Gladbeck. Der ZBG steht stets für den Winterdienst parat. Das Einzugsgebiet umfasst 400 Kilometer. Es gilt eine Prioritätenliste.
Zugegeben, so richtig knackig-kalte Winter haben wir in Gladbeck ja eigentlich gar nicht mehr. Wenigstens fühlt es sich so an, als wenn Flocken, Eis und Minus-Temperaturen in unseren Breiten Schnee von gestern wären. Aber das Frühjahr 2021 hat’s gezeigt: Das himmlische Weiß kommt bisweilen unerwartet über uns. Also steht der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG) alle Jahre wieder Schaufel bei Fuß, bereitet sich auf die Winter-Saison vor. Und auch die Bevölkerung sollte auf Schnee und Glätte eingestellt sein.
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Die Stadt Gladbeck ist nach dem Straßenreinigungsgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen und der Straßenreinigungssatzung zur Durchführung des Winterdienstes verpflichtet. Sie hat damit den Zentralen Betriebshof Gladbeck beauftragt. In seiner Zuständigkeit liegt eine Gesamtstrecke von ungefähr 400 Kilometern.
Der Zentrale Betriebshof Gladbeck arbeitet bei Schnee und Eis eine Prioritätenliste ab
Glasklar, dass die Räumer nicht alle Straßen und Plätze gleichzeitig freischaufeln können. Ungeräumte Strecken gebe es in Gladbeck nicht, unterstreicht Marcel Mühle, Leiter des Sachgebiets Kommunikation, Wertstoffhof, Fuhrpark-Service beim ZBG. „Irgendwann werden alle Straßen gestreut.“ Doch vorrangig seien verkehrswichtige und -verkehrsgefährdete Routen dran. Also zuallererst Straßen, auf denen beispielsweise Busse und Rettungswagen fahren. Dazu gehören die Buersche Straße, die Wilhelmstraße, die Horster Straße, Land-, Schützen- und Sandstraße sowie die Konrad-Adenauer-Allee. Aber auch der Weg zum St.-Barbara-Hospital muss stets passierbar sein. Vorrangigkeit gelte auch für Bauwerke wie Brücken, die sich schnell in eine spiegelglatte Fläche verwandeln können, und für die Fußgängerzone.
Untergeordnete Straßen müssen warten. „In den vergangenen Jahren war es so, dass unser Winterdienst dort gar nicht mehr zum Tragen gekommen ist. Es hat nur kurz geschneit, und bis zum ZBG-Einsatz waren Schnee und Eis geschmolzen“, erinnert sich Marcel Mühle.
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Die ZBG-Einsätze seien in der vergangenen Saison meist recht kurz gewesen, räumt auch Leonie Nüfer ein. Die Sprecherin des Betriebshofs berichtet: „Fast immer galt es, die Straßen wegen überfrierender Nässe verkehrssicher zu machen. Schneemengen, die den Einsatz der Fahrzeuge mit Räumschild erforderlich machten, gab es glücklicherweise nicht. Lediglich vier Einsätze, davon drei außerhalb der normalen Arbeitszeit, mussten im Bereich der Grünflächenunterhaltung geleistet werden.“
Der ZBG hat einen Rufbereitschaftspoolim Bereich „Orange“, um jederzeit parat zu stehen. „Er umfasst 32 gewerbliche Mitarbeiter, vier Vorarbeiter und Einsatzleiter sowie fünf Werkstattmitarbeiter. Hinzu kommen 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einschließlich der Einsatzleitung, aus dem Bereich ,Grün’“, erläutert Leonie Nüfer, „hier gilt es Gehwege und Plätze von Eis und Schnee frei zu halten.“
Der Betriebshof in Gladbeck bunkert Streugut
Der ZBG verfolge beim Winterdienst einen „präventiv-risikobezogenen Ansatz“, so die Stadtverwaltung. Anspruch und Verpflichtung sei es, im Ernstfall ad hoc reagieren zu können. Immer im Blick haben die Verantwortlichen die Vorhersagen der Wetterfrösche. Dräut eine Kaltfront? Schüttelt Frau Holle ihre Kissen auf, um es blumig mit den Brüdern Grimm zu sagen? Dann ist Handeln geboten. Denn beim Anblick des himmlischen Weiß’ freuen sich vielleicht Kinder wie die Schneekönige. Pendlern und Berufstätigen generell läuft’s schon beim Gedanken an meteorologische Begleiterscheinungen des Winters, der offiziell am 1. Dezember beginnt, eiskalt über den Rücken. Züge und Busse in der Bredouille sowie Rutschpartien – daran hat niemand Spaß.
Wie gut also, dass der ZBG für den Fall der Fälle gewappnet ist. Drei große Streuer für die Feuchtsalzstreuung kann der Betriebshof auf den Gladbecker Asphalt schicken. Ein Behälter fasst 3,5 m³ (Kubikmeter) Streugut. In einen Soletank passen 2240 Liter. Nüfer ergänzt: „Ein Streuteller hat eine Streubreitenregelung von zwei bis acht Metern.“ Nicht zu vergessen der Schneepflug. In Schrägstellung schafft er 2,55 Meter. Ein großes Fahrzeug hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 16 Tonnen.
Bei den drei kleineren Streuern, die zur ZBG-Flotte gehören und jeweils ein zulässiges Gesamtgewicht von fünf Tonnen haben, handelt es sich um Multicar-Fahrzeuge, die ausschließlich Salz, also keine Sole, geladen haben. Ein Behälter kann bis 1,3 m³ Streugut aufnehmen. Der logischerweise kleinere Schneepflug räumt in Schrägstellung ungefähr 1,50 Meter.
Die Fahrzeuge sind mit satellitengestützten Aufzeichnungsgeräten ausgestattet. „Damit wurden die Voraussetzungen für den sogenannten Einmann-Betrieb geschaffen. Das heißt: Die Einsatzfahrzeuge werden in der Regel nur noch vom Fahrer bedient. Lediglich bei starken Schneefällen, bei denen Räum- und Streueinsatz erforderlich sind, steht ein Beifahrer zur Verfügung.“
Einsatzfahrzeuge sind mit Aufzeichnungsgeräten ausgestattet
Die mobilen Aufzeichnungsgeräte dokumentieren alle notwendigen Betriebsdaten, zum Beispiel Ein-satzstreckenverlauf, Fahrtgeschwindigkeiten, Streumenge und Pflugeinsatz: „Damit ersetzen sie die handgeschriebenen Einsatzprotokolle der Beifahrer, die für den Nachweis der Räum- und Streuaufgaben gesetzlich notwendig sind.“
Einsatz in Stunden
„Während in der Durchschnittsbetrachtung der Winter seit 2012/13 pro Saison 5938 Personen- und Fahrzeugstunden für Winterdienst bzw. Streudienst (in der Grünflächenunterhaltung) aufgezeichnet wurden, waren es aktuell 5724 Stunden. Das sind 96,38 Prozent des Medians“, berichtet Leonie Nüfer, beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Kundenbetreuung.
Dabei handele es sich zum überwiegenden Teil um reinen Bereitschaftsdienst, ohne tatsächliche Einsätze. Als Faustregel könne gelten: Nur rund ein Fünftel bis ein Viertel der als „Winterdienst“ bzw. „Streudienst“ gemeldeten Arbeitszeitstunden seien auch tatsächliche Einsätze.
Ein Blick auf Daten in der Vergangenheit: In der Saison 2021/2022 registrierte der ZBG 4414 Personenstunden. Es handelte sich um 952 Einsatzstunden (21,57 Prozent). 3462 Bereitschaftsstunden gingen in die Statistik ein (78,43 Prozent).
Deutlich höher sind die Zahlen für die Saison 2022/2023. Der ZBG nahm 5168 Personenstunden bei 1439 Einsatzstunden (27,85 Prozent) auf. Die Bereitschaftsstunden wurden mit 3729 (72,15 Prozent) angegeben.
Zwei oder drei Pritschenfahrzeuge kann der ZBG obendrein auf die Strecke schicken. Und Vorräte bunkert er auch. Gut 1000 Tonnen Salz lagern auf dem Betriebshof. Nüfer: „Dazu kommen angemeldete und vorbestellte Salzlieferungen, die ausschließlich für Gladbeck reserviert und abrufbar ist.“ In zwei Tanks befinden sich jeweils 30.000 Liter gebrauchsfertige 22-prozentige Sole.
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Zur Erklärung: „Feuchtsalz entsteht durch Anfeuchten des trockenen Auftausalzes mit Salzlösungen. Es verhindert Verwehung bei der Ausbringung, ermöglicht größere Streubreiten, haftet auf reif- und eisglatter Fahrbahn besser als Trockensalz, setzt dazu den Auftauprozess schneller in Gang und hält die Straßen länger eisfrei. Durch die schnellere Wirkung und den geringeren Wehverlust ist bei Feuchtsalz die Verwendung geringerer Mengen bei gleichzeitiger höherer Wirksamkeit möglich.“
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In den Streugutbehältern der Fahrzeuge wird trockenes Salz geladen. In seitlich an den Streugutbehältern angebrachten Tanks befindet sich Sole. Während des Transports sind beide Materialien getrennt. Die Vermischung von Auftausalz und Sole erfolgt unmittelbar vor der Ausbringung auf dem Streuteller in einem Mischungsverhältnis von 70 Prozent Gewichtsprozent Auftausalz und 30 Prozent Gewichtsprozent Sole.
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