Gladbeck. Am 24. März 1894 war es so weit, der Pfarrer Franz Nonn hatte seinen mit Herzblut verfolgten Plan in die Tat umgesetzt: ein Krankenkaus für Gladbeck öffnete erstmals seine Pforten. Beim 24. Arzt-Patienten-Seminar ließ Chefarzt Prof. Dr. Bernhard Lembcke die Geschichte des Spitals revue passieren.

„Das Bedürfnis eines Krankenhauses in hiesiger Gemeinde ist geradezu ein schreiendes. Die Gemeinde zählt ca. 6000 Seelen, die Belegschaft der Zeche Graf Moltke beträgt um 1000 Mann.“ Das notierte Pfarrer Franz Nonn einst – bevor er zur Tat schritt. Das Resultat seiner Anstrengungen – durchaus gegen Widerstände – besteht bis heute: das St. Barbara-Hospital, das vor 120 Jahren errichtet wurde. Zum runden Geburtstag des Krankenhauses ließ Prof. Dr. Bernhard Lembcke die Geschichte des Hauses beim 24. Arzt-Patienten-Seminar gestern revue passieren. Kurzweilig und bisweilen mit einem Augenzwinkern stellte der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin Anfänge und Entwicklungen des Spitals dar. Da barg der Vortrag so manche Information oder Anekdote, die das Auditorium im Pfarrzentrum St. Lamberti überraschte.

Designierter Nachfolger

Das 24. Arzt-Patienten-Seminar ist das letzte, das Prof. Dr. Bernhard Lembcke als Chefarzt am St. Barbara-Hospital miterlebt.

Noch in diesem Herbst geht er in den Vorruhestand. Sein designierter Nachfolger Dr. Peter G. Auer behandelte gestern das Thema Ernährungsstörungen. Weitere Referenten waren Dr. Thomas Bredendiek (Chefarzt Orthopädie) und Dr. Notger Brüstle, Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Wie die – aus heutiger Sicht – eigenwillige Vorgehensweise, mit der Pfarrer Nonn sein Projekt vorantrieb. Viel Herzblut steckte in der Verwirklichung seines großen Plans, den er 1887 beschloss. Ursprünglich sollte das Hospital „Katholisches Krankenhaus zum göttlichen Herzen Jesu“ heißen. Dass es später den Namen der Heiligen Barbara – Schutzpatronin der Bergleute – bekam, lag allerdings in einer Stadt im Revier wie eben Gladbeck auf der Hand. 1888 ging der Antrag zur Errichtung des Krankenhauses bei der Königlichen Regierung in Münster ein.

Voraussetzung zur Verwirklichung, so Lembcke: „Die Finanzierung musste stimmen.“ Und die war nach heutigen Maßstäben eher „Spekulation“. Im Rohbau schlug das Krankenhaus mit 40 000 Euro zu Buche. 4000 Mark waren bei einer Kollekte in die Kasse gekommen, 2000 Mark steuerte die Grubenverwaltung bei, die Stadt übernahm die Dampfheizung. Am 24. März 1894 wurde das Gladbecker Krankenhaus eingeweiht. „Die Bewohner der Stadt holten das schwarze Gold aus der Erde“, sagte Bürgermeister Ulrich Roland. Sie brauchten ein Krankenhaus, waren doch Unfälle und Krankheiten an der Tagesordnung.

Mit der Zeit gehen

War das primäre Gebäude „als Wohnhaus zur Krankenversorgung erstellt“ – „und sah auch so aus“ – expandierte das Hospital schon wenige Jahre später. Und es entwickelte sich rasant weiter, sowohl baulich wie auch medizinisch. Die Bevölkerungsexplosion in der Blütezeit des Bergbaus und Fortschritte in der Medizin machten Konsequenzen erforderlich. Und schließlich wollten die Verantwortlichen mit der Zeit gehen. So auch in heutiger Zeit. „Den Dialog zwischen Arzt und Patienten“ erachtet Roland als besonders wichtig. Transparenz, Fortbildung, Beratung und Information gehören zur Arbeit des Gladbecker Krankenhaus. Ein Miteinander auf Augenhöhe – davon zeugt das Arzt-Patienten-Seminar, das seit fast einem Vierteljahrhundert angeboten wird.