Gladbeck. Die Stadtverwaltung Gladbeck bietet einen neuen Service an. Wer nicht mehr mobil ist, zu dem kommt das Bürgeramt nach Hause. In einem Koffer.

Ein großer schwarzer Koffer macht’s möglich: In Gladbeck ist das Bürgeramt ab sofort auch mobil unterwegs, kann mit seinem Leistungsspektrum zu den Bürgerinnen und Bürgern kommen. In dem gut 17 Kilo schweren Koffer steckt nämlich jede Menge Technik, um beispielsweise das Beantragen von Ausweispapieren direkt bei den Menschen in Gladbeck zuhause durchführen zu können. Das neue digitale Angebot der Stadtverwaltung Gladbeck richtet sich an eine spezielle Personengruppe.

Wer in seiner Mobilität stark eingeschränkt ist, vielleicht sogar ans Bett gefesselt ist, der kann ab sofort den Besuch des Bürgeramtes in den eigenen vier Wänden in Anspruch nehmen. „Das neue Angebot ist ein weiterer Schritt in Sachen Digitalisierung der Verwaltung und ein guter Service für die Bürger“, erklärte Bürgermeisterin Bettina Weist bei der Vorstellung des Koffers. „Wenn die Menschen es nicht mehr ins Bürgeramt schaffen, dann kommt das Amt eben zu ihnen.“

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Jetzt auch in Gladbeck: In anderen Städten ist der Bürgerkoffer bereits im Einsatz

In anderen Städten ist die mobile Büroeinheit bereits im Einsatz. So ist auch Michael Tack, Fraktionsvorsitzender der Gladbecker FDP, auf den Bürgerkoffer aufmerksam geworden. „Meine Mutter lebte damals noch in Düsseldorf. Mit 94 hochbetagt, hat sie den Service dort in Anspruch genommen“, erklärt Tack, der die Idee so nach Gladbeck getragen hat. Mehr oder weniger zeitgleich mit der Bürgermeisterin übrigens, die das Thema nach eigener Auskunft ebenfalls schon in ihrem Wahlkampf auf der Agenda hatte. So ist der Gladbecker Bürgerkoffer zu einer parteiübergreifenden Angelegenheit geworden.

Der Koffer samt Technik wiegt gut 17 Kilo. Phil Almon vom Bürgeramt wird, gemeinsam mit einem weiteren Mitarbeitenden, mit dem neuen digitalen Angebot zu den Gladbeckerinnen und Gladbeckern kommen.
Der Koffer samt Technik wiegt gut 17 Kilo. Phil Almon vom Bürgeramt wird, gemeinsam mit einem weiteren Mitarbeitenden, mit dem neuen digitalen Angebot zu den Gladbeckerinnen und Gladbeckern kommen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Bereits 2021 wurde die Finanzierung des Hightechgeräts in den Haushalt der Verwaltung eingebracht. Bestellt wurde er dann auch direkt im Frühjahr vergangenen Jahres bei der Bundesdruckerei als einziger Bezugsquelle für das mobile Bürgerbüro. In Gladbeck eingetroffen ist er tatsächlich erst ein Jahr später. „Auch hier gab es Probleme bei einigen Lieferketten“, erklärt Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs die lange Wartezeit. Bei der Erprobung im Rathaus mussten zudem noch einige EDV-Probleme überwunden werden. Doch nun ist der Koffer einsatzbereit.

So bucht man beim Bürgeramt Gladbeck einen Termin für den Bürgerkoffer

Und so funktioniert das Ganze: Wer einen Besuch des mobilen Bürgeramtes vereinbaren möchte, meldet sich telefonisch bei Phil Almon vom Bürgeramt (siehe Infokasten). Almon ist der Ansprechpartner im Rathaus, er organisiert die Termine. „Pro Besuch rechnen wir im Moment mit einem Zeitaufwand von etwa anderthalb Stunden, von der Abfahrt am Rathaus über das Aufbauen des Koffers bis zur Erledigung der anstehenden Aufgaben bis zum Wiedereintreffen am Rathaus“, sagt Phil Amon. Die Erfahrung werde zeigen, ob der Zeitrahmen realistisch ist.

Termine telefonisch vereinbaren

DerBürgerkoffer der Bundesdruckerei macht die standortunabhängige Beantragung und Ausstellung von Ausweisdokumenten, Meldebescheinigungen, Führungszeugnissen etc. möglich. Die Hightechbox enthält ein Notebook, einen Drucker und Scanner sowie die neuste Gerätegeneration eines Visualisierungs-Änderungsterminals und einen Fingerabdruckscanner.

Zudem macht die technische Ausstattung einen sicheren Internetaufbau möglich, ohne dass auf ein privates WLAN zurückgegriffen werden muss. Der Bürgerkoffer hat samt notwendigem Smartphone 2000 Euro gekostet, so die Stadt. Wer einen Termin für den Bürgerkoffer buchen möchte, kann sich unter 02043 992026 an Phil Almon beim Bürgeramt der Stadt Gladbeck wenden.

Überhaupt gilt es jetzt erst einmal, Erfahrungen mit dem neuen Angebot zu sammeln, betont Gregor Wirgs. Man wisse zudem noch gar nicht, wie oft der Bürgerkoffer überhaupt zum Einsatz kommen wird. Vorstellbar sei zum Beispiel ebenfalls, ergänzt die Bürgermeisterin, dass das mobile Büro auch in den Seniorenbüros in der Stadtteilen aufgebaut wird, oder in Seniorenheimen zum Einsatz kommt.

Zwei Mitarbeitende vom Bürgeramt sind immer gemeinsam mit dem Koffer unterwegs

Fest steht allerdings jetzt schon, dass immer zwei Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter aus dem Bürgeramt-Team die Besucher machen werden. Einmal, so Wirgs, weil der Koffer schon ein ordentliches Gewicht hat, aber auch, „weil es besser ist, bei diesen Hausbesuchen nach dem Vier-Augen-Prinzip zu verfahren“. Das bedeutet aber auch: Ist der Koffer unterwegs, fehlen immer zwei Leute aus dem Team im Bürgeramt. „Wir werden sehen, wie sich das auf die Arbeit im Bürgeramt selbst auswirkt“, erklärt der Ordnungsamtsleiter.

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Im Moment laufe der Publikumsverkehr dort nämlich optimal ab. Die langen Wartezeiten gehörten dank der funktionierenden Terminvergabe sowie der guten personellen Besetzung der Vergangenheit an. Zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfasst das Team, drei davon sind Teilzeitkräfte. Man müsse nun schauen, wie oft der Bürgerkoffer in Gladbeck angefragt wird.