Gladbeck. . ZDF übertrug zum zweiten Mal live einen Gottesdienst aus der katholischen Gemeinde St. Lamberti Gladbeck. Propst Müller übersetzte Pfingstbotschaft ins Heute.

Von St. Lamberti in Gladbeck ging die Pfingstbotschaft hinaus in die deutschsprachige Welt. Bereits zum zweiten Male übertrug das ZDF live einen Gottesdienst aus der katholischen Gemeinde. Rund eine Million Zuschauer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz verfolgte am Pfingstsonntag die festliche Heilige Messe in einem voll besetzten Gotteshaus auf dem Fernseh-Bildschirm.

Musikalische Untermalung

Das mächtige Tönen und Tosen von Orgel, Blechbläserquartett und fast 80-köpfigem Chor unter Leitung von Kantor Konrad Suttmeyer durchfluteten das denkmalgeschütze Gebäude im Herzen Gladbecks – passend zur ersten Lesung aus der Apostelgeschichte, wo es heißt: „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.“ Berührend und voller Inbrunst interpretierten die Mitglieder mehrerer lokaler Kirchenchöre vereint zu einem Klangkörper die Missa brevis aus der Feder von Christopher Tambling.

„Alle wurden mit dem heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“, heißt es weiter in der Apostelgeschichte. Der heilige Geist? Pfingsten? Was für eine Bedeutung haben sie heutzutage? Ist von ihnen überhaupt noch die Rede?

Das größte Geschenk

Propst André Müller übertrug in seiner Predigt die Worte der heiligen Schrift ins Heute, stellte den Bezug zum modernen Alltag dar. Bertold Brecht habe einst gespottet: „Pfingsten sind die Geschenke aum kleinsten.“ Und laut einer Tageszeitung brauche der Mensch zu dieser Zeit einzig Spargel und Erdbeeren. Mitnichten, führte Propst Müller aus. Schließlich ist Pfingsten für Christen das drittwichtigste Fest im Kirchenjahr, „bei dem das Geschenk am größten ist; bei dem wir wirklich das bekommen, was wir brauchen: Gottes heiligen Geist.“

„Standby-Gott“: jederzeit aktivierbar

Er zog den Vergleich zu einem modernen technischen Detail, das wohl jeder kennt: zur Standby-Funktion – „ganz wörtlich in Deutsche übersetzt: Bei-Stand“; irgendwo im Hintergrund schlummernd, um jederzeit aktiviert werden zu können, stets in Bereitschaft und auf Abruf bereit. Jesus habe seinen Freunden vor seinem Tod zum Abschied kundgetan, wer dieser „Standby-Gott“, dieser Beistand, sei: der heilige Geist. „Er wird immer bei Euch sein, auch dann, wenn Ihr mich nicht mehr auf der Erde seht“, habe Jesus seine Jünger getröstet. Propst Müller: „Bei der Taufe haben wir den Geist Gottes geschenkt bekommen.“ Wie Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther schreibt, würden alle in der Taufe zu einem einzigen Leib. Sprich: zu einer Kirche.

Spuren: tätige Nächstenliebe

Wer erkenne: Jesus steht auf meiner Seite, ist mein Beistand, sein Geist ist bei mir – der könne sich als beschenkt betrachten. Denn zu jeder Zeit lasse sich der heilige Geist aktivieren, so dass man optimistisch durchs Leben gehen könne. Dessen Spuren, so Propst Müller, ließen sich an vielerlei tätiger Nächstenliebe erkennen. Ein aktuelles Beispiel: die Aufnahme von Flüchtlingen. Der Geistliche sagte mit Nachdruck, ein herzliches Willkommen sei keineswegs „Sozialromantik“. Und das Beste an diesem göttlichen „Standby“: Es koste nichts, sondern schenke sogar Energie . . .