Essen. Lange litt das Essener Grugabad unter einem mäßigen Ruf, diese Saison gelang der Imagewandel. Doch ohne Sanierung hat das Freibad keine Zukunft.

Es war eine Freibadsaison der Superlative, und ganz besonders profitierte davon das Grugabad. Das lag wohl nicht allein am Jahrhundertsommer, sondern auch an einer geglückten Imagekorrektur. „Es wurden neue Kräfte geweckt für ein schon totgeglaubtes Bad“, sagt Planungsdezernent Hans-Jürgen Best.

Befördert wurde das auch vom Verein der Grugabad-Freunde, der hofft, dass der Schwung nicht gleich verpufft: Rasch müsse über die notwendige Sanierung des Bades entschieden werden.

185.000 Besucher kamen 2018 ins Essener Grugabad

Fast 500.000 Gäste kamen 2018 in die fünf Essener Freibäder, allein 185.000 ins Grugabad. Dabei ist es erst zwei Jahre her, dass das als einziges Freibad einen Besucherrückgang verkraften musste. Ein „Imageproblem“ bescheinigte der damalige Sportdezernent Andreas Bomheuer dem größten Freibad der Stadt: Man müsse für mehr Sicherheit sorgen und die Atmosphäre verbessern. Denkbar sei auch ein Bad-Forum, bei dem Bürger Ideen einbringen könnten.

So voll war es in der Saison 2018 im Essener Grugabad nicht nur an jenem Augusttag, an dem dieses Foto vom Wellenbecken entstand.
So voll war es in der Saison 2018 im Essener Grugabad nicht nur an jenem Augusttag, an dem dieses Foto vom Wellenbecken entstand. © Stefan Arend

2017 war es so weit: Mit beratenden Top-Architekten organisierte die Stadt einen monatelangen Beteiligungsprozess zum Grugabad. Dabei wurden bekannte Mängel wie der Sanierungsstau benannt; gleichzeitig zeigte sich die große Zuneigung, die viele Essener seit Kindertagen für „ihr Bad“ hegen. Abendelang diskutierten sie, ob es bloß eine Generalüberholung brauche oder Looping-Rutschen, Wellness-Angebote, Event-Gastronomie und Ganzjahresbetrieb.

Grugabad-Freunde sorgten für positive Schlagzeilen

Am Ende standen drei Szenarien – und eine Liebeserklärung. Die Stadt muss prüfen, ob das Bad a) lediglich saniert wird, b) ein modernes Freizeitkonzept bekommt oder c) teilüberdacht zum Kombibad wird. Außerdem gründeten Teilnehmer den Verein der Grugabad-Freunde, um die Aufbruchsstimmung aus den Workshops in die nächste Saison zu tragen.

Mit dem Anschwimm-Frühstück startete der Verein in die Saison, beschenkte bald den 50.000. Gast, ehrte drei Wochen später bereits den 100.000. Sorgten sonst schon mal hässliche Szenen oder Polizeieinsätze für Schlagzeilen, wurden nun im Grugabad sympathische Nachrichten produziert und auch via Facebook verbreitet. Über das soziale Netzwerk beantworteten die Grugabad-Freunde zudem Fragen nach Öffnungszeiten oder Ermäßigungen; ein Service, den die Stadt wohl unzureichend erledigt.

Architektur-Auszeichnung für das Bad-Ensemble

Mit Partnern wie dem Kunstbaden oder Tauchvereinen habe man „viel Positives auf die Beine stellen können“, freut sich die Vorsitzende der Grugabad-Freunde, Heide Koch. „Und das Grugabad-Team war unglaublich hilfsbereit, stets ansprechbar, hat überall mitgezogen.“ Das sei gerade angesichts der Besuchermassen in dieser Saison bemerkenswert: „Der Dienst war ja nicht immer gemütlich.“ Sie habe ein Team erlebt, das stolz sei auf das Bad und sich über die Architektur-Auszeichnung als Big Beautiful Building sehr gefreut habe.

Am Tag des Denkmals führten die Grugabad-Freunde dann zahlreiche Gäste durch das „Große Schöne Bauwerk“, hörten dabei auch viele Anekdoten von langjährigen Badbesuchern. Manche wird wohl einfließen, wenn die Führungen im neuen Jahr wieder aufgenommen werden. Denn, so haben es die Grugabad-Freunde jüngst auf ihrer Mitgliederversammlung beschlossen, 2019 soll die fröhliche Lobbyarbeit mit noch mehr Aktionen fortgesetzt werden.

Die Machbarkeitsstudie soll 2019 vorgelegt werden

Auch Fragen nach erweiterten Öffnungszeiten, nach Denkmalschutz und der Zukunft des Bades will man dann mit Nachdruck stellen. Der zuständige Planungsdezernent Hans-Jürgen Best sagt zum weiteren Fahrplan: „Erstmal müssen wir berechnen, was nötige Reparaturen kosten würden oder wie teuer eine Überdachung wäre.“ Jene gut 14 Millionen Euro Sanierungskosten, die schon vor sechs Jahren benannt wurden, seien „ein aus der Hüfte geschossener Wert – aber wohl nicht völlig falsch“.

Genauer solle das eine Machbarkeitsstudie beantworten, die man bald in Auftrag geben wolle. Den Bestellzettel habe die Verwaltung vorbereitet, nun müsse die Politik noch ihre Wünsche ankreuzen. Im Kern sollen die drei erwähnten Szenarien bewertet und beziffert werden. Vorliegen könnte die Studie im Sommer 2019; erst dann wird über die Zukunft des Bades entschieden. Eins habe der Beteiligungsprozess bereits geschafft, betont Best: „Er hat viele Kräfte zusammengeschweißt — das war ein Riesengewinn für die öffentliche Wahrnehmung des Bades.“

>>> SPITZENSAISON FÜR DIE FREIBÄDER

2018 zählten das Grugabad, die Kombibäder Oststadt und Kettwig und die Freibäder Dellwig und Steele insgesamt 493.476 Gäste. Damit wurden 776.500 Euro erzielt. Ähnlich hohe Besucherzahlen gab es zuletzt 2006 mit 464.317 Freibadgästen (und Einnahmen von 617.280 Euro).

Sitz der Grugabad-Freunde ist direkt am Bad: Am Grugapark 10 in Essen. Jahresbeitrag: 12 Euro, Infos auf www.grugabad-freunde.de