Gladbeck. . Für Kinder der Lambertischule Gladbeck steht Literatur auf dem Stundenplan. Brigitte Vollenberg erarbeitet mit Neunjährigen ABC kreativen Schreibens.

Von wegen, die Kinder von heute haben kein Interesse mehr für Bücher und Lesen! Brigitte Vollenberg kann Schwarz auf Weiß das Gegenteil beweisen. Die 62-Jährige hält eine Sammlung von Geschichten in Händen, die sich Drittklässler der Lambertischule ausgedacht und mit Vollenbergs Hilfe aufs Papier gebracht haben. Als i-Tüpfelchen haben einige Neunjährige ihre Erzählung mit selbst gemalten Bildern illustriert. Brigitte Vollenberg ist diejenige, die den Mädchen und Jungen das ABC kreativen Schreibens kindgerecht näher gebracht hat – und es auch im kommenden Schuljahr weiter tun wird.

Lust an Literatur fördern

„Kontakt zum Landesprojekt ,Kultur und Schule’ habe ich im Jahr 2013 durch meinen Schreibdozenten bekommen“, erzählt die 62-Jährige. Sie habe sich bei der Landesregierung beworben, zur Vorbereitung Seminare absolviert. Beim Land sei ein Künstlerpool mit Vertretern unterschiedlicher Professionen angesiedelt, darunter Tänzer, Schauspieler und eben Literaten. Interessierte Schulen können auf diesem Weg Verbindungen knüpfen.

Autorin Brigitte Vollenberg

Brigitte Vollenberg wurde in Dorsten geboren und lebt bereits seit dem Jahr 1974 in Gladbeck.

Sie hat Betriebswirtschaft studiert, aber „immer schon zum Ausgleich geschrieben“, zum Beispiel Reisenotizen.

Als freiberufliche Autorin (seit 2009) hat Brigitte Vollenberg bereits einen Roman und einen Band mit Urlaubsgeschichten herausgegeben sowie rund 60 Kurzgeschichten veröffentlicht. Lieblingsthemen: Anekdoten aus dem Alltag und Krimis.

Die freischaffende Autorin erklärt: „Besonders förderungswürdig sind Projekte, wenn das Thema Integration eine Rolle spielt.“ Das ist der Fall bei ihrer Arbeit an der Lambertischule, die schon ihre Tochter Nora (31; Layouterin des „Schönen Buchs“) und Sohn Claas (29) besuchten. Denn die Mädchen und Jungen in ihrer Gruppe haben nicht nur deutsche Wurzeln, sondern auch türkische, libanesische und portugiesische. Seit vergangenem Oktober stand für die Drittklässler kreatives Schreiben auf dem Stundenplan, wenn ihre Klassenkameraden Frei- oder Förderunterricht hatten. Brigitte Vollenberg erläutert: „Die Kinder wurden von den Lehrern vermittelt.“ Denn das Projekt, nach dem Start mit jungen Leuten der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule der zweite Durchgang, sei nur geeignet für Mädchen und Jungen, „die einen Satz schreiben können und Ideen haben“. Beileibe keine Selbstverständlichkeit. Vollenberg unterstreicht, das Projekt sei nicht als erweiterter Sprachunterricht zu verstehen, um Rechtschreibung zu pauken: „Es gibt kein festes Lernziel. Die Kinder sollen ohne Angst vor Noten erfahren, wie sie ihre Fantasie und Erlebnisse in Worte fassen können.“

Lesungen beim Schulfest

Sie hat am meisten gefreut, „dass alle Kinder kreativ sein wollten. Es gab kein Konkurrenzdenken!“ 90 Minuten wöchentlich gehörten der Schriftstellerei. Die Mädchen und Jungen griffen zum Stift – „Die Handschrift war manchmal schwer zu entziffern“ – und ließen sich Geschichten über Eisbären, Nessi, Einbrecher und Freunde einfallen: kurz und knapp oder ausgesponnen; märchenhaft, lustig oder spannend.

Davon können sich Leser des Buchs überzeugen, das ab kommender Woche erhältlich ist. Preis: vier Euro. „Unser schönes Buch“ gibt’s am 22. August beim Schulfest ab 12 Uhr. In zwei Lesungen wollen die Mini-Autoren dort ihre Geschichten vorstellen.