Gladbeck. Die Kinder der Dietrich-Bonhoeffer-Kita in Gladbeck leben gefährlich. Was der Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße damit zu tun hat.

Zu beneiden sind die Autofahrer nun auch nicht. Folgendes Gedankenspiel: Sie kommen aus der Mittelstraße und wollen rechts auf die Postallee abbiegen. Zuerst mal schauen, ob Fußgänger kommen, dann der erste Fahrradweg, und weil Radfahrer sich oft sowieso nicht an die vorgeschriebene Fahrtrichtung halten, lieber in beide Richtungen schauen. Ein Stück weiter vortasten, Fahrradweg Nummer zwei, gleiches Spiel, noch ein Stückchen weiter vor, um die Postallee einsehen zu können. Und dann schnell rechts abbiegen, bevor Fußgänger oder Fahrradfahrer nachkommen. War da ein Zebrastreifen? Sie verstehen die Sorgen, die die Eltern der Kita-Kinder des Dietrich-Bonhoeffer-Kindergartens in Gladbeck hegen.

„Eine Bedarfsampel wäre das Ideal“, sagt Robert Ernst, die anderen Kita-Eltern stimmen zu. Als CDU-Ratsherr kennt er das Geschäft und macht sich keine großen Hoffnungen, zu wichtig ist die Postallee für den Verkehr in der Innenstadt. „Aber zumindest so ein Geschwindigkeits-Display wie an der Waldorfschule wäre ja schonmal was.“

Kreuzung an Gladbecker Kita: „Da denken die Autofahrer nicht mehr an den Zebrastreifen“

Dass sich die Auto- und Busfahrer „höchstens zu 30 Prozent“ an die Tempo-30-Schilder halten, die im April vor der Kita aufgestellt wurden, sei nur ein Teil des Problems, sagen die Eltern. „Es ist auch die Einsehbarkeit des Zebrastreifens, auf der einen Seite steht ein Baum im Weg, auf der anderen ein Altkleidercontainer. Ein kleines Kind ist da kaum zu sehen.“ Bisher ist zum Glück noch keinem Kind der Kita etwas passiert, zwei Jugendliche und eine Radfahrerin wurden aber schon angefahren. „Das ist hier nach 16 Uhr noch genau so schlimm“, berichtet Erzieherin Jenny Schmidt, die das Geschehen durchs Fenster beobachten kann.

Dankbar sei man für die schnelle Umsetzung der Tempo-30-Schilder und der neuen Fahrradständer, sagt die Elterngruppe, viel sicherer sei es für die Kinder aber nicht geworden. „Das ist teilweise auch Überforderung für die Autofahrer hier, die müssen auf so viele Dinge gleichzeitig achten, da denken sie nicht mehr an den Zebrastreifen, den die Kinder nutzen.“ Gefragt nach Sinn und Unsinn der insgesamt vier Fahrradwege – zwei in jede Fahrtrichtung, einer auf dem Bürgersteig und einer auf der Straße – kann die Gruppe auch nur mit den Schultern zucken.

Sind Schwellen in der Straße die Lösung für das Gladbecker Verkehrsproblem?

Was Kinder, Kita-Personal und Eltern tagtäglich erleben, man kann es schon nach ein paar Minuten vor Ort nachvollziehen. In der vergleichsweise kleinen Postallee geht es verkehrstechnisch drunter und drüber, selbst geübte Autofahrer verlieren den Überblick. Erinnern Sie sich noch an Fritz Langs „Metropolis“ und seinen Verkehr? Ein bisschen so fühlt es sich auf der Postallee an.

Kreuzung des Anstoßes: Vor der Dietrich-Bonhoeffer-Kita (l.) in Gladbeck leben Kinder gefährlich.
Kreuzung des Anstoßes: Vor der Dietrich-Bonhoeffer-Kita (l.) in Gladbeck leben Kinder gefährlich. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Dass gerade der Zebrastreifen die geringste Sorge der Verkehrsteilnehmer ist, stellt ein Bus unter Beweis, als das Foto für diesen Artikel gemacht werden soll. Die Karawane der Kita-Eltern setzt sich in Bewegung, der Busfahrer hält drauf – zum Glück passt die Gruppe auf. „Vielleicht wären solche Schwellen auf der Straße eine Idee, damit sich der Verkehr auf der Postallee auch wirklich ans Tempo 30 halten muss“, überlegen die Eltern, als sie sicher auf der anderen Straßenseite angekommen sind.

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Warnlichter, regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen – die Eltern haben noch mehr Ideen, fest steht jedenfalls: So wie es jetzt ist, kann es um der Kinder Willen nicht bleiben. „Denn seit die Parkplätze auf der Buerschen Straße weggefallen sind, ist das Chaos hier noch größer geworden. Die Menschen kurven jetzt hier rum und suchen einen Parkplatz“, sagt Robert Ernst, und erschaudert beim Gedanken an den Umbau des Oberhofs, „dann muss ja noch mehr Verkehr durch die Innenstadt.“