Gladbeck. Ein Zug mit belgischen Panzern und Militärfahrzeugen steht in Gladbeck. Bundeswehr und Bahn können und dürfen nur begrenzt Auskunft geben.
Schon ein mulmiges Gefühl. Ganz schön martialisch, was da mitten durch Gladbeck rollt. Ein Zug schiebt sich langsam über die Gleise des Bahnhofs Gladbeck-West, geladen hat er schweres Gerät, Kriegsgerät. Gepanzerte Autos, auf dem Dach, deutlich zu erkennen, ein Waffensystem. Lieferwagen, Laster, teilweise mit einem roten Kreuz bemalt, und dann schließlich: Radpanzer mit beweglichen Türmen, einige von ihnen mit langen Kanonen bestückt.
Selbst in „normalen“ Zeiten wäre der Zug, der nun schon seit einigen Tagen auf den Gladbecker Gleisen geparkt ist, sicher kein willkommener Anblick. Aber wenn die Kampfmaschinen aus der Tagesschau auf einmal quasi durch den Vorgarten rollen, bekommt der Krieg eine unangenehme Nähe. Der Krieg, das ist natürlich der in der Ukraine. Aber hat das schwere Kriegsgerät in Gladbeck auch wirklich mit Putins Überfall zu tun?
Wohin werden die Gladbecker Panzer gebracht?
Eine Nachfrage beim Verteidigungsministerium bringt kein schnelles Ergebnis. Erst vier Tage später dann die ernüchternde Antwort: vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Ein Sprecher des territorialen Führungskommandos der Bundeswehr erklärt auf Anfrage, dass es sich in Gladbeck „möglicherweise um belgische Gefechtsfahrzeuge handelt“. Militärisches Großgerät, also Panzer zum Beispiel, würden bei längeren Distanzen öfter über die Schiene transportiert. Das sei kostengünstig und reduziere Straßenschäden, würden die schweren Panzer aus eigener Kraft zu ihrem Zielort rumpeln.
Apropos Zielort. Wohin werden die Fahrzeuge eigentlich gebracht? Wieder Ernüchterung, das Führungskommando kann dazu keine Auskunft geben. „Für die Transportabwicklung und eventuelle Rast- und Ruhezeiten ist nach Beauftragung die DB Cargo verantwortlich, und die Bundeswehr hat nicht immer Kenntnis, vor allem nicht, wenn unsere Unterstützung nicht benötigt wird.“
Die belgischen Panzer in Gladbeck stammen aus der Schweiz
Im Gladbecker Fall kann die Bahn aber auch nicht weiterhelfen. Zum einen, so ein Sprecher, gelte die Diskriminierungsfreiheit, die Schienentrassen stehen also allen Eisenbahnunternehmen offen. Soll heißen: Gut möglich, dass der Gladbecker Panzerzug gar nichts mit der Bahn zu tun hat, außer, dass er auf ihren Gleisen rollt. Und selbst wenn es ein Zug der DB wäre – dann dürfe man auch keine Auskunft erteilen.
Mit den Informationen des Territorialkommandos lässt sich aber vermuten, dass es sich bei den Radpanzern um belgische Varianten des sogenannten „Piranha“-Radpanzers handelt. Sehr wahrscheinlich also, dass auch die anderen Fahrzeuge zur belgischen Armee gehören.
Lesen Sie auch:
- Innenstadt: Feierabendmarkt Gladbeck: Wann es losgeht, was geboten wird
- Begleitung: Hospiz-Verein hilft Sterbenden seit 25 Jahren in Gladbeck
- Haustür gesprengt. Brutale SEK-Razzia: Gladbecker dankbar für große Solidarität
- Bildung. Neue Fünftklässler: Wunsch-Schule klappt nicht immer
Der Fall Piranha ist aber ein heikler. Zwar hat die Schweizer Regierung, der Hersteller Mowag kommt aus der Schweiz, mittlerweile eingelenkt und die Lieferung von Piranhas in die Ukraine erlaubt. Ob sich Belgien aber Lieferungen aus Dänemark und Deutschland anschließt, ist fraglich. Denn seit die belgische Armee 2014 ihre letzten Leopard-Kampfpanzer außer Dienst gestellt und verkauft hat, sind die Piranhas die letzten verbleibenden Kampfpanzer des Landes.