Gladbeck. Die Stadt Gladbeck muss Energie sparen. Auch Bürgerinnen und Bürger sind von den Maßnahmen betroffen. Wo und wie genau gespart wird.

Im Zuge der Energiekrise sieht sich die Stadt Gladbeck gezwungen, mit Sparmaßnahmen nicht nur Mengen von Kilowattstunden, sondern auch viel Geld einzusparen. Der Krisenstab „Energie“ hat daher nun einige Einsparmaßnahmen beschlossen – die auch die Bürgerinnen und Bürger betreffen. „Man merkt, die Lage wird nun immer ernster“, sagt Bürgermeisterin Bettina Weist. Daher sollen jetzt Maßnahmen einer ersten von drei Eskalationsstufen greifen.

Die Verwaltung geht nach aktuellen Schätzungen in den nächsten fünf Jahren von einem Mehraufwand von rund zehn Millionen Euro für die energetische Bewirtschaftung ihrer Gebäude aus. Mit den nun beschlossenen Sofortmaßnahmen sollen Energieeinsparungen von bis zu 18,5 Prozent erreicht werden, so Krisenstabsleiter Jürgen Harks.

In Schulen und städtischen Büros in Gladbeck wird die Temperatur auf 20 Grad gesenkt

Zunächst wird in den städtischen Gebäuden – darunter auch in den Schulen – sowie in Büroräumen die Raumtemperatur auf den zulässigen Mindestwert von 20 Grad gesenkt. Städtische Kindertagesstätten betrifft das vorerst nicht, so die Stadt Gladbeck. „Diese Regelung gilt nur für die erste Phase des Stufenplans. Wir müssen schauen, ob wir das so beibehalten können“, sagt Weist.

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Geheizt wird zudem nur noch in der Heizperiode vom 1. Oktober bis zum 30. April des Folgejahres. Die Lüftungsanlagen in Turn- und Sporthallen werden außerhalb der Heizperiode vollständig abgeschaltet, außerhalb dieses Zeitraumes wird die Temperatur auf 17 Grad gesenkt. Die Wassertemperatur im Hallenbad wird auf 26,5 Grad sowie auf 30 Grad in den Lehrschwimmbecken abgesenkt, heißt es weiter von der Stadt.

Die Raumtemperaturen in Schulen und städtischen Büros senkt die Stadt Gladbeck nun ab.
Die Raumtemperaturen in Schulen und städtischen Büros senkt die Stadt Gladbeck nun ab. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Heizungsanlagen in städtischen Gebäuden würden nun nach und nach hydraulisch abgeglichen, um eine energieeffiziente und bedarfsgerechte Wärmeverteilung sicherzustellen. Klimageräte, Heizlüfter oder andere mobile Elektrogeräte kommen nicht mehr zum Einsatz. „Wir können auch ein Problem bekommen, wenn es zu einer Überlastung des Stromnetzes kommt, wenn zu viele Menschen etwa Heizlüfter nutzen. Das wäre der Super-Gau“, sagt Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus. Auch bei der Dauer der Innen- und Außenbeleuchtung der Gebäude sowie der Straßenbeleuchtung werde mögliches Einsparpotenzial geprüft. An die Straßenbeleuchtung will die Verwaltung zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht gehen. „Da spielen Sicherheitsaspekte eine große Rolle.“ Vorstellbar sei hingegen die weitere Drosselung von Temperaturen in Räumen.

Austausch mit Unternehmen

Rund 30 Unternehmen aus Gladbeck und Bottrop haben sich in dieser Woche auf Initiative von IHK, dem Energieversorger ELE und der Städte Bottrop und Gladbeck im Gladbecker Ratssaal getroffen. Dabei sollten gemeinsam Wege gefunden werden, wie durch Einsparungen, Umstellung auf andere Energieträger, freiwillige Abschaltungen, vorgezogene Betriebsferien oder ähnliche Maßnahmen so viel Gas eingespart werden kann, dass Abschaltungen ganzer Unternehmen nicht erforderlich sind.

Dabei wurde deutlich, so die Stadt Gladbeck, dass in allen Unternehmen bereits sehr intensiv über Lösungen nachgedacht wird. Die Gespräche sollen in zwei Wochen fortgesetzt werden.

Im Herbst und Winter möchte die Stadt Gladbeck wieder verstärkt auf Homeoffice setzen

Die Stadt denkt zudem darüber nach, in den Herbst- und Winterferien Service- und Betriebszeiten auf notwendige Dienstleistungen vor Ort zu beschränken und stärker auf Homeoffice zu setzen, um in dieser Zeit alle Wärmeerzeugungs- und Lüftungsanlagen abschalten zu können. Trotz der Einschränkungen sollen alle Einrichtungen nutzbar bleiben, eine vollständige Schließung sei nicht vorgesehen. „Die Nutzerinnen müssen sich aber an vielen Stellen auf weniger Komfort einstellen“, betont Jürgen Harks. Sollte sich die Lage weiter verschärfen, könnten zusätzliche Maßnahmen umgesetzt werden, wie die temporäre Schließung von energieintensiven Objekten. Dazu zählen beispielsweise Schulen oder auch das Hallenbad. „Wenn wir eine richtige Dramatik im Dezember haben, können wir auch eine Stadtbibliothek vielleicht nicht mehr öffnen. Das hängt auch davon ab, wie hart der Winter wird“, so Schmidt weiter.

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„Wir wollen als Stadtverwaltung mit gutem Beispiel vorangehen. Angesichts der explodierenden Energiepreise müssen wir Energie sparen und Kosten senken. Mit Blick auf die allgemein angespannte Versorgungslage ist es aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hier sind alle Bürger ebenfalls gefordert, verantwortungsbewusst mit Wärme und Energie umzugehen“, so Bürgermeisterin Bettina Weist. Dies sei, so die Bürgermeisterin, auch eine Frage der Solidarität: „Die Krise zu meistern, kann nur gelingen, wenn wir alle solidarisch sind und nicht nur auf den eigenen Geldbeutel schauen. Wir müssen auch sparen, damit unsere Betriebe und Unternehmen bei einer akuten Gasmangellage nicht vom Netz genommen werden und wir so Arbeitsplätze erhalten.“