Gladbeck. Die CDU Gladbeck möchte die „Asienbrücke“ Helmut-Kohl-Brücke nennen. Das sind erste Reaktionen auf den Vorschlag.

Aufgrund von Missbrauchsvorwürfen gegen den mittlerweile verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach sollen landauf, landab nach ihm benannte Straßen und Plätze andere Namen bekommen. Auch in Gladbeck. So schlägt Bürgermeisterin den Zweckeler Platz für den Kreisverkehr im Herzen des betreffenden Stadtteils vor. Die lokale CDU hingegen möchte einer Brücke eine Bezeichnung geben, um die Verdienste eines Politikers zu würdigen: Helmut Kohl. Dieser Vorstoß stößt auch auf Kritik.

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Die Gladbecker CDU-Stadtverbandsspitze Dietmar Drosdzol und Dieter Rymann beantragt für die Ratssitzung am 19. Oktober, folgenden Punkt in die Tagesordnung aufzunehmen: Benennung der sogenannten Asienbrücke in Helmut-Kohl-Brücke. Der einstige Kanzler sei ein überzeugter und engagierter Europäer („Ehrenbürger Europas“) gewesen. Als „Kanzler der Einheit“ ging Kohl in die Geschichte ein.

Der Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck hält sich bei dem Thema bedeckt

„Eine solche Persönlichkeit müsse auch namentlich in Gladbeck bei einer Straße, einem Platz oder einer Brücke ihren Niederschlag finden. „Wir rechnen in Gladbeck in den nächsten Jahren nicht mit dem Bau einer bedeutenden Straße, mit deren Benennung wir der Persönlichkeit ,Helmut Kohl’ gerecht würden“, argumentieren die Antragsteller. Bestehende Straßennamen wolle die CDU nicht ändern. „Deshalb schlagen wir die Benennung der ,Asienbrücke’ als ,Helmut-Kohl-Brücke’ vor.“ Nach CDU-Recherchen habe es eine „Benennung dieser Brücke durch den Rat der Stadt Gladbeck bisher nicht gegeben“.

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Dietrich Pollmann, stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde Gladbeck, auf WAZ-Anfrage: „Zurzeit möchten wir uns als Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck (noch) nicht zu dem Vorschlag der Gladbecker CDU öffentlich äußern. Wir werden erst einmal die weitere Diskussion des Vorschlags in der Gladbecker Öffentlichkeit abwarten und dann zu gegebener Zeit ein Meinungsbild in unserem Vorstand herstellen.“

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Christiane Schmidt, Sprecherin der Stadtverwaltung Gladbeck, meint, der Vorschlag sei „sicherlich nicht völlig unumstrittenen“. Sie stellt klar: „Die Straße ist zudem als ,Buersche Straße’, nicht als Asienbrücke verortet.“

Über die Brücke Buersche Straße in Gladbeck führen nicht nur Autospuren, sondern auch Fahrrad- und Fußgängerwege.
Über die Brücke Buersche Straße in Gladbeck führen nicht nur Autospuren, sondern auch Fahrrad- und Fußgängerwege. © FFS | Heinrich Jung

Dustin Tix, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD sagt: „Ich habe den CDU-Vorschlag wahrgenommen und mich ehrlich gesagt gewundert, weil ich den Anlass oder eine Notwendigkeit dafür nicht sehe.“ Die Fraktion habe sich intern über eine Position noch nicht abgestimmt. Tix, Jahrgang 1995, spricht für seine Person, wenn er sagt: „Ich möchte Helmut Kohl seine Errungenschaften und Verdienste als Kanzler der Einheit nicht absprechen.“

Harsche Töne schlägt Grünen-Ratsfrau Elke Marita Stuckel-Lotz an: „Ja, geht’s noch? Der verstorbene Exkanzler, die Galionsfigur in der vor zirka 25 Jahren aufgedeckten Spendenaffäre der CDU. Unter dem damaligen Bundeskanzler und Parteivorsitzenden Helmut Kohl!“ Sie geht davon aus, dass dieser „unverschämte Einfall im Stadtrat keine Mehrheit finden“ dürfte. „Wenn doch, bin ich gezwungen, demnächst andere Wege zu benutzen, um nach Buer zu kommen.“

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