Essen. Die Grugabad-Freunde haben Politiker zur Zukunft des Freibads befragt. Essens OB Thomas Kufen sagt, der Denkmalschutz werde auf den Weg gebracht.

Nach zwei Super-Sommern mit Rekordbesucherzahlen schien das Grugabad auf gutem Kurs, doch nun fällt der Saisonstart 2020 coronabedingt aus. Ob das Bad im Laufe des Sommers noch öffnet, ist ungewiss – die Sport- und Bäderbetriebe sind ab Mai in Kurzarbeit. Die erzwungene Auszeit dürfe nicht ungenutzt bleiben, fordern die Grugabad-Freunde e.V. „Wir hoffen, dass in diesem Sommer die Weichen für Erhalt und Erneuerung des Bades neu gestellt werden.“

Der Saisonauftakt fällt aus, nun soll die Politik sich zur Zukunft des Bades äußern

Eigentlich wollte der Verein am Wochenende zum Anschwimm-Frühstück einladen, nun lenkt er mit einer Umfrage die Aufmerksamkeit auf das Bad: Die Grugabad-Freunde haben vor einiger Zeit alle Ratsfraktionen, Oberbürgermeister Thomas Kufen sowie den OB-Kandidaten der SPD, Oliver Kern, angeschrieben und gefragt: „Was bedeutet das Grugabad für Essen und für Sie?“ Die Antworten sind ab sofort auf der Homepage des Vereins zu lesen. Ein Ergebnis: Der lange verzögerte Denkmalschutz soll nach dem Willen des OB auf den Weg gebracht werden.

Die Grugabad-Freunde sehen sich als Lobby für Essens größtes Freibad: Das Bild zeigt sie beim Anschwimm-Frühstück 2019. In diesem Jahr fällt der Saisonstart flach.
Die Grugabad-Freunde sehen sich als Lobby für Essens größtes Freibad: Das Bild zeigt sie beim Anschwimm-Frühstück 2019. In diesem Jahr fällt der Saisonstart flach. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die angeschriebenen Politiker werden sehr konkret gefragt, wie die dringend erforderliche Sanierung des Bades gestemmt werden soll, deren geschätzte Kosten inzwischen bei 34 Millionen Euro liegen. Der Verein, der sich im Zuge des Beteiligungsprozesses zum Grugabad im Sommer 2017 gegründet hatte, sorgte seither durch publikumswirksame Aktionen für eine spürbare Imageverbesserung des Bades. Das ungewöhnlich gute Wetter tat ein übriges, um in den vergangenen Sommern mühelos Besucherzahlen von 150.000 und mehr zu erzielen.

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Gleichzeitig blieb die Zukunft des Bades ungeklärt, der Denkmalschutz in in der Schwebe, die Ausschreibung einer Machbarkeitsstudie durch die Stadt verlief erfolglos. Nun erwarten die Grugabad-Freunde ein klares Signal aus der Politik, den Stillstand endlich zu beenden.

Von Aushängeschild und Markenzeichen ist die Rede – ein Zeitplan zur Sanierung fehlt

In den Politiker-Antworten fehlt es nun nicht an Bekenntnissen zum Bad: Als „nicht mehr wegzudenkende Einrichtung der Schwimmkultur im Revier“ bezeichnet es OB Kufen, und sein SPD-Herausforderer Kern fast wortgleich als „nicht weg zu denkende Institution“, bei den Fraktionen ist von Markenzeichen und Aushängeschild die Rede.

Verein hat Politiker zur Zukunft des Grugabades befragt

Die Grugabad-Freunde e.V. sehen sich als Lobby des größten Freibades in Essen. Sie entstanden im Zuge des Beteiligungsprozesses „Zukunft des Grugabades“ im Jahr 2017 und fahren zweigleisig: Einerseits machen sie – in enger Zusammenarbeit mit dem Bad-Team – Aktionen wie das Frühstück zum Saisonstart, die Ehrung des 50.000 Saisonbesuchers oder die Gestaltung von Grünflächen. Damit wollen sie das Grugabad verschönern und mit positiven Schlagzeilen in die öffentliche Wahrnehmung rücken.

Andererseits verstehen sie sich als Stimme für Erhalt und Ertüchtigung des Bades und mahnen im steten Dialog mit Verwaltung und Politik ein zukunftsfähiges Konzept für das Grugabad an. Dazu soll auch die Befragung „Was bedeutet das Grugabad für Essen und für Sie?“ beitragen, die der Verein an die Essener Oberbürgermeisterkandidaten und die Ratsfraktionen von CDU, SPD, FDP, Grünen und Linken verschickt hat. Die Antworten und weitere Infos finden sich hier:
grugabad-freunde.de

Einen genauen Zeitplan zur Sanierung beschreibt indes keiner der Befragten. Kufen betont sogar: „Aktuell gibt es aufgrund der Bauzustandserfassung keinen Handlungsbedarf“. Sollten dringende Reparaturen nötig sein, stünden dafür die regulären Instandhaltungsmittel bereit.

Ob es sinnvoll sei, die Machbarkeitsstudie erneut auszuschreiben oder ob eine andere Vorgehensweise „zu einer zügigeren Planung“ führen könne, werde derzeit diskutiert. Auf diese Diskussion verweisen auch die gemeinsam regierenden Ratsfraktionen von CDU und SPD. Tatsächlich rechnet wohl niemand mehr mit einer Machbarkeitsstudie. Und so erklärt die CDU, dass man angesichts des kritischen Zustandes des Bades eine Sanierung „in mehreren Bauabschnitten favorisiere“. Auch die FDP befürwortet solche Teilschritte.

Hochbetrieb im Wellenbecken: Es ist völlig ungewiss, ob man in diesem Sommer solche Szenen im Grugabad erleben wird – oder ob die gesamte Freibadsaison coronabedingt ausfällt.
Hochbetrieb im Wellenbecken: Es ist völlig ungewiss, ob man in diesem Sommer solche Szenen im Grugabad erleben wird – oder ob die gesamte Freibadsaison coronabedingt ausfällt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die SPD weist darauf hin, dass es neben dem bloßen Erhalt um eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Bades gehen müsse. Und die Grünen legen sich fest, wie die aussehen soll: „Angesichts der hervorragenden Lage und ohnehin umfassender Sanierungsnotwendigkeiten sollte jetzt endlich der Startschuss für das Grugabad mit einer Ganzjahresnutzung erfolgen“, sagt der Grüne OB-Kandidat Mehrdad Mostofizahdeh.

Grüne wünschen sich Ganzjahresbetrieb, der OB will den Denkmalschutz vorantreiben

Bei der Planung der dafür notwendigen Teilüberdachung müsse natürlich der Denkmalschutz beachtet werden, erst dann lasse sich die Finanzierung klären, so der Grüne. Sozialdemokrat Kern sieht unterdessen das Land in der Pflicht: Ohne die Klärung der Altschulden-Problematik könne Essen seine Infrastruktur nicht erneuern. Und das Grugabad könne man angesichts drohender Hitzewellen schon fast als „Teil der kritischen Infrastruktur“ sehen.

Viele der Ratsfraktionen schielen nun auf Fördermittel und -programme von Bund und Land. Den angestrebten Denkmalschutz für das Bad bewerten sie dagegen meist kritisch als möglichen Kostentreiber, der überdies mögliche Veränderungen am Bad verhindern könne. OB Kufen stellt dagegen klar, dass man die Eintragung in die Denkmalliste weiterverfolge. Pluspunkt: Dann könne man auch Mittel aus dem Denkmalförderprogramm des Landes beantragen.

Unterdessen weist die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen die Bundesregierung darauf hin, dass 2020 mit einem heißem Sommer und entsprechendem Andrang an Badegewässern zu rechnen sei: „Wir meinen, dass die Möglichkeit, Freibäder zu eröffnen, spätestens Ende Juni, also mit Beginn der Sommerferien, geschaffen werden müsste.“

Unterdessen weist die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen die Bundesregierung darauf hin, dass 2020 mit einem heißem Sommer und entsprechendem Andrang an Badegewässern zu rechnen sei: „Wir meinen, dass die Möglichkeit, Freibäder zu eröffnen, spätestens Ende Juni, also mit Beginn der Sommerferien, geschaffen werden müsste.“