die sonstigen Leistungen der Friedhofsverwaltung seien seit mittlerweile mehr als 20 Jahren unverändert: „Eine Anpassung ist allein aus diesem Grund geboten.“ Silke Kuckert-Brinkmann, beim Zentralen Betriebshof Gladbeck zuständig für die Friedhofsunterhaltung und das Bestattungswesen, erklärt die unterschiedlichen Tarife, den vorgeschlagenen geänderten muss der Stadtrat noch zustimmen. „Unter Gebühren für die Benutzung der städtischen Friedhöfe und ihrer Einrichtungen ist das Tun an der Grabstelle zu verstehen“, wie der Erdaushub.

Früher gang und gäbe, heutzutage fast eine Rarität: Die Zeiten aufwändiger Grabstätten und Gruften sind vorbei.
Früher gang und gäbe, heutzutage fast eine Rarität: Die Zeiten aufwändiger Grabstätten und Gruften sind vorbei. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Diese Posten sinken im Preis. So soll die Grabbereitung laut neuem Tarif für die Erdbestattung eines Kindes 250 Euro kosten – 210 Euro weniger als 2023. Dabei gilt als Kind jemand bis zu fünf Jahren. Für die Erdbestattung eines Erwachsenen sind nach neuem Tarif 730 Euro veranschlagt, eine Reduzierung von 37 Euro im Vergleich zur noch gültigen Tabelle. Günstiger soll ebenfalls der Tarif für eine Urnen-Grabbereitung werden: eine Senkung um 30 Euro auf dann 276 Euro.

Was soll zukünftig eine Grabstätte auf einem städtischen Friedhof in Gladbeck kosten?

Obendrauf kommt die Zahlung für die eigentliche Grabstätte. Kostet „die Überlassung“, sprich: die Miete oder Pacht für eine definierte Dauer, eines Reihengrabs für ein Kind noch 411 Euro, steigt dieser Satz der Planung zufolge dann auf 443 Euro (plus 32 Euro). Ein Gemeinschaftsgrab mit unterschiedlichen Grabmal-Modellen schlägt mit 105 Euro beziehungsweise 120 Euro mehr zu Buche. Unterm Strich sind’s 3976 Euro und im andern Fall 4253 Euro. Für ein Partnergrab (zweistellig) werden im kommenden Jahr 245 Euro mehr hinzublättern sein, insgesamt wären es 4830 Euro. Die Kosten für ein Urnenkammer-Reihengrab steigen geringfügig um zwölf Euro auf 1941 Euro. Ein Urnenkammer-Wahlgrab ist mit 2598 Euro gelistet (plus 111 Euro).

ZBG-Expertin rät, sich frühzeitig über die Bestattungsmöglichkeiten zu informieren

Aber es sind auch einige Preissenkungen vorgesehen. Für ein Erwachsenen-Reihengrab sind zukünftig 1664 Euro statt derzeit 1756 Euro vorgesehen – ergo 92 Euro weniger. Weitere Beispiele: eine stattliche Reduzierung um sage und schreibe 791 Euro für ein Urnen-Reihengrab auf zukünftig 601 Euro, Urnen-Baumgrab minus 91 Euro (1479 Euro), Urnen-Gemeinschaftsgrab minus 137 Euro (1387 Euro) und ein Wahlgrab je Grabstelle minus 179 Euro (2219 Euro).

Taktung bei den Terminen soll entzerrt werden

Hilgner merkt an, dass manche Beerdigungstermine besonders stark gefragt sind. Er kündigt an: „Wir werden die Taktung auseinanderziehen.“ Die Belegung der Aufbahrungsräume wird geplant mit 203 Euro berechnet (minus 171 Euro). Die Benutzung der Feierräume wird ebenfalls günstiger: Sie sinkt um 159 Euro auf 231 Euro. Hilgner: „Wir haben die Preise dafür bewusst gesenkt. Wir hoffen, dass die Menschen in Gladbeck dieses Angebot annehmen“ – und nicht nach Bottrop oder anderswo abwandern.

Expertin Silke Kuckert-Brinkmann rät, sich frühzeitig über die Materie und Möglichkeiten der Bestattung zu informieren, nicht erst in einem Todesfall: „Dann hat man zu viel im Kopf.“

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