Gladbeck. Der Projektchor der Propstei führte in großer Besetzung das „Deutsche Requiem“ auf. Das Publikum honorierte die Darbietung mit kräftigem Applaus.

An Allerheiligen passten die rund 40 Orchestermusiker der Philharmonie Essen und der 80-köpfige Projektchor gerade eben in den Altarraum der Lambertikirche. Propst André Müller erklärte den fast 500 Besuchern dieses durchweg „ökumenische“ Projekt: „Ein katholischer Propsteichor führt ein Werk eines evangelischen Komponisten auf, in dem ausschließlich Texte aus der Luther-Bibel vertont sind. Das ist der Abschluss des Reformationsjubiläums in Gladbeck, passend zum ökumenischen Gottesdienst gestern Abend in der Christuskirche.“

Und es war der Abschluss des diesjährigen Chorprojektes der Propstei: Der Chor setzte sich zusammen aus dem Propsteichor St. Lamberti, dem Bach-Chor Gelsenkirchen und weiteren Sängern aus ganz Gladbeck. Fast ein Jahr hatte sich dieser eigens dafür zusammengestellte Chor auf dieses Projekt vorbereitet.

„Requiem“ ist eigentlich keine echte Totenmesse

Souverän spielten die Essener Philharmoniker.
Souverän spielten die Essener Philharmoniker. © Michael Korte

Dass ein evangelischer Komponist sich an das eigentlich typisch katholische Requiem wagt, ist ungewöhnlich. Noch dazu ist Brahms‘ „Deutsches Requiem“ eigentlich keine echte Totenmesse, denn es ist kein Gebet für die Verstorbenen, sondern ein Trost für die Trauernden. Der Gedenktag für alle Heiligen – zu denen nach evangelischem Verständnis alle Christen zählen – bot einen perfekten Anlass für die Aufführung dieses imposanten Werks.

Von Anfang an präsentierte der Chor dieses Thema deutlich und wirkungsvoll. Ob das leise, verhaltene „Die mit Tränen säen, …“ oder das kraftvolle „… werden mit Freuden ernten“ – in jeder Lautstärke gelang es dem Chor, die gesamte Kirche stimmlich zu füllen. Die Akustik des Gottesdienstraumes ließ jedes Instrument bis in die hintersten Reihen hörbar werden. Im zweiten Satz erinnerte der Chor erst in bedrohlicher Lautstärke daran, dass alles Leben begrenzt ist, bevor der Schlussteil an die ewige Gültigkeit von Gottes Wort erinnerte und den Erlösten ewige Freude verhieß.

Sieg des Lebens über den Tod am Jüngsten Tag

Neben der Sopranistin Christine Alexander trat Harald Martini, Leiter der Essener Domsingknaben, als Solist auf. Er übernahm den Bariton-Part.
Neben der Sopranistin Christine Alexander trat Harald Martini, Leiter der Essener Domsingknaben, als Solist auf. Er übernahm den Bariton-Part. © Michael Korte

Darauf folgte der erste Auftritt des Bariton-Solisten Harald Martini, der als Leiter der Essener Domsingknaben bekannt ist. Auch hier präsentierten Chor, Solist und Orchester souverän und eindrucksvoll den Kontrast zwischen der Begrenztheit des menschlichen Lebens und der unzerstörbaren Hoffnung auf das ewige Leben.

Andere Töne schlug der fünfte Satz an, in dem die Sopran-Solistin Christine Alexander auftrat. Ruhig, wirkungsvoll und nicht übertrieben spektakulär bot sie die tröstlichen Worte des Johannesevangeliums dar. „Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen“, heißt es da.

Volle Konzentration: Die Streicher der Essener Philharmonie leisteten ganze Arbeit.
Volle Konzentration: Die Streicher der Essener Philharmonie leisteten ganze Arbeit. © Michael Korte

Brachial wurde es noch ein letztes Mal im sechsten Satz mit der Vorstellung vom Jüngsten Tag und dem Sieg des Lebens über den Tod. Alle zehn Blechbläser, die Pauken und die vom Komponisten als optional hinzugefügte Orgel nahmen das Publikum von vorne und hinten akustisch in die Zange. Dass die Akustik des katholischen Gotteshauses die schnellen Passagen ein wenig verwischte, störte absolut nicht. Ein triumphaler Lobpreis Gottes beschloss dem Satz.

Nach dem Schlusssatz – „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben“ – erklangen einige Schläge der Totenglocke der Kirche von St. Lamberti, bevor das Publikum die Darbietung mit einem langen Applaus würdigte. Konrad Suttmeyer trat vor den vorderen Altar und bedankte sich bei dem Chor und dem Orchester, bevor er sich zusammen mit den beiden Gesangssolisten mit einer Verbeugung vom Publikum verabschiedete.