Gladbeck.. Den ZBG-Experten freut’s, Spaziergänger finden den Anblick der „grünen Teppiche“ wenig attraktiv. Und Freizeit-Angler sehen ihr Hobby schwimmen.
Des einen Freud, des anderen Leid. Ein erbsensuppengrüner Teppich breitet sich auf dem Teich am Wasserschloss Wittringen aus. Eisbrecherartig durchpflügt ein pechschwarzes Blesshuhn die pflanzliche Masse, die – je nach Standort – fast flächendeckend scheint. „Igitt, muss das so sein?“ – ein Spaziergänger nahe der Schlossbrücke fragt sich: „Ertrinkt der Teich in Grünzeug?“
„Für uns ist der derzeitige Zustand des Schlossteichs positiv“, sagt Bernhard Schregel. Der Leiter des Fachbereichs „Grün“ beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) erklärt: „Makrophyten, also Wasserpflanzen, wachsen vom Boden hoch bis zur Oberfläche. Wie Seerosen schwimmen sie obenauf.“ Darunter sei das Wasser klar: „Früher war das eine grüne Brühe.“
Eisen-3-Chlorid gegen Blaualgen
Der ZBG führe dem Wasser computergesteuert Eisen-3-Chlorid zu, das Phosphate bindet und so der hochgiftigen Blaualge ihre wichtigste Nährstoffquelle entziehe. „Wir haben in unserer Region keine nährstoffarmen, klaren Gebirgsbäche“, betont Schregel. Er findet: „Das Wasser in den Teichen am Schloss (auch Brillenteiche) und auch im Nordpark ist optimal für Fische.“ In den Grünpflanzen könnten sie Laich ablegen, sich verstecken. Allerdings ist Schregel auch klar: „Den Angler freut’s weniger, wenn sich seine Angel in den Pflanzen verhakt.“
„Keine ordentliche Bewirtschaftung“
Von Petrijüngern kommt deutliche Kritik. „Für uns ist das Angeln hier uninteressant“, sagt ein Insider (Name der Redaktion bekannt), „wir können Teiche mit solchen Algenteppichen nicht mehr ordentlich bewirtschaften.“ Da brauche man ja eine Hochseerute . . . Einige Karpfen, Schleien und Aale leben im Schlossteich. Der Hobbyangler erläutert: „Der Minimalbesatz – wir haben nur den Fraßschaden der Kormorane ersetzt.“
Gestank bei warmen Temperaturen
Es gehe beim Vereinsangeln vor allem um den Natur- und Tierschutz. Phosphat wirke wie Dünger, mit Sorge beobachten hiesige Angler die Wasserpflanzen-Entwicklung. „Das ist kein Gladbecker Phänomen, sondern ein globales Problem, das man auch auf dem Baldeneysee in Essen sehen kann“, stellen Petrijünger fest. Ein Drittel der Segler und Wassersportler in der Ruhrmetropole hätten bereits das Handtuch geschmissen. Gladbecker Angler befürchten: „Wenn alles verkrautet ist, können wir hier überhaupt nicht mehr angeln.“ Dabei gebe es doch Pachtverträge zwischen der Teichgemeinschaft mit rund 450 Mitgliedern und der Stadt. Einmal ganz davon abgesehen, dass bei warmen Temperaturen Gestank von den Algenteppichen ausgehe.
Nicht in Natur eingreifen
Wenn es nach den Anglern ginge, müsste die Teichoberfläche abgeschöpft, der Grund ausgebaggert werde, „sonst verlanden die Gewässer immer mehr“. Aber: „Dafür hat die Stadt kein Geld.“ Die Kritiker sind überzeugt: „Wenn der Mensch nicht in die Natur eingreift, ist das am besten.“ Ein Vorzeigeteich in Gladbeck sei der am Hürkamp: „Ganz natürlich belassen.“