Gladbeck. Die Stadtverwaltung Gladbeck lobt die Bilanz des Stadtradelns. ADFC-Expertin sieht genauer hin. Fahrradklimatest soll neue Erkenntnisse bringen.
Die Stadtverwaltung Gladbeck meldet einen „neuen Rekord beim Stadtradeln 2022“: Insgesamt beteiligten sich 641 Menschen an der Aktion. Sie legten insgesamt 85.226 Kilometer zurück und vermieden damit mehr als 13 Tonnen CO₂-Emissionen. Vera Bücker vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sieht diese Bilanz nicht ganz so euphorisch, entdeckt durchaus in Gladbeck noch Schrauben, an denen Verbesserungen für den Fahrradverkehr möglich wären. Schließlich solle der Fahrradklima-Test nicht so lausig ausfallen wie der Durchgang des Jahres 2020.
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Menschen aus Gladbeck hatten sich vom 4. bis zum 24. September auf den Sattel geschwungen. „Vergleicht man die Zahlen mit denen aus den vergangenen Jahren, sind erneut Zuwächse zu verzeichnen“, ist von der Stadtverwaltung zu erfahren. Anna Langhof aus der Pressestelle: „Der bisherige Rekord von knapp 76.000 geradelten Kilometern aus dem vorigen Jahr wurde diesmal überboten.“ Allerdings erstrampelten sich seinerzeit nur 323 Pedalritter dieses Resultat. Sie erzielten eine Ersparnis von rund elf Tonnen CO₂-Emissionen.
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Doch die Tücke steckt im Detail. Vera Bücker kommt bei genauer Betrachtung zum Schluss: So prächtig steht Gladbeck kreisweit gar nicht da. An der Spitze rangiert mit der höchsten Kilometerzahl die Stadt Recklinghausen (241.000 Kilometer). Das macht pro Bewohner 2,03 Kilometer. Gladbecks Bilanz: 85.226 Kilometer, 1,09 Kilometer pro Nase. „Das schlechteste Ergebnis“, so Bückers trockener Kommentar, „Platz 9 von 10, das war Oer-Erkenschwick.“ Auf Nummer 1 mit der höchsten Einwohnerquote steht Waltrop mit 3,21 Kilometer pro Kopf. „Gladbeck ist zwar besser als im Vorjahr mit im Durchschnitt 0,9 Kilometer pro Teilnehmer“, räumt Bücker ein, aber ein Blitzstart in eine neue Mobilität, in der Menschen vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, dürfte wohl anders aussehen.
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Das Radeln in Gladbeck sei aber auch kein ungetrübtes Vergnügen. Der ADFC-Fahrradklimatest liefert alle zwei Jahre Daten und Fakten, an welchen Stellen Verbesserungen, aus Sicht der Velo-Nutzer, angebracht wären. Derzeit läuft die aktuelle Umfrage, in der alle Interessierten in verschiedenen Kategorien Zensuren wie in der Schule vergeben dürfen – und zwar bis zum 30. November, „online oder in Papierform“.
Bücker unterstreicht: „Es geht darum, dass möglichst viele mitmachen, sodass wir eine breitere Informationsbasis haben, die mehr Aussagekraft hat.“ 200 Menschen taten im Jahr 2020 kund, was gut im Fahrradverkehr funktioniert und was eben nicht. Bücker: „Es wäre schön, wenn wir diese Teilnehmerzahl toppen könnten.“
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Und vielleicht kommt Gladbeck ja diesmal über die Note „ausreichend“ hinaus. „Positiv niederschlagen könnte sich die neue Regelung auf der Wiesmannstraße. Ursprünglich war nur ein Schutzstreifen geplant, jetzt ist die Fahrbahn markiert, sodass Autofahrer das Signal bekommen: Das hier ist nicht euer Raum“, erklärt Vera Bücker. Diese Veränderung könnte einen Pluspunkt in der Kategorie Sicherheit bekommen. Die ADFC-Expertin: „Das Sicherheitsgefühl und klare Sichtbarkeit sind ganz zentrale Themen, ebenso das Miteinander von Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern.“ Stress untereinander sei ein Dauerbrenner. Bücker ist gespannt, wie diesmal die Bewertungen ausfallen.