Gladbeck/Kreis Recklinghausen. Für vulnerable Bevölkerungsgruppen sind Wärme-Inseln im Kreis geplant. Weitere Maßnahmen, auch in Gladbeck, werden im Ernstfall aktiviert.

Viele „wenns“ stehen hinter der Problematik „Gasmangellage“. Dreht Russland für Deutschland sämtliche Hähne zu? Falls ja: Wann könnte dies geschehen? Und wie lange könnte dieser Zustand dauern? Welche Folgen hätte das für die Bevölkerung hierzulande? Wer wäre besonders betroffen? Viele Fragezeichen, aber die Kreisverwaltung in Recklinghausen bereitet sich auf einen Gas- und Stromausfall vor. Geplant sind für die kalte Jahreszeit Wärme-Inseln – und es sind, auch für Gladbeck, weitere Vorsorgemaßnahmen in Arbeit.

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Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen sollen die Möglichkeit haben, sich aufzuwärmen, sollte es zu einem Engpass in der Gasversorgung kommen, so Lena Heimers. Die Sprecherin in der Kreisverwaltung sagt: „Geplant sind die Wärme-Inseln für Senioren, Menschen mit Erkrankungen sowie Säuglinge und Kleinkinder. Wir wollen diejenigen schützen, für die die Auswirkungen besonders dramatisch sind, wenn es kein Gas und keinen Strom geben sollte.“

Wärme-Inseln an sechs Standorten im Kreis Recklinghausen sind derzeit geplant

Sechs Wärme-Inseln sind aktuell geplant. Lena Heimers erklärt zum Auswahlkriterium: „Wir haben uns für solche Standorte entschieden, an denen die Berufskollegs des Kreises Turnhallen haben.“ Also nicht in Gladbeck. Der Entschluss fiel für das Berufskolleg Ostvest in Datteln sowie in Recklinghausen für das Kuniberg-Berufskolleg und das Max-Born-Berufskolleg. Diese Einrichtungen seien bereits unabhängig von Erdgas, weil sie mit Fernwärme versorgt werden.

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Anders sieht es bei den weiteren Wärme-Inseln aus, die vorgesehen sind: die Berufskollegs in Dorsten (Paul-Spiegel), Marl (Hans-Böckler) und Castrop-Rauxel. „Dort sollen die Hallen auf Öl-Wärme-Gebläse, also mobile Geräte, umgerüstet werden“, erläutert Heimers, „der Kreis sorgt entsprechend vor, so dass wir für eine bestimmte Zeit unabhängig von der Lieferung sind.“ Die Verwaltung gehe von einem begrenzten Engpass aus, wenn es überhaupt dazu komme. Heimers: „Gegenwärtig besteht ein geringes Risiko. Wir hoffen alle sehr, dass unsere Pläne in der Schublade bleiben können. Aber wir wollen als Katastrophenschutzbehörde vorbereitet sein.“ Außerdem: „Die Maßnahmen der Kreisverwaltung sind nicht in Stein gemeißelt. Wir können Anpassungen, je nach Situation, vornehmen.“

Kreis-Sprecherin Lisa Heimers betont: „Die Maßnahmen sind nicht in Stein gemeißelt. Wir können Anpassungen, je nach Situation, vornehmen.“
Kreis-Sprecherin Lisa Heimers betont: „Die Maßnahmen sind nicht in Stein gemeißelt. Wir können Anpassungen, je nach Situation, vornehmen.“ © Kreis Recklinghausen

Die Sprecherin weist darauf hin, dass auch die kreisangehörigen Städte Konzepte für den Ernstfall entwickeln. So prüft die Gladbecker Verwaltung unter anderem die Einrichtung von Wärmestuben, die in öffentlichen Gebäuden eingerichtet werden könnten. Anna Langhof aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit: „Der Krisenstab setzt sich zurzeit mit dem Thema auseinander.“ Ein Resultat gebe es noch nicht.

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Eine Gasmangellage kann zu einem Strom-Blackout führen“, so Heimers. Und auch für dieses Szenario trifft die Kreisverwaltung Vorkehrungen. Falle die Elektrizität aus, könnten 80 Arbeitsplätze mit Notstrom versorgt werden, um den Krisenstab und ausgewählte Fachdienste arbeitsfähig zu halten. Das Kreishaus selbst wird mit Fernwärme versorgt, ein Gasausfall wäre hier nicht das Problem.

Schritte zur Energieeinsparung

Um Energie einzusparen, ergreift die Kreisverwaltung Recklinghausen mehrere Maßnahmen. Die Warmwasserversorgung in den sanitären Anlagen wird abgeschaltet. In Verwaltungsgebäuden und Sporthallen wird die Raumtemperatur auf 19 beziehungsweise 17 Grad abgesenkt. Flure und Nebenräume werden nicht mehr beheizt, Außenbeleuchtungen abgeschaltet.

Die Kreisverwaltung hat den Beschäftigten mit sofortiger Wirkung untersagt, Elektrogeräte wie Heizlüfter, Radiatoren, private Kühlschränke oder Klimageräte zu benutzen. Kaffeemaschinen und Wasserkocher sind aber nach wie vor erlaubt. Außerdem werden die Kreis-Beschäftigten vom 27. bis zum 30. Dezember in Betriebsferien geschickt. Ziel der Kreisverwaltung ist es, mindestens 20 Prozent Energie einzusparen.

Für das Straßenverkehrsamt und die Führerscheinstelle in Marl sollen mobile Heizzentralen beziehungsweise mobile Ölheizungen angeschafft werden, damit die Dienstleistung in diesen stark frequentierten Kreisbehörden nicht zum Erliegen kommt. An den Berufskollegs des Kreises werden Energieausfälle möglicherweise mit Distanzunterricht überbrückt. Hier laufen laut Kreisverwaltung noch Abstimmungen mit dem Schulministerium.

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Die Kommunikation bei einem Stromausfall soll durch Satellitentelefone sichergestellt werden. Auch die Kreisleitstelle verfügt über eine Notstromversorgung. Möglicherweise werden auch zum ersten Mal die „Notfall-Infopunkte“ aktiviert werden müssen. Zu erkennen sind sie an großen roten Schildern mit der weißen Aufschrift „Notfall-Infopunkt“. Die Helfer geben die Informationen per Funk an die Leitstelle weiter, die die weiteren (Rettungs-)Maßnahmen einleitet.

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Auch bei einem länger andauernden Stromausfall seien über die Notfall-Infopunkte Meldungen möglich, so Thorsten Koryttko, Chef der Gladbecker Feuerwehr. Die Feuerwehren haben im gesamten Kreis Recklinghausen insgesamt 88 Punkte bestimmt. Davon befinden sich acht in Gladbeck. Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Deutschem Roten Kreuz (DRK), Technischem Hilfswerk (THW) und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) leiten die Meldungen per Funk an die Leitstelle weiter. Die Notfall-Informationspunkte sind: Feuerwache Gladbeck (Wilhelmstraße 60), Feuerwehr-Gerätehaus Nord (Berliner Straße 44), Feuerwehr-Gerätehaus Süd (Welheimer Straße 30), Polizeiwache (Jovyplatz 6), Marktplatz Zweckel (Tunnelstraße), Bürgerhaus Ost (Bülser Straße 172), Schulzentrum Brauck (Kortenkamp 19-21) und Tankstelle Bottroper Straße/Rockwoolstraße.

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