Duisburg-Walsum. Dem Duisburger Familienbetrieb mit der weltbekannten Limo Sinalco bricht der Umsatz ein. Mitarbeiter können aber hoffen – auch auf eine Impfung.

Die gesamte Getränkebranche ist in der Pandemie unter Druck, insbesondere wegen der Corona-Regeln, die die Gastronomie einschränken. Während aber die Duisburger König-Brauerei in Beeck von „gravierenden Folgen“ spricht und in einem offen Brief mit rund 300 anderen Brauereien die Vernichtung von abgelaufenem Bier im Wert vieler Millionen Euro beklagte, sieht die Lage für den Getränkehersteller Hövelmann in Duisburg-Walsum nicht ganz so finster aus. Jedoch ernst ist die Situation für das Familienunternehmen an der Römerstraße allemal.

So büßt Hövelmann durch Corona im Gastronomie-Geschäft etwa die Hälfte des Umsatzes ein, da neben den Restaurants, Hotels und Kneipen auch Festivals, Konzerte, Fußballstadien oder Schützenfeste von den Einschränkungen betroffen sind. Noch kann der Getränkehersteller mit den Traditionsmarken Sinalco und Rheinfels Quelle nicht abschätzen, ob und wie seine Gastronomiekunden die Pandemie bewältigen. Doch das Unternehmen stelle in Gesprächen fest, „dass viele trotz allem positiv denken und ein starkes Durchhaltevermögen zeigen“, so die geschäftsführende Gesellschafterin Heidrun Hövelmann.

„Die Eindämmung der Pandemie hat absoluten Vorrang und wirtschaftliche Interessen dürfen nicht zu leichtsinnigen Lockerungen führen“, findet Heidrun Hövelmann. Sie ist geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens.
„Die Eindämmung der Pandemie hat absoluten Vorrang und wirtschaftliche Interessen dürfen nicht zu leichtsinnigen Lockerungen führen“, findet Heidrun Hövelmann. Sie ist geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens. © Rheinfels-Quellen H. Hövelmann

Obwohl nun Absätze aus der Gastronomie bis auf weiteres wegfallen, befürwortet Heidrun Hövelmann den Lockdown, denn „die Eindämmung der Pandemie hat absoluten Vorrang und wirtschaftliche Interessen dürfen nicht zu leichtsinnigen Lockerungen führen“.

Duisburger Firma Hövelmann hat weiterhin „sehr starkes Standbein“ im Handel

Allerdings sind für das Familienunternehmen nicht Restaurants und Hotels der wichtigste Absatzmarkt, sondern der Handel. „Erfreulicherweise verfügen wir über ein sehr starkes Standbein im Lebensmittel- und Getränkehandel, so dass wir den Einbruch im Gastronomie-Geschäft bisher teilweise kompensieren konnten“, sagt die Gesellschafterin. So findet man Hövelmann-Produkte nicht nur in Supermärkten, Discountern oder Getränkemärkten, sondern aufgrund neuer Bio-Limonaden („Rheinperle Bio Limo leicht“ und „Bilz Bio-Limonaden“) inzwischen auch in Reformhäusern und Naturkostläden.

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So schwer die Situation derzeit für den Getränkehersteller auch ist, durch die Pandemie sind laut Heidrun Hövelmann keine Arbeitsplätze bedroht. Rund 650 Beschäftigte hat der Betrieb, davon arbeiten 510 in Duisburg. Zwar waren noch im ersten Lockdown die Gastronomie-Außendienstler zeitweilig in Kurzarbeit, doch sie konnten kurzfristig in der Produktion und Logistik eingesetzt werden, so dass sich jetzt niemand mehr in Kurzarbeit befindet.

Duisburger kaufen verstärkt heimisches Mineralwasser

Eine weitere „positive Entwicklung“ bemerkt Heidrun Hövelmann außerdem beim Einkaufsverhalten der Duisburger, denn sie greifen verstärkt zum Mineralwasser Rheinfels Quelle. Darin sieht die Unternehmerin jedoch nicht ausnahmslos Solidaritätskäufe, um einen heimischen Betrieb in der Coronakrise zu unterstützen, sondern auch einen Verbrauchertrend: „Die Konsumenten haben gelernt, wie sinnvoll es ist, regionale Mineralwassersorten zu konsumieren.“

Die Limonade Sinalco ist eine Traditionsmarke von Hövelmann und wird weltweit in rund 50 Ländern als „German Lemonade“ getrunken.
Die Limonade Sinalco ist eine Traditionsmarke von Hövelmann und wird weltweit in rund 50 Ländern als „German Lemonade“ getrunken. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bei der Limonadenmarke Sinalco lässt sich dagegen derzeit keine steigende Nachfrage feststellen. Diesen Umstand sieht Hövelmann als Auftrag, künftig stärker herauszustellen, dass es sich um eine heimische Traditionsmarke eines mittelständischen Familienbetriebs handelt. Dass in den Sinalco-Getränken regionale Zutaten verarbeitet sind und dass sie vor allem Mineralwasser enthält, während Konkurrenten für ihre Erfrischungsgetränke auf Leitungswasser benutzten.

Bürokratische Hürden verhindern derzeit Impfkampagne auf dem Werksgelände

Das drängendste Projekt an der Römerstraße ist jedoch keine Werbekampagne für die international bekannte Limonade, sondern die schon seit Wochen vorbereitete Impfkampagne auf dem Werksgelände. „Mit unseren drei Betriebsärzten könnten wir 500 Mitarbeiter innerhalb eines Tages impfen“, betont Hövelmann. „Das würde die Impfzentren und Arztpraxen entlasten und unseren Mitarbeitern auf eine schnelle, unbürokratische Art Sicherheit geben.“

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Noch bestehen allerdings bürokratische Hürden, denn die Duisburger Betriebsärztin und ihre beiden Kollegen vom arbeitsmedizinischen Dienst rechnen nicht über die Kassenärztliche Vereinigung ab. Heidrun Hövelmann ist jedoch zuversichtlich, dass diese Hürden bald fallen. Die Anfragen, dass der Getränkehersteller mit dem Impfen seiner Beschäftigten beginnen kann, sind zumindest längst gestellt.

>> ABGELAUFENE WARE VERNICHTET

● Haben die deutschen Brauereien, darunter auch die König-Brauerei in Beeck, in der Corona-Pandemie schon Bier im Wert von vielen Millionen Euro vernichten müssen, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen war, ist die Rheinfels-Quellen H. Hövelmann GmbH & Co. KG diesbezüglich glimpflich davongekommen.

● Zwar musste auch Hövelmann abgelaufene Gastronomieware (Mineralwasser und Erfrischungsgetränke) wegschütten, das sei jedoch nur eine geringe Menge an Mehrweg-Glasflaschen (0,2 und 0,33 Liter) sowie vereinzelten Keg-Behälter für Zapfanlagen gewesen.

● Das Familienunternehmen aus Duisburg-Walsum ist international bekannt und nach eigenen Angaben steht seine Sinalco als „German Lemonade“ in rund 50 Ländern in den Regalen.