Gladbeck. Auch in Gladbeck wird die Verkehrswende versucht. Doch wie weit ist die Stadt in ihren Bemühungen? Die ADFC-Vorsitzende hat Lob und Kritik parat.

Einfach mal das Rad nehmen, das Auto dafür stehen lassen. Das einmal auszuprobieren, dafür könnte die Aktion Stadtradeln eine gute Gelegenheit sein. Los geht es am 4. September. Auch die Stadt Gladbeck macht wieder mit. Allerdings mit einem etwas abgespeckten Programm.

Gemeinsam mit den anderen Städten im Kreis Recklinghausen ruft Gladbeck zur Teilnahme auf, so wie auch bereits bei der Aktion im Jahr davor. „Von der fahrradfreundlichen Stadt Gladbeck hätte man da vielleicht ein wenig mehr erwarten können“, zeigt sich Vera Bücker in ihrer Funktion als Vorsitzende des Gladbecker ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) ein bisschen enttäuscht. So finden in diesem Jahr z.B. keine von der Stadt organisierten Touren statt. Immerhin: Das große Fahrradfest steht am 18. September wieder auf dem Programm.

Zum Stadtradeln haben sich in Gladbeck bislang 38 Teams angemeldet

Und 38 Teams haben sich in Gladbeck immerhin bereits online auf der Gladbecker Stadtradeln-Seite registriert – darunter auch einige Schulen, Parteien, die Stadtverwaltung, natürlich der lokale ADFC und auch die Kottenradler vom Kotten Nie. Nun geht’s darum, in diesem Wettbewerb möglichst viele klimafreundliche Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Wer mag, kann einem der offenen Teams wie dem vom Gladbecker Fahrradclub beitreten oder noch eine eigene Gruppe auf die Beine stellen. Man kann natürlich auch als Einzelperson starten. Am Ende des Stadtradelns warten Preise auf die besonders aktiven Radlerinnen und Radler.

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Die Tauschlagstraße (Bild) und die Ellinghorster Straße sind zu Fahrradstraßen umgebaut worden. Dafür gibt es vom ADFC Gladbeck ein dickes Lob.
Die Tauschlagstraße (Bild) und die Ellinghorster Straße sind zu Fahrradstraßen umgebaut worden. Dafür gibt es vom ADFC Gladbeck ein dickes Lob. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Natürlich bekommt man allein mit so einer Aktion keine Verkehrswende hin. Aber man schafft eine positive Stimmung fürs Fahrradfahren, überzeugt vielleicht so diejenigen, die bislang nur wenig aufs Rad gesetzt haben und nun doch für die ein oder andere Alltagsfahrt das Auto in der Garage stehen lassen“, sagt Vera Bücker. Sie hofft deshalb auf weitere Anmeldungen. Und sie hat einen Tipp für diejenigen, die noch mitmachen wollen, die aber bislang eher wenig mit dem Fahrrad unterwegs sind. „Auf keinen Fall sollte man versuchen, sich mit den Dauerradlern zu messen. Das frustriert nur“, sagt die Expertin. Ideal sei, wenn man für den Anfang eine Strecke auswählt, die bislang nicht mit dem Fahrrad zurückgelegt wurde. „Und dann einfach mal schauen, wie es weitergeht.“

Das Sicherheitsgefühl der Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer ist wichtig

Fahrradfest und Sternfahrt Ruhr

Das große Gladbecker Fahrradfest findet am 18. September von 12 bis 17 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz statt. Der Gladbecker ADFC beteiligt sich wieder mit einem Gebrauchtfahrradmarkt bei dem jeder seinen gebrauchten Drahtesel zum Verkauf anbieten kann. Fahrtüchtig, so Vera Bücker, sollten die Räder sein.

Ebenfalls am 18. September findet die „Sternfahrt Ruhr 2022“ statt. Auf ca. 15 km geht es bei der Fahrt durch Gladbeck, unter anderem auch über die B 224. Die Route wird durch die Polizei abgesichert und in gemütlicher Geschwindigkeit gefahren, damit möglichst viele große und kleine Fahrradfahrer:innen an der Fahrt teilnehmen können. Die Tour startet um 12.30 Uhr am Marktplatz und endet am Willy-Brandt-Platz. Weitere Infos zur Sternfahrt unter www.fahrradsternfahrt.ruhr.

Infos und Anmeldungen zum Stadtradeln gibt’s unter stadtradeln.de/gladbeck, den Fahrrradklimatest unter fahrradklima-test.adfc.de/teilnahme.

Wer so mit der Teilnahme am Stadtradeln seine Stadt aus der Fahrradperspektive etwas besser kennengelernt hat, dem legt Vera Bücker dringend ans Herz, sich ebenfalls ein wenig Zeit für die Teilnahme am Fahrradklimatest 2022 vom ADFC zu nehmen. „Denn auch hier gilt, je mehr Menschen teilnehmen, desto besser, um einen Überblick über die Situation in Gladbeck zu erhalten. „Abstellmöglichkeiten fürs Rad zuhause und am Zielpunkt, dazu die Qualität der Radwege und das Sicherheitsgefühl - wenn diese Eckdaten stimmen, dann gelingt der Umstieg von noch mehr Menschen aufs Fahrrad“, betont die Vorsitzende vom Gladbecker ADFC.

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Und für all diese Kriterien kann man beim Fahrradklimatest eben Noten vergeben. Alle zwei Jahre findet er statt – und 2020 hat Gladbeck mit einer Durchschnittsnote von 4 nicht gerade gut abgeschnitten. Gibt’s da eine Chance auf Verbesserung? „Einiges hat sich schon bewegt in der Stadt“, sagt Vera Bücker. Die beiden neuen Fahrradstraßen (Tauschlagstraße und Ellinghorster Straße) seien top und würden genau in die richtige Richtung gehen. Auch, dass die Wiesmannstraße einen roten Fahrradstreifen erhält, erfreut Bücker außerordentlich.

Der fahrradfreundliche Umbau der Buerschen Straße wäre ein Riesenpluspunkt

Sollte nun auch noch die Buersche Straße tatsächlich in der von der Verwaltung angedachten fahrradfreundlichen Variante (auf Kosten der freien Parkplätze auf der Brücke) umgebaut werden, sei das genau der richtige Weg, die Verkehrswende weiter voranzutreiben. „Nur wer sich sicher fühlt, steigt aufs Rad um. Genau deshalb muss dem Radverkehr ausreichend Platz eingeräumt werden – auch auf Kosten des motorisierten Verkehrs.“ Schließlich bedeute Verkehrswende nicht, vom SUV mit Verbrennerantrieb auf die Elektro-Variante umzusteigen.