Gladbeck. Umwelthilfe fordert wegen der Energiekrise den Verzicht auf Adventsbeleuchtung. Der Entschluss in Gladbeck steht. Es gibt ein weiteres Problem.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert angesichts der Energiekrise einen Verzicht auf die Beleuchtung der Städte im Advent. Werden in Gladbeck deswegen Lichterketten, funkelnde Sterne & Co. in den Kisten bleiben? Verantwortliche haben über Schalter an, Schalter aus bereits entschieden. Doch es gibt in dieser Krisenzeit noch ein anderes Problem zu lösen, das die Kundschaft längst zu spüren bekommt.
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Die Werbegemeinschaft Gladbeck nimmt es in die Hand, im Advent die Innenstadt in stimmungsvolles Licht zu tauchen. Und so soll es auch in diesem Jahr sein. Trotz oder gerade wegen des allgemeinen Krisenmodus’. Jens Große-Kreul, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft, berichtet: „Wir haben bereits vor knapp 15 Jahren alles auf LED-Technik umgestellt. Sie frisst so wenig Strom, dass es keinen Sinn macht, die Beleuchtung abzuschalten.“ Zumal ohnehin nur ein paar Bäume mit glitzernder Dekoration behängt werden. Nächster Pluspunkt: Die Laufzeiten „bei uns waren immer schon auf die Spanne zwischen 16 und 22 Uhr beschränkt“. Die Werbegemeinschaft habe sich schon früh des Themas „Umweltverträglichkeit“ angenommen. Große-Kreul: „Wir sind auf die extrem kostengünstige und stromsparende LED-Variante umgestiegen, und das war gut und richtig.“
Gladbecker Geschäftsmann Jens Große-Kreul: „Wir alle im Handel sind in der Weihnachtszeit auf Atmosphäre angewiesen!“
Ein Aspekt, der nicht gering einzuschätzen sei: die Wirkung der Beleuchtung im Advent. Große-Kreul betont: „Wir müssen doch eines ganz deutlich sagen: Wir alle im Handel sind in der Weihnachtszeit auf Atmosphäre angewiesen. Eine Beleuchtung hebt die Stimmung.“ Gerade in schweren gesellschaftlichen Phasen, fügt auch Katja Krischel hinzu. Die Inhaberin des Friseursalons Top Hair an der Horster Straße meint gar: „Die Beleuchtung, beispielsweise beim Zimtsternfest, abzudrehen, wäre der absolute Stimmungskiller.“
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Das sehen die Fachleute im Rathaus offenbar ebenso, wie Jens Große-Kreul berichtet: „Der Vorstand der Werbegemeinschaft hat sich im Schulterschluss mit der Stadtverwaltung abgestimmt.“ Mit Verweis auf den „geringen Stromverbrauch, auf vernünftige Laufzeiten und LED-Licht“ sei die Entscheidung für die Beleuchtung ausgefallen. Allerdings dürfte allen Beteiligten klar sein: Man kann es nicht sämtlichen Menschen recht machen. Es wird bestimmt welche geben, die das Glänzen und Glitzern in den Innenstadt-Bäumen kritisieren.
Rathaussprecher David Hennig bekräftigt mit Blick auf geringen Stromverbrauch und begrenzte Zeiten: „Einzelhändler und Wirtschaftsförderung sind sich einig, dass ein bisschen Atmosphäre durch Weihnachtsbeleuchtung durchaus förderlich für die Stadt ist.“ Die Verwaltung wolle ebenfalls nicht ganz auf Lichter im Advent, zum Beispiel am Rathaus, verzichten. Das solle aber in reduzierter Form gestaltet werden.
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Nicht erst seit gestern beschäftigt sich die Händlerschaft damit, an welchen Stellen sich Energie einsparen lässt. Große-Kreul berichtet aus seinem Schuhgeschäft: „Wir haben unsere Laden-Beleuchtung etwas beschnitten. Früher waren alle Fenster und eine hintere Reihe im Geschäft von 7 bis 24 Uhr beleuchtet, jetzt zwischen 8.30 Uhr und 22 Uhr.“ Doch es gibt nach Ansicht des Händlers nur begrenzt Stellschrauben, um den Energieverbrauch herunterzufahren. „Im Winter müssen wir mit der Heizung aufpassen. Wir verkaufen hier auch Kleidungsstücke, bei 15 Grad geht doch kein Kunde mehr in die Umkleide“, erklärt Große-Kreul.
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Katja Krischel: „Das Licht brennt bei uns kürzer.“ Weitere Einsparmaßnahmen bespreche das zehnköpfige Team noch. Eines hat die Geschäftsfrau schon getan: „Ich habe meinen Beschäftigten ans Herz gelegt, den 300-Euro-Energiezuschuss wirklich zur Seite zu legen und nicht für irgendetwas anderes auszugeben. Ich finde, es ist als Arbeitgeber unsere Aufgabe, die Mitarbeiter für die Problematik zu sensibilisieren. Das Thema ,Energiesparen’ ist bei vielen Menschen noch gar nicht richtig angekommen.“
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Was aber allseits unübersehbar sein dürfte, ist eine andere Schwierigkeit, mit der die Händlerschaft in Gladbeck zu kämpfen hat: Personalmangel – und die daraus resultierenden Folgen. Schuhhändler Große-Kreul, Arbeitgeber für 15 Menschen, beschreibt die Situation: „Vor Corona hatte ich das Geschäft länger geöffnet als jetzt. Wir sind von 9.30 Uhr bis 19 Uhr auf 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr zurückgegangen. Das Problem sind die fehlenden Beschäftigten. Es möchte keiner mehr im Handel arbeiten.“
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Dieses Phänomen sei branchenübergreifend, er spreche auch für die Kollegen: „Was wir momentan erleben, ist unglaublich!“ Wer sehenden Auges durch die Stadt schlendere, bemerke: Fleischfachgeschäfte, Bäckereien, ja sogar Supermärkte: „Alle haben ihre Öffnungszeiten massiv eingeschränkt.“ Das einzig Gute an dieser Entwicklung kann, muss aber nicht, bedeuten: weniger geöffnete Stunden, weniger Energieverbrauch.