Gladbeck. Seit drei Jahren gibt es beim ZBG Ermittlerteams, die nach Verursachern wilder Müllkippen suchen. So sieht ihre Bilanz bisher aus.
Bauschutt, Altreifen, Hausmüll – es gibt eigentlich nichts, was rücksichtslose Menschen nicht so ohne weiteres in der Landschaft entsorgen. Wilde Müllkippen sind in nahezu jeder Stadt ein Problem. Gladbeck bildet da keine Ausnahme. Vor drei Jahren hat der ZBG nun reagiert und ein Ermittlerteam ins Leben gerufen. Diese „Mülldetektive“ durchstreifen die Stadt, suchen nach Müllablagerungen und – ganz wichtig – sie versuchen Verursacher zu ermitteln.
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Das gelingt ihnen auch zusehends. In 132 Fällen leitete der ZBG im vergangenen Jahr ein Verfahren gegen vermeintliche Verursacher ein. Im Jahr 2021 waren es 121 Verfahren, im Jahr davor 91. Das zeigt, dass es den Mülldetektiven immer häufiger gelingt, Hinweise auf Verursacher zu finden. In wie vielen Fällen am Ende auch Verwarn- oder Bußgelder fällig werden, vermag man beim ZBG nicht zu sagen. Das städtische Rechtsamt treibt die Verfahren voran, kurzfristig war von da keine Auskunft erhältlich.
Gladbecker Mülldetektive suchen um Unrat nach Hinweisen auf den Verursacher
Tatsächlich werde der Müll eben nicht einfach nur abgefahren, sondern es werde gezielt nach Hinweisen auf die Verursacher gesucht, erläutert ZBG-Sprecherin Leonie Nüfer. „Die Kollegen durchsuchen den Müll nach privaten Unterlagen und Informationen, die Rückschlüsse auf den Verursacher zulassen.“ Aufgrund dieser Indizien wird dann ein Verfahren eröffnet.
Allerdings: Allein über die Gladbeck-App gingen im vergangenen Jahr 486 Beschwerden über wilde Müllkippen ein. Selbst wenn man davon ausgeht, dass es über manche illegale Abladestellen mehrfache Beschwerden gab, so dürfte immer noch eine Lücke klaffen zwischen den wilden Kippen, bei denen es Hinweise auf Verursacher gab und denen, wo es solche nicht gab.
ZBG hält Zahl der wilden Kippen in Gladbeck nicht fest
Wie viele Müll in Gladbeck illegal entsorgt wird, dazu kann der ZBG keine Auskunft geben. Die Zahl der wilden Kippen werde nicht separat festgehalten, sagt Leonie Nüfer. Gleiches gelte etwa für die Tonnenzahl, die die ZBG-Mitarbeiter so im Stadtgebiet einsammeln. Der Eindruck beim ZBG sei aber, dass es in den vergangenen Jahren keine großen Veränderungen gegeben habe. Von Gelsenkirchener Verhältnissen ist man aber wohl noch weit entfernt – zum Glück. Denn in der Nachbarstadt hatte der Entsorger im Mai vergangenen Jahres kapituliert und öffentlich eingeräumt, dass man der Lage nicht mehr Herr werde und nur noch reagieren könne.
Es sind es in Gladbeck immer wieder die typischen Flächen, wo illegal Müll abgelagert wird. Entsprechend haben die Ermittler da auch ein genaues Auge drauf. Regelmäßig etwa werde Müll einfach an den Containerstandorten abgelegt. Also dort, wo ganz legal Altglas entsorgt werden kann, wird dann noch allerlei weiteres abgelegt.
Vieles, was illegal entsorgt wird, könnte kostenlos am Recyclinghof abgegeben werden
Hier gehe es dann auch darum, schnell zu reagieren, sagt Leonie Nüfer. Denn wo einmal Müll abgeladen wurde, kommt nicht selten schnell weiterer hinzu. Eine wilde Müllkippe wächst also. Das gilt es durch frühes Eingreifen möglichst zu verhindern.
Was die ZBG-Mitarbeiter regelmäßig völlig ratlos macht: Vieles, was sie auf wilden Müllkippen einsammeln, ließe sich einfach kostenlos am Recyclinghof entsorgen. Beim Sperrmüll ist es sogar noch einfacher: Jeder Haushalt in Gladbeck kann kostenlos die Sperrmüllabfuhr bestellen – so häufig, wie er will. Da wird dann ein Termin vereinbart, zu dem Zeitpunkt muss der Abfall dann nur noch vors Haus gestellt werden. Stattdessen gibt es Zeitgenossen, die laden ihren Sperrmüll ins Auto oder auf den Hänger und karren ihn irgendwo hin in der Stadt.
ZBG-Verdacht: Die meisten illegalen Müllkippen gehen zurück auf Privathaushalte
Auch Reifen oder Elektrogeräte würden regelmäßig illegal entsorgt, berichtet Leonie Nüfer aus der ZBG-Erfahrung. Doch selbst Altreifen können kostenlos am ZBG-Betriebshof abgegeben werden. Das gilt für ein bis zwei Sätze im Jahr. Keine Beschränkung gibt es bei Elektrogeräten wie Kühlschrank, Herd oder Fernseher. Noch einfacher ist es sogar bei kleineren Elektrogeräten. Seit Juli 2022 müssen zudem Supermärkte und Discounter den kaputten Föhn oder den defekten Toaster annehmen und entsorgen.
Es seien wohl vor allem Privathaushalte, die illegal ihren Müll entsorgen – so der Verdacht beim ZBG mit Blick auf die Zusammensetzung der Müllhaufen. Doch an einigen Stellen habe man auch den Verdacht, dass Unternehmen auf diese Weise versuchen, Entsorgungskosten zu sparen. Leonie Nüfer erinnert sich an einen Fall, da habe man 50 Autoreifen gefunden. „Da liegt zumindest der Verdacht nahe, dass hier gewerblicher Müll entsorgt wurde“, so ihre vorsichtige Formulierung.
Am Ende wird für jede einzelne wilde Müllkippe jede Gladbeckerin und jeder Gladbecker mit zur Verantwortung gezogen. Denn die Kosten für die Entsorgung fließen ein in den Gebührenhaushalt, für den wiederum müssen die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Müllgebühren aufkommen. Steigen die Kosten für die Entsorgung wilder Kippen, so wird es am Ende für jeden in der Stadt teurer.