Gladbeck. Am Jovyplatz in Gladbeck werden demnächst sieben gestandene Robinien weichen müssen. Ein ZBG-Experte erläutert den Grund und die weiteren Pläne.

Jahrzehnte prägten sie das Bild des Jovyplatzes. Nun sind die Tage dieser sieben Robinien gezählt. Ein Experte des Zentralen BetriebshofsGladbeck (ZBG) erklärt, warum diese Bäume bald fallen werden.

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Die besagten Robinien haben etwa 60 Jahre auf dem Holz, streben 18 bis 20 Meter gen Himmel. Der Stammumfang misst durchschnittlich 30 bis 40 Zentimeter. Es handelt sich also um Bäume, die optisch etwas hermachen – wenigstens auf den ersten Blick. Ralf Nolte, Baumkontrolleur beim ZBG, schaut auf seinen Routine-Rundgängen genau hin. Und was er an den Robinien entdeckte, gefiel dem Fachmann überhaupt nicht. Wurzelfäule!

Der Standort der Robinien am Gladbecker Jovyplatz ist ungünstig

Klingt wie fiese Zahnschmerzen, bedeutet für den betreffenden Baum jedoch noch Schlimmeres. Denn sobald der Verursacher, der Lackporling, angreift, naht der Tod. Ralf Sonnenberg, Leiter des Fachbereichs Grünflächen- und Friedhofsunterhaltung beim ZBG, erklärt: „Wenn dieser Pilz einmal im Holz drin ist, hat man verloren. Robinien neigen zu Wurzelfäule und sind besonders anfällig für den Lackporling, der bläulich-schwarz schimmert – eben wie lackiert, daher der Name.“ Das Problem sei ein Klassiker allerorten, kein Gladbecker Phänomen.

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Ralf Sonnenberg (r.) und Ralf Nolte vom Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) wissen, was den Robinien am Jovyplatz zugesetzt hat.
Ralf Sonnenberg (r.) und Ralf Nolte vom Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) wissen, was den Robinien am Jovyplatz zugesetzt hat. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Obwohl ein Umstand den Niedergang der ansehnlichen Robinien beschleunigt haben mag: der ungünstige Standort, wie Sonnenberg einräumt. Ungünstig, weil die Baumscheibe gerade einmal 80 Zentimeter breit sei. „Die Wurzeln können sich nicht ausdehnen und bilden so starke, ganz kompakte Ballen, dass sich Feuchtigkeit nicht verbreiten kann“, beschreibt der ZBG-Fachmann die Kettenreaktion. Es bilde sich Staunässe, Pilze erhalten eine Angriffsfläche. Hinzu kommen, ausgelöst durch klimatische Veränderungen, weitere negative Aspekte. „Stressfaktoren wie Trockenheit machen Bäume anfällig für Krankheiten allgemeiner Art“, nennt Ralf Sonnenberg ein Beispiel. Ergo ist der Mensch nicht ganz unschuldig am Robinien-Sterben.

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Die Wurzelfäule ist erkennbar am Übergang von Erde zu Stamm. Es entstehen morsche Stellen. Sonnenberg erläutert: „Der Wurzelfuß wird angebohrt. Ein bestimmter Widerstand, der gemessen wird, muss erreicht werden. Ansonsten wird der befallene Baum instabil.“ Und damit eine Gefahr für den Menschen.

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Fachleute erkennen die Symptome: Wurzelfäule.
Fachleute erkennen die Symptome: Wurzelfäule. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

„Da Robinien zur Wurzelfäule neigen, prüfen wir den Zustand immer wieder“, betont Sonnenberg. Steht ein Baum allzu bröckelig da, ist es Zeit für Säge und Axt. Sie kommen am 16. Februar am Jovyplatz zum Einsatz. Aber, und das wird Grün-Fans gefallen: Die Robinien sind dann zwar Geschichte, doch was anschließend geschieht, steht auf einem weiteren Blatt. Denn baumlos soll diese Stelle keineswegs bleiben.

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Sonnenberg verspricht robusteren Ersatz. „Wir werden Baummagnolien pflanzen. Sie können acht bis zehn Meter hoch und 100 Jahre oder älter werden.“ Acht Exemplare sind vorgesehen. „Wir hatten hier am Jovyplatz früher acht Robinien, einer dieser Bäume musste schon vor zwei Jahren gefällt werden“, so der Grün-Experte.

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Baumfällungen in Gladbeck

Dass in Gladbeck kranke Bäume weichen, ist keine Seltenheit. Man denke nur an hunderte Buchen, die – durch Trockenheit und deren Auswirkungen in Folge des Klimawandels – im Wittringer Wald sprichwörtlich einknickten. Zwar wachsen hier mittlerweile zig Jungpflanzen wie Eichen, Spitzahorne und Kirschen, doch bis sie ein stattliches Format erreichen, kann es Jahre dauern.

Kastanien müssen Baum-Fans in Gladbeck mittlerweile fast suchen. Dieser Art wurde ein Bakterium zum Verhängnis. Deswegen verschwanden viele kranke Kastanien von der Bildfläche.

Die Kobushi-Magnolie, deren Heimat Japan ist, zeichne sich durch eine „wunderschöne, weiße Blüte“ aus – „ein richtiger Hingucker“. Der relativ kleinkronige Baum dufte und sei klimaresistent. Neben der Widerstandsfähigkeit kommen auch ästhetische Gründe zum Tragen: „Die Kobushi-Magnolie wird nicht zu groß und passt in die Örtlichkeit.“

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Apropos Größe: Der Zentrale Betriebshof Gladbeck will nicht Fehler der Vergangenheit wiederholen. Die Magnolien, die bereits bestellt seien, sollen in komfortablen Baumscheiben am Jovyplatz Wurzeln schlagen. Sonnenberg zum Vorgehen: „Nach dem Fällen der Robinien werden die Wurzeln ausgefräst, ein Teil des Gehwegs wird aufgehoben, das bisherige Erdreich ersetzen wir durch ein spezielles Substrat auf Lava-Basis.“ Die Baumscheibe werde unterirdisch in einer Größe von 1,50 Meter mal zwei Meter angelegt, bevor der Fußweg wieder hergestellt werden kann. Sonnenberg beziffert die Gesamtkosten mit 6000 bis 8000 Euro.

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Die etwa 15 Jahre jungen Magnolien, die der ZBG einsetzt, sind stadtweit ein Novum: „Wir haben sie hier an keiner anderen Stelle.“ Ralf Sonnenberg rechnet damit, dass die Menschen in Gladbeck sich schon ab April über die Blüte der japanischen Neulinge freuen dürfen.

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