Gladbeck. Enttäuscht beurteilt Vera Bücker vom ADFC Gladbeck ein Treffen mit der Stadtverwaltung. Thema: Öffnung der Fußgängerzone für den Radverkehr.
Sollte die Idee, die Fußgängerzone in Gladbeck versuchsweise für den Fahrradverkehr frei zu geben, ausgebremst sein, bevor eine Diskussion darüber überhaupt so richtig ins Rollen gekommen ist? Verwaltungsvertreter und ADFC-Mitglieder trafen sich zum Austausch – mit enttäuschenden Ergebnissen aus Sicht von Vera Bücker, die den Vorschlag machte.
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Die Sprecherin des örtlichen Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs hat nach dem Treffen den Eindruck: Eine probeweise Öffnung der Fußgängerzone für den Radverkehr ist für die Stadtverwaltung vom Tisch. „Es kamen nur ablehnende Argumente“, bedauert die Expertin.
Gladbeck: Statt einer Probeöffnung kommt eine grundsätzliche Neuregelung des Radverkehrs in die Diskussion
Dabei würde eine Pop-Up-Variante, also zeitlich begrenztes Radeln in diesem Kernbereich der Stadt, „jetzt im Prinzip funktionieren“. Bückers Begründung: Ohnehin müssen derzeit viele Geschäfte aufgrund der Corona-Schutzregeln dicht bleiben – folglich seien dort weniger Menschen zu Fuß unterwegs. „Aber das ist in der Verwaltung wohl nicht erwünscht, weil man womöglich in der Zeit nach der Pandemie diese Regelung zurücknehmen will“, meint Bücker. Bei dem Treffen mit Bürgermeisterin Bettina Weist und der städtischen Verkehrsplanerin Paula Stegert sei statt einer Probeöffnung eine grundsätzliche Regelung aufs Tapet gekommen. Bücker und ihre Vereinskollegin Dorothea Gehrenkamp sind hingegen der Ansicht, besagter Versuch wäre ein erster Schritt in diese Richtung gewesen.
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Hauptsächliches Gegenargument der Verwaltung: Die Innenstadt sei mit Blick in erster Linie auf die Bedürfnisse von Fußgängern so gebaut worden, wie sie jetzt existiere. Bücker: „Mit dem ADFC ist nie über die Pläne gesprochen worden.“ Die Innenstadt sei „der zentrale Bereich für den Fußgänger und auch planerisch so angelegt“, heißt es aus dem Rathaus. „Hier steht die Aufenthaltsqualität, ungefährdetes, freies Bewegen und Flanieren für alle Fußgänger im Vordergrund. Dies ist mit der Nutzung durch Radfahrende grundsätzlich schwierig zu vereinbaren“, so Stegert. Bücker hält dagegen: „An angeblich gefährdeten spielenden Kindern auf der Lambertistraße dürfen doch auch Autos vorbeifahren.“
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Der Standpunkt der Stadtverwaltung: Eine testweise Freigabe der gesamten Fußgängerzone für Radfahrer während der Corona-Pandemie aufgrund der unüblich niedrigen Passantenfrequenz sei nicht zielführend und biete keinen Erkenntnisgewinn. Bücker hebt hervor, ein Miteinander – auch außerhalb von Pandemie-Zeiten – sei durchaus realisierbar. Städte wie Herten, Recklinghausen, Castrop-Rauxel und Oberhausen machten es schließlich vor. Und diese hätten ihre Fußgängerzonen auch nicht von vornherein für Radler konzipiert.
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„In Recklinghausen beispielsweise forderten CDU, FDP und Kaufmannschaft nach einer Probephase die Öffnung der kompletten Innenstadt, auch des Marktes, um Fahrradfahrern Komfort zu bieten“, berichtet Vera Bücker. Man sei dort zu der Erkenntnis gelangt: „Radkunden sind treuer als Autokunden.“ Die Castroper Kaufmannschaft habe sich ebenfalls nach einem Versuch für die Beibehaltung der Öffnung ausgesprochen.
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Das Konzept der Fahrradabstellanlagen, so die Verwaltung, biete eine gute Erreichbarkeit der Geschäfte: „Vom Rand der Fußgängerzone sind es kurze Wege, bis zum Kern sind es dann zu Fuß maximal 150 Meter.“ Die städtischen Fachleute stellten jedoch in Aussicht, Verbindungen und Erweiterung für den Radverkehr in den Randbereichen der Fußgängerzone sowie deutlichere Markierungen und zusätzliche Beschilderungen zu prüfen.
Bücker berichtet: „Wir vom ADFC haben Kompromiss-Vorschläge gemacht, um den Kernbereich zeitlich und räumlich mehr zu öffnen. Es ist zum Beispiel nicht nachvollziehbar, dass der Lieferverkehr bis 11 Uhr erlaubt ist, Radverkehr aber nur bis 9 Uhr. Es wäre für Radfahrer schon ein Gewinn, wenn sie von 11 bis 17 oder 18 Uhr in der Fußgängerzone fahren dürften.“ Die Stadtverwaltung will die derzeitige Regelung der zeitlichen Freigaben – zwischen 19 und 9 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen – prüfen.
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„Wenn man das Gebiet für den Fahrradverkehr räumlich ausweiten würde, wäre das zudem eine Erleichterung“, so Bücker. Ihr Vorschlag: eine Öffnung von der Zufahrt zur Hochstraße bis zum Europaplatz, weiter über die Schillerstraße in Richtung Humboldtstraße bis zum Kreisverkehr. Und: „Öffnung der Einbahnstraße Bachstraße von der Grabenstraße aus.“
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Auch wenn der ADFC sich kompromissbereit zeigt: Eine Pop-Up-Lösung will Vera Bücker nicht vollkommen aufgeben.