Gladbeck. Konrad Suttmeyer geht nach fast 40 Jahren als Kantor in St. Lamberti Gladbeck in den Ruhestand. Mit der WAZ blickt er auf sein Berufsleben.

Mit einem wahren Paukenschlag verabschiedet sich Konrad Suttmeyer von der Gladbecker Kirchenmusik-Bühne. Die Aufführung des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (siehe Info-Box) ist restlos ausverkauft. Dieses Konzert bildet den Schlussakt in der fast 40-jährigen Berufslaufbahn des 65-Jährigen als Kantor an St. Lamberti. Dessen offiziell letzter Arbeitstag ist der 31. März.

Gladbeck: Kantor Konrad Suttmeyer brachte mehr als 500 Projekte zum Klingen

Suttmeyer hat viele großartige Werke in dem katholischen Gotteshaus erschallen lassen. Erinnern wir uns an die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms – um nur einige zu nennen.

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Von Svenja Suda

Die Resonanz war stets stark, doch „dass die Karten restlos ausverkauft waren, das hatten wir noch nie“, sagt Suttmeyer mit sichtlicher Freude. Dabei hat er in Gladbeck mehr als 500 Projekte zum Klingen gebracht.

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Im katholischen Gotteshaus St. Lamberti in Gladbeck erklang unter der Leitung von Kantor Konrad Suttmeyer das „Deutsche Requiem“ aus der Feder von Johannes Brahms.
Im katholischen Gotteshaus St. Lamberti in Gladbeck erklang unter der Leitung von Kantor Konrad Suttmeyer das „Deutsche Requiem“ aus der Feder von Johannes Brahms. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Er erinnert sich: „Als ich 1981 hier anfing, hatte ich eine Vielzahl von Messen zu spielen.“ Für ihn eine vertraute Welt, waren ihm, dem Jungen aus Gelsenkirchen-Erle, doch die Liebe zur Musik und der christliche Glaube in die Wiege gelegt: die musikalische Mutter, ein Kirchenmusiker als Onkel, Suttmeyers Erfahrungen an der Kirchenorgel seit Kindertagen – da lag ein Beruf an der „Königin der Musikinstrumente“ auf der Hand.

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Musik zum Lobpreis Gottes: Dafür schlägt sein Herz nach wie vor. Auch wenn sich vieles verändert hat. „Früher gab es an jedem Kirchenstandort in Gladbeck einen Kirchenmusiker“, erinnert sich Suttmeyer. Das ist passé: „Es folgten einschneidende Reduzierungen.“

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„Kirchenmusik war damals ein selbstverständlicher Bestandteil der Liturgien“, berichtet der Kantor. Aber im Laufe der Jahre haben „Projekte, Angebote außerhalb der Gottesdienste“ an Bedeutung gewonnen: auf ein Thema konzentriert und möglichst niederschwellig – Musik als Instrument, „um Menschen in die Kirche zu bekommen“.

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Ausverkauft

Mit dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy schließt sich der berufliche Kreis des Kantors Konrad Suttmeyer. 650 Karten wurden für dieses Konzert vergeben: restlos ausverkauft. „Das ist wie Weihnachten“, freut sich Suttmeyer.

Unter der Leitung des Kirchenmusikers kommt das dramatische, opulente Werk am Sonntag, 8. März, in der Propsteikirche (Kirchplatz) zur Aufführung. Beginn: 15.30 Uhr.

Mitwirkende sind: der Propsteichor und der Jugendchor der Schola canentium St. Lamberti, Projektteilnehmer aus anderen Gladbecker Chören. Ebenfalls dabei sind aus Essen der Oratorienchor, das Collegium Vocale St. Theresia und die Vocalisten sowie der Bachchor Gelsenkirchen. Die Solo-Partien übernehmen Leandro Bongers („Knabe“), Christine Alexander (Sopran), Jörg Nitschke (Tenor) und Klaus Mertens (Bass). Statt der ursprünglich vorgesehenen Altistin Marion Thienelt wird Mechthild Georg zu hören sein, die Gladbeckern Musik-Fans eine gute Bekannte ist. Orgel spielt Julia Bonika. Das Orchester bilden Mitglieder der Essener Philharmoniker.

Da müssen es für Suttmeyer nicht immer die majestätischen Werke großer Komponisten sein. Er schätzt durchaus auch die leisen Töne, die nicht ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gerückt werden. Der Vater von drei Töchtern und Opa von sechs Enkelkindern misst der Arbeit mit Kinder- und Kirchenchor, Choralschola und Einrichtungen, zum Beispiel Singen im Kindergarten St. Michael, einen hohen Stellenwert bei: „Ich wollte mich immer an der Gemeindebildung beteiligen, und wo setzt man besser an als bei den Kindern?“ Aber das sei nicht Mittel zum Zweck. Der 65-Jährige betont: „Mein Ziel war, meine Arbeit so anzulegen, dass Kinder ihr Leben lang etwas davon haben.“ Diese Begegnungen seien für beide Seiten wertvoll: „Ich habe wunderbare Erfahrungen gemacht.“

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Wie bei so vielen anderen Facetten seiner Arbeit, beispielsweise mit seinen „Chefs“ vor Ort. Er habe stets feststellen können, dass ein harmonisches Zusammenspiel funktionierte: mit Rudolf ten Hompel, Propst Karl-Heinz Berger und dem aktuellen Propst André Müller.

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Suttmeyer hob die Gladbecker Orgeltage aus der Taufe, bei denen Stars ihr Auditorium begeisterten. Und das in Zeiten, in denen gefühlsmäßig das Interesse an diesem Instrument abgenommen habe. Suttmeyer schwärmt vom Engagement der Chormitglieder und mehr als 20 Orgelreisen. „Diese Touren möchte ich weiter verfolgen“, sagt der 65-Jährige, der sich als Ruheständler neben mehr Zeit am Klavier eines wünscht: ein Praktikum bei einem Orgelbauer.

Nicht zu vergessen die Begegnungen mit vielen Künstlern und Konzerte wie beispielsweise Charles Gounods Cäcilienmesse. Sicher, viele Aufgaben spielten sich im stillen Kämmerlein ab, darunter die steten Kontakte mit dem Bistum, der „Zentrale“. Doch man kann mit Fug und Recht behaupten: Die Zeit von Kantor Konrad Suttmeyer wird nachhallen.