Essen. Im Essener Grugabad wird jetzt Saisonstart gefeiert. Gleichzeitig wird diskutiert, ob ein millionenschwerer Umbau zum Ganzjahresbad sinnvoll ist.

Mit Frühstück und Musik am Beckenrand starten die Grugabad-Freunde e.V. am Mittwoch, 1. Mai, in eine besondere Freibadsaison: Das denkmalgeschützte Grugabad feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Gleichzeitig rückt die Entscheidung über eine Sanierung und mögliche Umgestaltung von Essens größtem Freibad näher. Während die Stadt noch eine Überdachung prüft, haben die Vereinsmitglieder schon ein klares Votum abgegeben.

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Der Verein setzt sich seit sechs Jahren für das Bad ein, tatkräftig und als Akteur in der Stadtpolitik. So hat das Green Team vor dem Saisonstart in den Beeten am Eingangs- und Umkleide-Bereich gegärtnert. Und wenn das Bad am Maifeiertag um 8 Uhr öffnet, haben die Grugabad-Freunde schon eingedeckt: Um 8.30 Uhr servieren sie am Rand des Sportbeckens Kaffee und Brötchen, um 8.45 Uhr stimmt das schräge Blasorchester „Tuba Libre“ am Wellenbecken auf die erste Welle der Saison um neun Uhr ein. Bis gegen 11 Uhr gibt es Frühstück, bis Punkt 20 Uhr ist das Bad geöffnet.

Saisonkräfte für Freibäder gesucht

Die Sport- und Bäderbetriebe Essen suchen für die Freibadsaison 2024 Rettungsschwimmer und -schwimmerinnen, die mindestens 18 Jahre alt und im Besitz eines Deutschen Rettungsschwimmabzeichens in Silber sind. Es darf nicht älter als zwei Jahre sein und muss mindestens bis September 2024 gültig sein. Die Tätigkeit ist steuer- und sozialversicherungspflichtig. Die Wochenarbeitszeit liegt zwischen 19,5 und 39 Stunden. Infos telefonisch unter: 0201 88-52234 und 0201 88-52237.

Auch das Freibad Dellwig (Hesse) öffnet wie das Grugabad am Mittwoch, 1. Mai. Das Freibad Steele wird nach der langwierigen Sanierung am Samstag, 11. Mai, von 14 bis 18 Uhr feierlich wiedereröffnet; ab Sonntag, 12. Mai, (Muttertag) hat es regulär geöffnet. Die Freibad-Bereiche der Kombibäder Kettwig und Oststadt sollen Pfingsten (18. Mai) öffnen.

Der Verein Grugabad-Freunde e.V. setzt sich für den Erhalt und lebendigen Betrieb des Grugabades ein. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 12 Euro im Jahr. Von Mai bis September bietet der Verein an jedem ersten Sonntag im Monat um 11 Uhr Führungen zu Architektur und Geschichte des Grugabads an. Weitere Infos auf: www.grugabad-freunde.de und www.facebook.com/grugabadfreunde

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Geht es nach den Sport- und Bäderbetrieben, soll das Grugabad während der gesamten Freibadsaison durchgehend öffnen; von der vierstündigen Pause hat man sich im Jahr 2019 verabschiedet. Für den pausenlosen Betrieb ist man indes auf eine ausreichende Zahl an Saisonkräften angewiesen; Mitte April fehlten noch acht Rettungsschwimmer. „Die genauen Öffnungszeiten werden, in Abhängigkeit der weiteren Entwicklung der Personalakquise, rechtzeitig bekannt gegeben“, heißt es.

Einzigartiges Essener Freibad-Ensemble steht unter Denkmalschutz

Das Luftbild zeigt die großzügige Anlage des Grugabades, zu dem das 50-Meter-Sportbecken (l.) mit dem benachbarten Sprungbecken sowie rechts im Bild (und auf einer tiefergelegenen Ebene) das Nichtschwimmerbecken mit der Elefantenrutsche und das Wellenbecken gehören. Im Hintergrund ist das Babybecken zu erkennen. Eingerahmt ist die Wasserlandschaft von Tribüne und Volleyballfeldern (links) und den Liegeflächen rechter Hand.
Das Luftbild zeigt die großzügige Anlage des Grugabades, zu dem das 50-Meter-Sportbecken (l.) mit dem benachbarten Sprungbecken sowie rechts im Bild (und auf einer tiefergelegenen Ebene) das Nichtschwimmerbecken mit der Elefantenrutsche und das Wellenbecken gehören. Im Hintergrund ist das Babybecken zu erkennen. Eingerahmt ist die Wasserlandschaft von Tribüne und Volleyballfeldern (links) und den Liegeflächen rechter Hand. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Parallel dazu läuft jetzt das „Wettbewerbsverfahren zu Sanierung und Konzeption des Grugabades als Ganzjahresbad“, das Ende März gestartet wurde. Das mehrstufige Verfahren solle eine „schrittweise Konzeptentwicklung“ ermöglichen und die „Vereinbarkeit mit der Denkmalpflege“ ebenso wie die „finanzielle Machbarkeit“ der Pläne klären. Beide Aspekte stehen einem Ganzjahresbad entgegen: Die Überdachung eines Beckens würde in das terrassierte Ensemble eingreifen, das auch Sprungturm, Tribüne und Elefantenrutsche im Kinderbecken umfasst und in seiner Gesamtheit geschützt ist.

Stadt will Überdachung eines Beckens prüfen

Mit dieser Animation veranschaulichte die Stadt im Mai 2020 eine mögliche Überdachung des Nichtschwimmerbeckens. 
Mit dieser Animation veranschaulichte die Stadt im Mai 2020 eine mögliche Überdachung des Nichtschwimmerbeckens. 

Was die Kosten betrifft, beziffert die Stadt diese für die lange verschleppte Sanierung mit 48 Millionen Euro. Fast noch einmal so viel, nämlich 42 Millionen Euro, fielen für den Umbau zum Ganzjahresbad an. Ende 2022 hatte Sportdezernentin Simone Raskob eingeräumt, dass auch die mit dem Umbau einhergehende Verlängerung des Badebetriebs von vier auf zwölf Monate die Investitionskosten nie einspielen könnte. Doch sie freue sich auf das Ergebnis des 1,6 Millionen Euro teuren Wettbewerbs: „Wir haben jetzt die einmalige Chance, einmal gemeinsam groß zu denken.“

Vereinsvorsitzende verweist auf das klare Votum der Mitglieder

Setzt sich für Essens größtes Freibad ein: Heide Koch, die Vorsitzende des Vereins Grugabad-Freunde. (Das Bild zeigt sie im Sommer 2020 auf dem Sprungturm).
Setzt sich für Essens größtes Freibad ein: Heide Koch, die Vorsitzende des Vereins Grugabad-Freunde. (Das Bild zeigt sie im Sommer 2020 auf dem Sprungturm). © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Die Mitglieder der Grugabad-Freunde sind offenbar bescheidener: Bei einer Befragung im vergangenen Jahr hätten sich über 90 Prozent gegen die von der Stadt bislang favorisierte Überdachung des Nichtschwimmerbeckens ausgesprochen, sagt die Vereinsvorsitzende, Heide Koch. Ein Dach über dem Sportbecken habe sogar noch mehr Ablehnung erfahren. Lediglich für die vom Verein ins Spiel gebrachte Variante, hinter der Tribüne ein ganz neues Hallenbad zu bauen, habe etwa der Hälfte der Mitglieder votiert.

Schwimmen unter freiem Himmel ist den Badegästen am wichtigsten

Beliebt: das Wellenbecken im Grugabad.
Beliebt: das Wellenbecken im Grugabad. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Gefragt, was sie am Grugabad besonders schätzten, antworteten die meisten: „Im Sommer draußen sein und unter freiem Himmel schwimmen zu können.“ Viele hätten auch die sehr gut gestaltete Gesamtanlage hervorgehoben. Sie teilen damit instinktiv die Bedenken der Denkmalschützer gegen grobschlächtige Eingriffe in das Bad-Ensemble. So sind Heide Koch und ihre Mitstreiter einstweilen froh, dass die Wettbewerbsausschreibung keine Vorentscheidung für ein Ganzjahresbad treffe, sondern klar die Sanierung des Bades in den Vordergrund stelle.

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Das Verfahren wird etwa ein Jahr lang dauern: Der Rat kann also frühestens im ersten Quartal 2025 entscheiden. Bad-Team und Badegäste werden noch eine Weile mit der veralteten Technik, kaputten Fliesen und den rustikalen Duschräumen leben müssen.

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