Gladbeck. . SPD und Grüne wollen einen Überblick über besondere letzte Ruhestätten auf Gladbecker Friedhöfen, die Kultur- und Stadtgeschichte erzählen.

Sozialdemokraten und Grüne wollen zum 100. Stadtgeburtstag im kommenden Jahr die Toten Gladbecks nicht vergessen. Deswegen schlagen die beiden Ratsfraktionen vor, dass die Verwaltung einen Flyer erstellt, auf dem die Grabstätten und Gräberfelder mit kultur- und stadthistorischer Bedeutung verzeichnet sind. Diskutiert werden soll das Thema in der nächsten Sitzung des Kulturaussschuss am 12. November.

Orte von Kultur und Geschichte

Der Schriftsteller Sigismund von Radecki hat ein Ehrengrab auf dem katholischen Teil des Friedhofs in der Gladbecker Innenstadt.
Der Schriftsteller Sigismund von Radecki hat ein Ehrengrab auf dem katholischen Teil des Friedhofs in der Gladbecker Innenstadt. © Michael Korte

„Friedhöfe sind Orte individueller Trauer und des Gedenkens. Unsere derzeitigen Friedhöfe sind aber auch Orte der Kultur und der Stadtgeschichte“, so die Fraktionsvorsitzenden Michael Hübner (SPD) und Simone Steffens (Grüne). Deshalb möchten sie sich anlässlich des Stadtjubiläums der Pflege dieser Stätten in besonderem Maße zuwenden, heißt es im Antrag. Die Fraktionen bitten daher die Stadtverwaltung um einen umfassenden Überblick bedeutsamer Gräber und Grabfelder.

Jüdischer Friedhof in Gladbeck

Und von diesen gibt es bereits einige, wie Stadtarchivarin Katrin Bürgel weiß. So hat der Schriftsteller, Publizist und Herausgeber Sigismund von Radecki in Gladbecker Erde seine letzte Ruhestätte gefunden. Er wollte in der Stadt seinen Lebensabend verbringen, doch der dauerte nur wenige Wochen. „Sigismund von Radecki hat ein Ehrengrab auf dem Friedhof Mitte“, sagt Bürgel. Sie ergänzt: „Auf diesem Areal befindet sich auch der jüdische Friedhof.“

Hintergrund

Bereits lange vor der Stadtwerdung gab es in Gladbeck Begräbnisstätten.

Man denke beispielsweise an das älteste Beispiel: das frühbronzezeitliche Urnengräberfeld in Ellinghorst.

Die Ausgrabungsstücke sind im Museum der Stadt an der Burgstraße ausgestellt.

Spezielle Grabfelder wurden für verschiedene Gruppen angelegt. So ist vor knapp einem Jahr eine Erinnerungstafel für mehr als 200 Zwangsarbeiter, die auf dem Gottesacker in Brauck bestattet sind, eingeweiht worden. Auf dem Friedhof in der Stadtmitte sind die Opfer des Grubenunglücks auf Moltke 1 / 2 beigesetzt. Sechs Bergleute starben an diesem 15. Juni des Jahres 1949. Auf anderen eigenen Grabfeldern sind Priester und russische Kriegsgefangene bestattet.

Künstlerische Gestaltung

SPD und Grüne wollen einen Überblick über Ehrengräber, Denkmäler und Grabstätten mit außerordentlicher Bedeutung. Ebenso aufgeführt werden sollen „Grabstellen, die durch die besondere kulturelle oder künstlerische Gestaltung auffallen“. In diese Zusammenstellung involviert wären, so Bürgel, neben dem Stadtarchiv auch der Zentrale Betriebshof (ZBG) und die Kirchengemeinden. Auf der Basis dieser Informationen soll der besagte Flyer erstellt und in die Gladbeck-App aufgenommen werden. Die Antragsteller: „Wir bitten gegebenenfalls um Vorschläge, ob Grabstätten zu Ehrengrabstätten durch Beschluss zu ernennen sind, oder ob es Grabstätten oder Grabmale gibt, die unter Denkmalschutz zu stellen sind.“