Gladbeck. Ein Sicherheitsdienst war am Problemhochhaus Steinstraße 72 in Gladbeck im Einsatz. Was hat er bewirkt? Welche Rolle spielt zukünftig der KOD?
Das Problemhochhaus Steinstraße 72 in Gladbeck hat immer wieder, auch weit über die Stadtgrenzen hinaus, Negativ-Schlagzeilen gemacht. Ruhestörung, Vermüllung, Schrottautos, Feuer und Polizeieinsätze wegen diverser krimineller Handlungen – insbesondere die Nachbarschaft fühlt sich massiv gestört. Die Stadtverwaltung setzte einen Sicherheitsdienst ein. Was der bewirkt hat, berichtete jetzt Ordnungsamtschef Gregor Wirgs. Und blickt voraus, wie es weitergehen soll an der Steinstraße 72.
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Wirgs, Leiter des städtischen Amtes für öffentliche Ordnung, wie es ganz korrekt heißt, zog in der Sitzung des Ausschusses für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr am Montagabend zur aktuellen Situation an der Problemimmobilie, eine positive Bilanz. „Die Beschwerdelage hat sich durch den Sicherheitsdienst deutlich verringert.“ Die Vertreter der Anwohnerschaft, die im Publikum saßen, reagierten mit skeptischen Blicken auf diese Aussage. Haben sie doch andere Beobachtungen gemacht.
Der Sicherheitsdienst, den die Stadtverwaltung aufgrund der immer wiederkehrenden, bisweilen massiven Probleme an der Steinstraße 72 installiert hatte, war zeitlich begrenzt im September und Oktober tätig. Anwohner Uwe Bergmann schilderte nach zwei Wochen: Ja, anfangs habe er den Eindruck gehabt, als sei es tatsächlich ruhiger und gesitteter im und ums Hochhaus zugegangen. Aber dieser positive Effekt habe sich schnell wieder verflüchtigt. Denn: Es habe sich in der Bewohnerschaft herumgesprochen, wann das Zwei-Kopf-Team des Sicherheitsdienstes aufkreuze. Dann seien die Verantwortlichen für Geschrei und Müll flugs verschwunden.
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Ein bisschen kommt einem solch’ ein Bericht vor wie die Geschichte vom Hasen und Igel, in der das Stacheltier das Langohr an der Nase herumführt. Ein wenig besser sei es Dank des Sicherheitsdienstes geworden, erzählten Anwohner. Der richtige Durchbruch ist aus Sicht der Nachbarschaft allerdings noch nicht geschafft. Das mag jedoch auch verständlich sein, weil die Teams in dem großen Gebäude ja nicht an allen Ecken und Enden Präsenz zeigen können.
Die Situation des Kommunalen Ordnungsdienstes in Gladbeck könnte besser sein
Diese Anwesenheit wird’s vorläufig nicht geben. Gregor Wirgs kündigte im Fachausschuss an: „Stand heute soll die Hausgemeinschaft im kommenden Jahr von April bis Oktober den Sicherheitsdienst stellen.“ Zudem sei auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) regelmäßig vor Ort. Der städtische Experte rechnete vor: „Wir haben zwölf Leute – verteilt auf sechs Teams und zwei Schichten. Das ist immer noch knapp, aber wir können die Präsenz sicherstellen.“ Das dauerhafte Zugegensein der KOD-Kräfte erzeuge eine größere Wirkung, als wenn sie nur unregelmäßig vor Ort seien. Wirgs räumte ein: „Es ist weiß Gott nicht alles gut an der Steinstraße. Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“
Apropos KOD: Der Ordnungsamtsleiter brachte ein Thema aufs Tapet, das angesichts der angespannten städtischen Haushaltslage „heikel“ ist, wie er es nannte. Wirgs warb dafür, den Weg mitzugehen, das KOD-Personal weiter aufzustocken. Die Argumentation: Verrohung der Sitten, Verschmutzung, Ruhestörung, Hundekontrollen und viele andere Aufgaben in Gladbeck plus globale Krisen führten zu einem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung. Für diese Anforderungen seien zwölf Beschäftigte im KOD einfach zu wenig. Gregor Wirgs baute daher schon einmal für eine zukünftige Diskussion über dieses Thema vor: „Damit wir den Ordnungsdienst auf eine gesunde Basis stellen können, bitten wir darum, uns weiter zu unterstützen.“ Eben mit mehr Personal.
Zur Erinnerung: Der Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr hatte bereits in seiner November-Sitzung 2022 ein Konzept beschlossen, das bis 2025 eine Personalsteigerung auf 16 KOD-Kräfte anpeilt. Eine Bürgersprechstunde des Ordnungsdienstes auf den Wochenmärkten könnte beispielsweise eingerichtet werden, um Bekanntheit und Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu erhöhen, schlägt die Verwaltung vor. Weiter heißt es: „Eine effizientere Bearbeitung festgestellter Verstöße würde das Zusammenleben in der Stadtgesellschaft reibungsloser gestalten.“ Mit mehr Köpfen bestehe die Chance, regelmäßige Schwerpunktkontrollen in Parkanlagen, Friedhöfen, auf Spielplätzen und in weiteren Bereichen zu erhöhen.
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