Gladbeck. Am Mittwoch beginnt die Schule wieder – und nicht alle sind personell gut ausgestattet. Zum Teil verstärken Seiteneinsteiger die Kollegien.
Die Schule startet wieder. Und nicht nur die Frage, ob und wie ein Unterricht in Präsenzform in Corona-Zeiten dauerhaft möglich sein wird, treibt Lehrkräfte und Eltern um. Auch das Problem „Lehrermangel“ steht im Raum. Sind Schulen überhaupt rein personell in der Lage, alle Aufgaben zu stemmen? Das sagen einige Schulleiter zur Situation in Gladbeck.
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Anderenorts gehören Grund- und Hauptschulen zu den Einrichtungen, die in der Gunst von Lehrkräften nicht besonders hoch im Kurs stehen. So sind beispielsweise in der Nachbarstadt Gelsenkirchen gerade für die Stufen eins bis vier 156 Stellen unbesetzt.
„Wir sind so besetzt, dass wir den Minimalunterricht leisten können“
Birgit Vielhauer, Leiterin der Südparkschule in Rosenhügel, sagt: „Der Lehrermangel ist da, aber wir kommen zurecht. Wir haben alle Fächer abgedeckt.“ Das 33-köpfige Team – „einschließlich herkunftssprachliche Lehrer und Lehramtsanwärterin“ – betreut rund 510 Kinder in 20 Klassen: „So viele Schüler wie eine weiterführende Schule.“
Ute Kirsten, Chefin in der Mosaikschule, meldet „keine Probleme“: „Alle Lehrer sind an Bord und gesund.“ Alle, das heißt: 32 Lehrkräfte für 489 Mädchen und Jungen, verteilt auf 19 Klassen. „Wir sind so besetzt, dass wir den Minimalunterricht leisten können, auch in den üblichen Mangelfächern Sport und Musik“, so Ute Kirsten. Besonderes Augenmerk liege auf der Sprachförderung.
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Apropos Mangelfächer: Das Problem kennt auch Peter Washausen, Leiter der Erich-Fried-Hauptschule. „Es ist seit Jahren schwierig, Musiklehrer zu bekommen. Wir schreiben die Stelle immer aus, aber es meldet sich niemand“, berichtet er. Da springe er selbst eben ein. Ansonsten „sind wir in den klassischen Hauptfächern sehr gut besetzt“. Washausen stellt fest: „Nach allen erforderlichen Impfungen befinden wir uns personell im grünen Bereich.“ Drei Kolleginnen seien im Mutterschutz, aber das „können wir kompensieren“. Krankenstände gebe es nicht, das sei wohl auch eine Folge der Maskenpflicht, die Ansteckungen verhindere.
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Gut 450 Kinder und Jugendliche besuchen die Erich-Fried-Hauptschule: „Es ist die größte im Kreis Recklinghausen.“ Dem Kollegium gehören 54 Kräfte an, wobei vier Sozialarbeitsstellen bereits mitgerechnet sind. „Wir haben einen Seiteneinsteiger“, sagt Washausen. Dieser gebe Informatikunterricht. Der Hauptschul-Chef ist aber nicht überzeugt, dass Seiteneinsteiger generell den personellen Mangel in den Schulen beheben können. Man könne ja nicht einfach jemanden vor eine Klasse stellen. Washausens Standpunkt: „Lehren muss man lernen. Ein Referendariat ist nicht sinn- und zwecklos.“
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Fünf Seiteneinsteiger unterrichten an der Erich-Kästner-Realschule mit 640 Schützlingen die Fächer Chemie, Physik und Biologie, so Leiter Ulrich Washausen. Immerhin gehören Naturwissenschaften neben evangelischer Religion zu den Mangelfächern, so Elsens Erfahrung. Er erläutert: „Drei der Seiteneinsteiger haben schon ihr Referendariat absolviert, sind also vollwertige Lehrkräfte, zwei sind noch in der Ausbildung.“
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Das sagt die Bezirksregierung
Ulla Lütkehermölle, Sprecherin der Bezirksregierung Münster, teilt mit: „Die Ausstattungsquote an Lehrkräften über alle Schulformen hinweg liegt in Gladbeck bei 93,81 Prozent.“
Allerdings kann die Sprecherin der zuständigen Bezirksregierung auf Anfrage der WAZ für die Stadt keine konkreten Zahlen zur personellen Situation und auch keine Aufschlüsselung nach Schulformen liefern. Es sollen keine Rückschlüsse auf einzelne Schulen gezogen werden können, heißt es zur Begründung.
Elsen räumt ein: „Wir sind ein bisschen unterbesetzt, aber wir kommen klar.“ Drei Kolleginnen befinden sich nach seiner Aussage im Mutterschutz, zwei weitere seien schwanger. „Aber ich bekomme einen Ersatz“, sagt der Schulleiter. Eine Neueinstellung stocke das etwa 40-köpfige Kollegium auf.
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„Diesmal ist alles gut, so gut wie seit Jahren nicht“, beurteilt Cäcilia Nagel die aktuelle personelle Ausstattung an der Lambertischule. Die Leiterin erläutert: „Wir haben eine Klasse weniger, das macht eine komplette Lehrerstelle aus. Uns wurde niemand abgezogen, wir waren immer im Minus.“ 20 Lehrkräfte bringen den etwa 310 Mädchen und Jungen das ABC, Rechnen und mehr bei. „Wir haben drei Integrationsstellen für Kinder, die gar kein oder nur wenig Deutsch können.“ Diese Fachleute habe sie „extra beantragt und zusätzlich bewilligt bekommen“. Sie unterrichten zwischen 60 und 70 Kinder. Zwei Seiteneinsteiger – für die Fächer Sport und Kunst – verstärken das Team.